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Schulplatzmangel in KölnWie eine Mutter für einen Schulplatz für ihren Sohn kämpft

Lesezeit 4 Minuten
Nora Buchheit und ihr Sohn Emil vor der Ratssitzung im April

Nora Buchheit und ihr Sohn Emil vor der Ratssitzung im April

Die alleinerziehende Nora Buchheit kämpft um einen wohnortnahen Schulplatz für ihren Zehnjährigen. Mit der Rundschau hat sie über die Herausforderungen gesprochen.

Am Freitag ist der letzte Schultag vor den Osterferien. Doch so richtig freuen kann sich Emil nicht. Der Zehnjährige aus Nippes weiß immer noch nicht, auf welches städtische Gymnasium er nach den Sommerferien geht. „Die Ungewissheit haut uns ganz schön aus den Schuhen. Für mich geht es bei der Frage nach einem Schulplatz für Emil um seine schulische Laufbahn und um nichts geringeres als unsere finanzielle Existenz“, sagt Mutter Nora Buchheit.

Die alleinerziehende Mutter hat eine 40-Stunden-Stelle in Bergisch Gladbach. Um Beruf und Familie zu vereinbaren, hatte sie darauf gesetzt, dass Emil zusammen mit seinem besten Freund, bei dem er oft den Nachmittag verbringt, auf das Leonardo-Da-Vinci-Gymnasium in Nippes gehen könnte. Das vermerkte sie auch bei der Anmeldung an der Schule. Erfolglos. Sie erhielt eine Ablehnung.

Begründung: Es gab mehr Anmeldungen als Plätze, und Emil wohne zu weit entfernt. So wie ihm erging es fast 500 Kölner Viertklässlern in der ersten Anmelderunde für die weiterführenden Schulen. Die familienfreundliche Siedlung, in der Emil lebt, liegt ungünstig, wenn der Schulweg herangezogen wird. „Wer auf dem Clouth-Gelände wohnt, ist näher dran an der Schule“, sagt Buchheit.

Auch an der Zweitwunschschule war kein Platz mehr frei. In der zweiten Anmelderunde lag alle Hoffnung von Nora Buchheit dann darauf, dass Emil an die Kaiserin-Augusta-Schule in der Innenstadt durfte. „Leider wieder eine Ablehnung.“ Emil ist einer von jenen Kölner Viertklässlern, für die es nach der zweiten Anmelderunde nur noch Schulplätze auf vier „Restgymnasien“ gab − in Widdersdorf, Ostheim oder Porz. Unter 45 Minuten ist im besten Fall für Emil keines der „übrig gebliebenen“ Gymnasien mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Umstiege sind immer notwendig. Buchheit möchte ihren Sohn nicht alleine durch die Stadt fahren lassen.

Für mich geht es bei der Frage nach einem Schulplatz für Emil um seine schulische Laufbahn und um nichts geringeres als unsere finanzielle Existenz.
Nora Buchheit

„Aufgrund meiner Arbeit geht es für mich nicht, meinen Sohn bei seinem Schulweg zu begleiten“, sagt sie. Um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, braucht die alleinerziehende Mutter ein Netzwerk, auf das sie sich verlassen kann. „Für Emil und mich ist in unserem Alltag unser soziales Netzwerk hier in Nippes elementar wichtig, um die Betreuung abzudecken. Emil ist regelmäßig am Nachmittag bei seinem Schulfreund, und unsere Freundschaft stützt daher unsere finanzielle Existenz. Mit einem Schulbesuch in einer völlig fremden Umgebung und ohne soziale Kontakte, fürchte ich natürlich darum, wie es für uns nach den Sommerferien weitergehen soll“, schrieb Nora Buchheit am 20. März per E-Mail an die Adresse des Schulamtes. Die Stadt hatte den Eltern abgelehnter Kinder Beratung angeboten. Zwei Tage später hatte sie die Antwort im Postfach: „Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung Ihrer Situation, die wir völlig nachvollziehen können. Leider ist es aus schulrechtlicher Sicht nicht möglich die Klassenstärke zu erhöhen“, hieß es unter anderem. Und abschließend: „Vielleicht erhält Emil doch noch einen Platz über die Warteliste, was wir ihm sehr wünschen.“

Zermürbende Situation

Nora Buchheit genügte diese schriftliche Antwort nicht. „Gibt es etwas, was Sie aktiv für uns tun können? Es wurde eine individuelle Beratung angekündigt, ich frage mich jetzt, worin diese besteht. Meine große Hoffnung war, dass Sie in Ihrer Position irgendwas tun können“, schrieb die Mutter direkt zurück ans Schulamt. Eine Woche lang habe es von dort keine weitere Antwort gegeben. „Das war eine enorme Hängepartie, darauf zu warten. Ich finde es krass, dass man so hinterher laufen muss wie ein Bittsteller“, kritisiert Buchheit, die zwischendurch per E-Mail im Schulamt wegen einer Beratung nachfragte.

Erst als sich die Schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Rat, Stefanie Ruffen, an Schulamtsleiterin Anne Lena Ritter wandte, gab es eine Reaktion. Laut Ritter sei Nora Buchheit telefonisch beraten worden. „Ihre Antwort macht mich sprachlos“, schrieb die Mutter zurück, „Über eine telefonische Kontaktaufnahme hätte ich mich sehr gefreut. Diese ist bis heute nicht erfolgt. Ich weiß nicht, ob Ihnen klar ist, wie zermürbend und belastend die Situation für unsere kleine Familie ist und wie enttäuschend es ist, keine Unterstützung zu erfahren.“ Zwischendurch hat Buchheit vom Gymnasium Kreuzgasse erfahren, dass dort ein freigewordener Platz durch das Schulamt besetzt wurde. „Ich fühle mich im Regen stehengelassen.“

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