Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Leinen los in Köln?Wie es um das Projekt der Wasserbusse auf dem Rhein steht

3 min
Wassertaxi_Rotterdam_dpa_82469596

Wasserbusse und Wassertaxis wie dieses Plug-in-Hybrid-Modell gehören in Rotterdam schon seit vielen Jahren zum öffentlichen Nahverkehr.  

Köln – Mit dem Schiff schnell auf die andere Rheinseite übersetzen und dabei noch ein Fahrrad mitnehmen – dieser Service soll in Köln bald Wirklichkeit werden. Nachdem 2021 eine Machbarkeitsstudie die Einführung eines regionalen Wasserbus-Systems auf dem Rhein als realistisch eingestuft hatte (wir berichteten), werden nun die Planungen vertieft. Bis Ende Juni soll die Stadtverwaltung ein Arbeitsprogramm vorlegen, das die konkreten nächsten Schritte definiert.

In der ersten Ausbaustufe sollen zunächst zwei Pilotlinien geplant und erprobt werden. Die eine soll zwischen Niehl, Mülheim und der Innenstadt verkehren, die andere zwischen Rodenkirchen und Porz. Später soll das Liniennetz von Leverkusen bis Wesseling reichen. Bis es soweit ist, sind aber noch viele Fragen zu klären. Ein Überblick:

Anlegestellen

Rund 50 Schiffsanleger gibt es im untersuchten Gebiet. Einige könnten laut der Studie für eine Nutzung als Wasserbus-Station umgebaut werden, andere Anlegestellen müssten neu errichtet werden. Alle sollen barrierefrei sein, was die Konstrukteure angesichts der wechselnden Wasserstände des Rheins vor Herausforderungen stellt.

Die Schiffe legen an einem schwimmenden Ponton an, bei herkömmlichen Anlegern verlaufen die Zugangsstege bei Niedrigwasser extrem steil. Im Rahmen der Studie wurde ein neuer Anlegertyp mit Rampen konzipiert, der einen barrierefreien Zugang bei Pegelständen zwischen 1,08 und 4,86 Metern ermöglicht. Damit wäre der Betrieb im Schnitt an 321 Tagen im Jahr möglich. Laut der Machbarkeitsstudie sollen die fünf Anlegestellen für die erste Ausbaustufe rund fünf Millionen Euro kosten, in der Endstufe müssten insgesamt 17,5 Millionen Euro investiert werden.

Schiffstypen

Laut den Gutachtern sollen die Wasserbusse „eine hohe Grundgeschwindigkeit“ aufweisen, „um der Strömungsgeschwindigkeit des Rheins und den angestrebten Reisezeiten gerecht zu werden“. Gefordert werden mindestens 30 Stundenkilometer für Längsverbindungen und mindestens 15 km/h für eine Querung des Rheins.

Die Wasserbusse sollen mindestens 100 Personen Platz bieten, um platzmäßig eine „adäquate Alternative zu Bus oder Bahn zu bieten“. Als Teil des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) müssen sie barrierefrei sein. Zudem sollen sie die Mitnahme von 20 bis 50 Fahrrädern ermöglichen – unter Radfahrenden sieht die Studie ein besonders großes Fahrgastpotenzial. Das zeigt auch die Erfahrung in Rotterdam, wo Wasserbusse, in denen Fahrräder mitgenommen werden, seit vielen Jahren erfolgreich genutzt werden.

Antrieb

Perspektivisch sollen in den Wasserbussen Antriebe mit erneuerbaren Energien zum Einsatz kommen, was die Gutachter prinzipiell für machbar halten. Allerdings hätte ein batterieelektrischer Antrieb den Nachteil, dass die Schiffe während der Ladezeiten nicht genutzt werden können. Als realistisch gelten nur Schnellladestationen, die mit hohen Investitionen verbunden sind. Ein Solarstrombetrieb gilt als ungeeignet, denkbar wären neben konventionellen Dieselmodellen auch Hybrid- und Wasserstoffantriebe.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Gutachter empfehlen, nur marktreife Systeme einzusetzen. Damit überhaupt zeitnah ein Pilotbetrieb erfolgen kann, beschloss der Verkehrsausschuss, dass zunächst auch konventionelle Dieselmotoren genutzt werden dürfen, „wenn durch das Leihen, Leasen oder Kaufen gebrauchten Schiffsmaterials eine Inbetriebnahme wesentlich beschleunigt und die Kosten deutlich minimiert werden können“. Für den Dauerbetrieb sei „eine emissionsfreie Flotte anzustreben“.

Der Stadtrat hatte die Stadtverwaltung schon im Mai 2016 beauftragt, ein Linien- und Betreiberkonzept für Wasserbusse zu entwickeln. Rund fünf Jahre später legten die Gutachter ihre Machbarkeitsstudie vor. Bis der erste Wasserbus durch Köln fährt, dürfte noch viel Wasser den Rhein runterfließen.