Bedarfsentscheidung des Stadtrats erneut vertagtUneinigkeit und zu viele offene Fragen zum Zentraldepot der Kölner Museen

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Ein Blick auf alte Schilder und Leuchtreklamen im Depot des Kölnischen Stadtmuseums.

Ein Blick auf alte Schilder und Leuchtreklamen im Depot des Kölnischen Stadtmuseums.

Bedarfsentscheidung des Stadtrats erneut vertagt — SPD und FDP bemängeln fehlende Alternativvorschläge.

Der Lateiner würde sagen: Quo vadis, Zentraldepot? Das von Kulturdezernent Stefan Charles mehrfach geforderte Depot, in dem Lager und Werkstätten der verschiedenen Kölner Museen auf 50.000 Quadratmetern Fläche zusammenkommen sollen, umgibt derzeit ein Dunst von offenen Fragen. Eine erste Entscheidung, mit der der Stadtrat für 2023 und 2024 insgesamt 900.000 Euro für die weitere Planung freigeben soll, flog nach Rundschau-Informationen von der Tagesordnung für die Sitzung am Donnerstag, 7. Dezember.

Somit hat sich die Mittelfreigabe für dieses Jahr erledigt. Der Rat der Stadt tagt erst am 6. Februar wieder. Eigentlich war diese Entscheidung, die auch den Bedarf des Zentraldepots für die Stadt Köln grundsätzlich feststellen soll, bereits im Oktober angedacht. Das Geld war für die nächsten Schritte eingeplant. Externe Dienstleister sollten sich unter anderem mit der Standortfrage, möglichen Szenarios für die Realisierung des Zentraldepots in einzelnen Abschnitten und der Frage nach Fördermöglichkeiten durch Land und Bund auseinandersetzen.

Im nächsten Schritt stand unter anderem auf der To-Do-Liste, gemeinsam mit allen Museen ein Betriebskonzept zu erarbeiten, ebenso wie bereits eine Umzugsplanung. Die Begründung: „Der Umzug der Sammlungen von den verschiedenen Depotstandorten der beteiligten Museen in das Zentraldepot ist eine logistisch anspruchsvolle und sensible Maßnahme.“

Kritik an Verwaltung

In der jüngeren Vergangenheit kam aus der Politik vor allem in Richtung Verwaltung immer wieder die Kritik auf, dass die Dezernenten den dritten Schritt vor dem ersten machen würden. Ähnlich wirkt es auch in diesem Fall, denn bisher fehlt eine Entscheidung darüber, wer das Depot überhaupt bauen soll.

Als die Verwaltung vor rund einem Jahr ihre Liste mit Großprojekten veröffentlicht hat, stand das Zentraldepot als Punkt Nummer 116 mit drauf. 280 Millionen Euro wurden für die Errichtung in Modulbauweise prognostiziert. Bereits bis 2027 sind Gelder im Haushalt für die Errichtung vorgeplant. Doch dann kam es anders.

Im Interview mit der Rundschau erklärte Dezernent Stefan Charles die Rolle rückwärts: „Mittelfristig halte ich das (Zentraldepot) für unverzichtbar. Aber da liegt ein Missverständnis vor, ich bin nicht der Meinung, dass die Stadt Köln dieses Depot bauen soll. Es gab auch schon positive Gespräche mit potenziellen Investoren.“

Daraufhin fragte die Rundschau bei der Verwaltung nach. 280 Millionen Euro für etwas, das gar nicht selbst gebaut werden soll? Die Antwort: „Die laufende Grundlagenermittlung zum Zentraldepot erfolgte bislang standortunabhängig und ohne Festlegung auf eine Ausführungsvariante.“  Der Dezernent scheint die Option zu bevorzugen, das Zentraldepot von einem Investor bauen zu lassen und langfristig zu mieten.

Finanzausschuss behandelt Thema nicht

Während es also noch vollkommen offen scheint, ob die Stadt das Zentraldepot für die Kunstschätze ihrer Museen selbst baut, mischten sich die Sozialdemokraten gemeinsam mit der FDP ein. Die Kritik der beiden Fraktionen: Es habe keine Prüfung von Alternativen zu einem Zentraldepot gegeben. Mit einem Änderungsantrag wollten sie die Entscheidung weg vom Zentraldepot, hin zu einer zukunftsfähigen Depotinfrastruktur – möglicherweise wie bisher dezentral in mehreren Standorten – lenken.

Daraufhin wurde das Thema am Dienstag von der Tagesordnung des Kulturausschusses genommen. Die logische Konsequenz war, dass auch Finanzausschuss (4. Dezember) und Stadtrat das Thema nicht behandeln werden.

Den Bedarf selbst stellen die Fraktionen dabei nicht infrage. „Die aktuelle Situation der Depots der Kölner Museen ist problematisch. Die Notwendigkeit, diese Situation grundsätzlich zu klären und eine Verbesserung zu erreichen, ist unbestritten“, heißt es in dem Antrag von SPD und FDP. Wie die Rundschau berichtete, gefährden in manchen Depots Schimmel und Feuchtigkeit die Objekte. Manche Werkstätten in den Museen entsprechen laut Charles nicht den Arbeitsschutz-Richtlinien.

Trotz des schlechten Zustands mancher Lagerstätten scheinen für eine schnelle und gemeinschaftliche Entscheidung von Verwaltung und Politik zu viele Fragen offen zu sein.