Kunst in KirchenZwei neue Fenster von Markus Lüpertz erstrahlen in St. Andreas

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Markus Lüpertz Kirchenfenster St Andreas

Die neue Verkündigungsszene in Kölns St.Andreas

Der Künstler Markus Lüpertz hat zwei weitere Fenster für St. Andreas fertiggestellt. Bis Ende des Jahres soll das Projekt abgeschlossen sein.

Eigentlich hätten sie noch viel Zeit. „Wir haben beide vor, 100 zu werden“, sagt Helmut Haumann, Vorsitzender des Fördervereins Romanische Kirchen Köln, über sich und seinen Freund, den Künstler Markus Lüpertz (82). Es bliebe also noch viel Spielraum, um ihr gemeinsames Ziel zu erreichen, noch zu Lebzeiten die Kirche St. Andreas nahezu vollständig mit von Lüpertz gestalteten Glasfenstern zu versehen.

Doch der bekennende katholische Christ Lüpertz wird wissen: Seine Zeit steht in Gottes Händen. Dann also doch lieber etwas Gas geben. „Bis Ende des Jahres wollen wir dieses Gesamtwerk vollendet haben“, sagt der Künstler über das Projekt, „an das ich mit meinem ganzen Herzblut hänge“. Dem Ziel ist er nun mit zwei weiteren vollendeten Fenstern einen großen Schritt näher gekommen.

Maria wirkt bei der Verkündigung erschrocken

Bei Leonardi da Vinci sitzt Maria wie auf einem Thron, als der Engel Gabriel vor ihr knieend verkündet, sie werde den Sohn Gottes gebären. Schon ganz Heilige. Bei Markus Lüpertz wendet sie sich erschrocken ab, als wollte sie sich vor dem ausgestreckten Arm des Erzengels wegducken. Noch ganz Mensch.

Markus Lüpertz Kirchenfenster St Andreas

Die Auferstehungsszene von Markus Lüpertz

Mit seiner Darstellung der Verkündigung hat Lüpertz die Seiten gewechselt – von der Nordseite des Längsschiffes der romanischen Kirche St. Andreas auf die Südseite. Die Nordseite hat er nun mit der Darstellung von Jesu Auferstehung aus dem Reich der Toten vollendet. Auch da: Jesus ist nichts Menschliches fremd, er ist durch die Hölle gegangen, man sieht es ihm an.

Im Museum kann man abgehängt werden, hier ist das schwierig.
Markus Lüpertz über seine Verantwortung

„Die Verkündigung“ ist also das erste Lüpertz-Fenster auf der Südseite. Dort noch drei, und es ist vollbracht.Dann hat der Künstler mit insgesamt 23 Fenstern im Quer- und Längsschiff von St. Andreas ein farb- und bildgewaltiges Glaubensbekenntnis vollendet. Allein die Fenster im Chor tragen nicht seine Handschrift. Dort haben die historischen Kirchenfenster die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstanden. Alle anderen waren mit Notverglasung versehen. Nun spiegelt sich in denen, die Lüpertz bereits vollendet hat über 2000 Jahre Glaubensgeschichte des Christentums und rund 1000 Jahre Kunstgeschichte der Glasmalerei wider.

Markus Lüpertz bei der Einweihung der neuen Kirchenfenster.

Markus Lüpertz bei der Einweihung der neuen Kirchenfenster.

„Natürlich kannst du das modern machen, das wäre ehrenwert“, sagt Lüpertz zu seinem Auftrag. Aber seine Sache ist es nicht. Er hat die alten Meister der Kirchenfenster studiert, nein durchlebt.   „Gegen die musst du dich behaupten, nicht gegen den Zeitgeist“. Denn, so sein künstlerisches Credo: „Es gibt nichts Neues, nur neue Künstler“, sagt er mit seiner sonoren Stimme, als wollte er das Richter-Fenster im benachbarten Dom zart erzittern lassen. Und dann zitiert er in der Dominikanerkirche St. Andreas – dem Orden, der Bollwerk der Gegenreformation war – auch noch Luther: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“

Angetrieben vom Glauben und Verantwortung

Lüpertz ist zum einem angetrieben vom Glauben: „Kirche muss den Glauben wieder glaubhaft machen.“ Zum anderen von   der Verantwortung, der er in St. Andreas übernommen hat. „Im Museum kann man abgehängt werden, hier ist das schwierig.“ Jedes Fenster malt er auf einer Pappe vor. Maßstab 1:1. „Ende des Monats geht die nächste Pappe in die Glaswerkstatt“, ein Schritt, der dem Künstler nicht leicht fällt. „Ich hasse es , wenn ich nicht alles selbst machen kann.“ Doch vor der Handwerkskunst der Glasmaler muss sich der Malerfürst beugen. Er stellt sich aber an ihre Seite, um zu begleiten, wie sie seinen Weg durch die Geschichte der Kirchenfenster mitgehen – von der Ornamentik, über die Gegenständlichkeit hin zur Räumlichkeit. Der Maria entgegengestreckte Arm des Erzengels scheint sich vom Kirchenfenster zu lösen.

„Insgesamt werden wir rund zwei Millionen Euro ausgegeben haben“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins romanischer Kirchen, Helmut Haumann. Jedes Fenster sei von einem einzelnen Spender finanziert. Lüpertz verzichtet auf die Hälfte seines üblichen Künstlerhonorars.

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