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Bahnhof Belvedere100 Jahre alte Platane darf bleiben

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Die mächtige Platane breitet ihre Wurzeln bis unter den Wintergarten des Bahnhofs Belvedere aus. Die Sanierung hat sich daher um zwei Jahre verzögert.

Die mächtige Platane breitet ihre Wurzeln bis unter den Wintergarten des Bahnhofs Belvedere aus. Die Sanierung hat sich daher um zwei Jahre verzögert.

Köln – Im Bahnhof Belvedere gab es gestern nur strahlende Gesichter. Das will was heißen, angesichts eines Themas, das über die Jahre für die Stadtverwaltung so unangenehm wurde wie ein Besuch beim Zahnarzt mit Wurzelbehandlung. Es war also etwas Positives geschehen, und es hat mit dem Thema Wurzeln ursächlich zu tun.

Wirtschaftsdezernentin Ute Berg hatte eine Lösung im Gepäck für den Konflikt: Baudenkmal gegen Naturdenkmal. In den vergangenen zwei Jahren ging es um die Frage, muss die Platane am Gebäude gefällt werden, oder nicht. Die klare Antwort gestern: der rund 100 Jahre alte Baum darf bleiben, das Gebäude auch.

Letzteres kann nun am 3. April von der Stadt in die Verantwortung des Förderkreises übergeben werden, sagte Berg. Die Sanierung des Bahnhofs für mindestens drei Millionen Euro kann demnach in Bälde starten. Es gibt Fördergeld von mehr als einer Million Euro für das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude in Europa. „Es gab unterschiedliche Positionen, die mussten in Einklang gebracht werden. Das ist gelungen“, so Berg . Elisabeth Spiegel vom Förderkreis des Bahnhofs, der die Sanierung initiiert hat und auch beaufsichtigt, erinnerte daran, dass das Verfahren zwei Jahre geruht habe. Nach der Sanierung wird der Bahnhof zur Begegnungsstätte, die Öffentlichkeit soll die Räume nutzen können.

Wurzelgutachten brachte Lösung

Spiegel dankte allen Beteiligten für den nun erreichten Konsens, insbesondere Dezernentin Berg, der es ein Herzensanliegen war, diese Sache noch vor ihrem Ausscheiden Ende März zu klären. Im Kern ging es um einen Expertenstreit. Die einen sagten, der Baum müsse gefällt werden, sonst sei die Statik des Wintergartens gefährdet. Die anderen, etwa der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde, sagten, es gehe auch anders.

Die Lösung brachte ein Wurzelgutachten, das von der Stadt beauftragt worden war, nachdem der Beirat die Bezirksregierung in den Streit einschaltete. Der Experte legte die Wurzeln frei und entdeckte mächtige Wurzeln unter der Bodenplatte das Wintergartens, die für die Statik der Bäume relevant seien, die Statik des Gebäudes aber nicht gefährden. Sein Vorschlag, Wurzel und Gebäude dürfen keine Kontaktpunkte haben, dann können sich keine Schwingungen von den Bäumen auf das Bauwerk übertragen. Dem Wintergarten hilft zusätzlich ein spezielles Fundament. Finanziell seien die Maßnahmen überschaubar. Ein wichtiger Punkt, um eine Einigung zu erzielen. Noch wichtiger: Irrt der Experte und es kommt doch zu Schäden an dem Gebäude, haftet die Stadt.

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