Bezahlvorgang onlineKölner Start-up „bezahl.de“ digitalisiert Autokauf

Eine eigene Plattform für digitales Bezahl-Management im Auto-Bereich soll sowohl Kunden wie der Buchhaltung das Leben erleichtern.
Copyright: Thomas Banneyer
Köln – Als Lasse Diener und Ulrich Schmidt an der Idee eines „Paypal für Autos“ arbeiteten, merkten sie schell, dass der gesamte Automotive-Bereich sehr viel weitreichender ist, als nur eine zeitgemäße Lösung für den reinen Bezahlvorgang zu finden. 2018 gründeten sie die NX Technologies, betrieben Workshops mit dem Handel und brachten schließlich „bezahl.de“ auf den Markt.
Das ließ sich gut an, die ersten großen Auto-Handelshäuser zeigten schon bald Interesse, suchten nach Lösungen für ihre Backoffice-Probleme. Denn die waren durchaus vielfältig. Neben dem ungeliebten Bargeld, Zahlungseingänge mit falschem Verwendungszweck, hakende Schnittstellen zwischen Verkauf und Buchhaltung, das klassische „Stille-Post-Syndrom“ in großen Häusern.
„bezahl.de“ erleichtern Autokauf-Prozess
Die beiden merkten schnell, dass sie umsatteln sollten. Sie gründeten 2018 mit „bezahl.de“, eine Zahlungsmanagement-Plattform, in der sämtliche finanzielle Prozesse beim Autokauf gebündelt und vor allem mit neuer Zuordnungs-Technologie ausgestattet, vollautomatisch abgewickelt werden. Inklusive Transparenz für den Kunden, der alle Vorgänge jederzeit einsehen kann. Eine monatliche Systemgebühr je Autohaus sowie Gebühren für die Transaktionen sollten die Sache finanzieren.
In der Praxis übertragen die Autohäuser ihre Forderungen an „bezahl.de“, die wiederum per Mail eine „Zahlungseinladung“ („Aufforderung“ klingt nicht so nett, meint Lasse Diener) an die Käuferinnen und Käufer schickt. Dort stehen verschiedene Zahlungsmöglichkeiten zur Auswahl, egal ob finanziert oder nicht, auch offline ist möglich. Mögliche Zahlungserinnerungen werden ebenfalls über „bezahl.de“ abgewickelt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Alle Daten werden in Echtzeit an die Buchhaltung weitergeleitet, so dass es zu keinen Verzögerungen beispielsweise bei der Abholung des neuen Autos kommen kann. Im Zweifel kann die Bezahlung sogar bei der Übergabe selbst über Echtzeit-Überweisung abgewickelt werden. Eine App ist dazu nicht notwendig. Mit ihrem ganzheitlichen Zahlungsmanagement steht das (ehemalige) Start-up bereits an der Spitze der Digital-Payment-Systeme in diesem Bereich: Von den 100 größten deutschen Handelsgruppen im Automotive-Bereich – quer durch alle Hersteller – setzen momentan schon gut die Hälfte auf die Kölner.
Das Unternehmen
2018 wurde die Plattform „bezahl.de“ in Köln ausgerollt. Begonnen hat die Firmengeschichte mit den beiden Gründern Ulrich Schmidt und Lasse Diener sowie sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Heute zählt die Firma über 90 Mitarbeiter aus mehr als zehn Ländern. Seit einiger Zeit residiert das Unternehmen im WeWork-Komplex am Friesenplatz, wo es mittlerweile einen der größten Einzelbereiche einnimmt.
Bislang ist „bezahl.de“ hauptsächlich auf dem Automotive-Markt unterwegs, erhält nach eigenen Angaben aber bereits auch vermehrt Anfragen aus anderen Volumenbranchen wie dem Gesundheits- oder Möbelmarkt. (two)
Kölner Autohäuser mit dabei
Unter anderem auch Autolevy für Toyota und Lexus, in Köln vertreten an der Widdersdorfer Straße. „Das System macht absolut Sinn. Für uns ist es eine große Zeitersparnis, es ist transparent, es funktioniert in Echtzeit“, sagt Yvonne Metzen, Head of Sales bei Autolevy. Die größte Herausforderung sei gewesen, die Kunden auf dem neuen Weg zu begleiten: Warum die Finanz-Abwicklung ausgelagert wird, was sich ändert, wie man selbst die Transaktion verfolgen und auch gestalten kann, das musste den Käuferinnen und Käufern zunächst erklärt werden. „Nicht zuletzt haben wir selbst dadurch einiges gelernt“, sagt Metzen.
Und wohin führt der Weg von „bezahl.de“ nun? „Wir sind erst am Anfang unserer Reise“, sagt Diener und lächelt ein wenig. Auch wenn sich die Zahl der Mitarbeiter in den letzten vier Jahren von sechs auf über 90 gesteigert hat. Klar ist, dass man die Position als Platzhirsch unter den Payment-Systemen im Autoverkauf weiter ausbauen will. Bleiben wird man dabei allerdings nicht. So bietet das Unternehmen eine Lösung auch für den Service an. Vor kurzem wurde die digitale „buy now, pay later“-Option eingeführt, die Kunden können ihre Servicerechnung flexibel nach 14 Tagen bezahlen. Gleichzeitig wird an einer Ratenzahlung gearbeitet. „Was in jedem anderen Geschäftsfeld längst möglich ist, sollte auch im Automotive-Bereich Einzug halten“, so Diener.
Und letztendlich ist es gut vorstellbar, dass der Autohandel nicht das letzte Feld ist, das im Finanzbereich zunehmend digital beackert wird – die Schnittstellen zwischen Verkauf, Service und Buchhaltung sind auch in anderen Bereichen anfällig.