Kölner Start-upEventplanung über die Plattform „Anny“

Das Gründerteam: (v.l.) Oliver Wycisk, Simeon Holtwiesche, Lucian Holtwiesche, Adriaan Wind und Anna-Carina Jodlauk.
Copyright: Anny
Köln – Studieren, Job, im besten Fall dann die eigene Unternehmensgründung – der klassische Dreiklang gilt heute nicht mehr durchgehend. Gerade im Bereich Tech-Start-up strecken viele Menschen bereits im Studium die Fühler in Richtung Gründung aus, vorausgesetzt natürlich, es ist eine gute Idee vorhanden. „Ein Vorgehen, das ich anderen nur raten kann“, sagt „Anny“-Mitgründer Lucian Holtwiesche: „Natürlich hat man da wenig finanzielle Mittel. Aber man hat auch nichts zu verlieren“, sagt er. Ganz nach dem angelsächsischen Prinzip, dass Scheitern nichts Schlimmes ist – als Erfahrung abbuchen und weitermachen.
Das von Holtwiesche und vier Kommilitonen an der RWTH in Aachen aus der Taufe gehobene Unternehmen „Anny“ ist eine universelle digitale Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, jegliche Dienstleistungen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort online verbindlich buchbar zu machen. Das kann beispielsweise der Speaker auf einer Konferenz sein oder gleich die ganze Konferenz.
Co-Working zunächst in einer alten Kirche
„Zunächst beschränkte sich die Idee auf Großveranstaltungen, die ich mit meinem Bruder organisierte. Da ist uns aufgefallen, dass man mit unzähligen Dienstleistern zusammenarbeitet. Daraus ist die Grundidee entstanden, eine verbindliche Plattform zu schaffen, auf der man solche Events bündeln kann.“ Aber erst während des Studiums in Aachen nahm der Plan wirklich Gestalt an – und entwickelte sich im Austausch mit Freunden schnell zu einer weit umfassenderen Vorstellung von digitaler Dienstleistung. Über das Digitalhub-Netzwerk konnten die Studierenden im Coworking arbeiten, in einer alten, umgenutzten Kirche. Holtwiesche lernte hier die Gründerszene kennen und Menschen, die mit an der Vision einer internationalen Plattform arbeiten wollten und konnten.
Das Unternehmen „Anny“
Im April 2020 wurde „Anny“ gegründet. Das Hauptquartier liegt in Köln an der Cäcilienstraße, aber auch von Aachen aus wird bisweilen noch gemanagt. Im Moment beschäftigt das Unternehmen 25 Mitarbeitende, es werden aber stetig mehr – und es werden noch Fachkräfte gesucht. 2000 Kunden zählt der Bestand inzwischen, rund 15 Millionen Buchungen wurden erfolgreich abgewickelt. Der Umsatz knackte 2022 die Drei-Millionen-Euro-Marke. (two)
www.anny.co
Da die Umständlichkeiten bei der Eventplanung praktisch dieselben sind wie bei Tagungen, Konferenzen und dem ganzen Bereich Coworking ohnehin, führte das schnell zu einer deutlichen Ausdehnung des ursprünglichen Gedankens. Warum nicht Raumsuche, Buchungen, auch öffentliche Veranstaltungen oder Hochschul-Angebote bündeln auf einer Seite, über die alle jeweiligen Bedürfnisse geregelt werden können.
Unternehmen hat seinen Sitz in Köln
Anna-Carina Jodlauk, Adriaan Wind, Oliver Wycisk, Simeon Holtwiesche und eben dessen Brunder Lucian fassten sich ein Herz und betraten die Start-up-Bühne. Fast ohne Mittel, auch wenn durch das Gründerstipendium NRW immerhin so viel dazukam, dass sich drei von ihnen ein Jahr lang mit Ach und Krach über Wasser halten konnten. Dafür aber mit umso mehr Erfolg: Schon kurz nach dem Start zeigte sich, dass man auf das richtige Pferd gesetzt hatte. „Eben weil wir kaum finanzielle Mittel hatten, waren wir darauf angewiesen, dass unsere Idee schnell funktioniert“, erklärt Lucian Holtwiesche.

Jegliche Form von Dienstleistungen für ein bestimmtes Ereignis soll über eine Plattform laufen.
Copyright: Anny
Und sie hat funktioniert, die ersten Erträge wurde sofort wieder investiert, bis aus den kleinen mittlere und schließlich auch große Beträge wurden. Stolz vermeldete das junge Unternehmen kürzlich, die Drei-Millionen-Euro-Marke im Umsatz geknackt zu haben. Dass das Unternehmen seinen Sitz in Köln hat, liegt übrigens einerseits am Kölner Start-up-Ökosystem („es ist hier sehr viel bodenständiger als im Berlin-Hype“), andererseits braucht die Firma aber schon gut ausgebildetes Personal – das in Aachen nicht mehr in dem Maß vorhanden war.
Das Ende der Fahnenstange ist aber noch lange nicht in Sicht. Denn schließlich, so Holtwiesche, soll die Firma schon bald auch international auf der Erfolgswelle schwimmen. Eine Zusammenarbeit mit Größen wie Airbnb oder Wework kann man sich im Haus Anny durchaus vorstellen. Dass daraus aber noch etwas anderes resultiert, dessen ist sich der 25-Jährige wie auch seine Mitstreiter immer bewusst: Je größer die Firma, desto mehr Personal. Und damit auch mehr Verantwortung.