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Die Devise „Ruhig Blut“Kölns Ordnungskräfte werben für Mitarbeiter und Respekt

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Models aus dem wahren Leben: Die Ordnungskräfte Annika Eiden (v.l.), Stefan Prillwitz, Natalie Fuhrmann und Fabio Nerone. Rund 300 Plakate in der Innenstadt zeigen sie bei ihrer täglichen Arbeit.

Köln – Für Otto Normalverbraucher ist Ordnung das halbe Leben. Für Natalie Fuhrmann, Fabio Nerone, Annika Eiden und Stefan Prillwitz hingegen ist Ordnung das ganze Berufsleben. Sie sind mit Leib und Seele Ordnungskräfte der Stadt Köln. Darum bringen sie sich nun leibhaftig für eine Imagekampagne ein. Auf rund 300 Plakaten sind sie in Ausübung ihres Dienstes zu sehen. Darüber der Schriftzug: Ein Herz für Köln.

80 freie Stellen im Ordnungsdienst

Zwei Stoßrichtungen hat der Werbefeldzug. Zum einen soll so mehr Respekt eingefordert werden. An dem mangelt es nämlich zunehmend gegenüber Ordnungskräften. Zum andern möchte die Stadt so neue Ordnungskräfte werben. Die braucht es dringend. „Zurzeit haben wir 80 frei Stellen im Ordnungsdienst“, sagt Stadtdirektor Stephan Keller. Die Unterbesetzung hat Folgen. „17 000 Überstunden sind in 2018 angefallen“, rechnet Keller vor. Und er macht wenig Hoffnung auf Besserung: „Überstunden sind ein normales Mittel der Personalwirtschaft.“ Bedeutet: Die Ordnungsmitarbeiter machen zurzeit die Arbeit von rund 14 nicht vorhandenen Kollegen mit. Dazu kommt, ihre Dienste liegen vorzugsweise in den Abend- und Nachtstunden sowie an den Wochenenden.

Dennoch spricht Natalie Fuhrmann von „Liebe“, wenn sie über ihren Job redet. Acht Stunden am Schreibtisch, bei der Vorstellung muss sich die Ordnungshüterin, die seit zehn Jahren für Stadt und Bürger unterwegs ist, schütteln.

Aggressionen sind Teil des Geschäfts

Fabio Nerone ist Quereinsteiger im Ordnungsdienst. Einst arbeitete er in der Gastronomie. Unstete Arbeitsverhältnisse. Nichts für einen Familienvater. Die Stadtverwaltung ist dagegen eine sichere Bank. Tarif und ein starker Personalrat.

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Alle vier wurden rund ein Jahr ausgebildet, bevor sie eigenverantwortlich auf die Straße durften. Es gibt eine Menge Theorie zu lernen. Wer Ordnung einfordert, muss wissen, was verboten ist. Auch die wichtigste Qualifikation will trainiert sein: Ruhig Blut. Davon kann Nerone ein Lied singen. Was ihn bis heute herausfordert: Wenn er einen Obdachlosen anspreche, ober Hilfe brauche und zugleich ein Unbeteiligter dazu tritt und fordert, er solle doch den armen Mann in Ruhe lassen.

Aggressionen sind Teil des Geschäfts. Eine besonders Uneinsichtige Klientel: Freizeitgriller auf öffentlichen Wiesen. So berichten die Ordnungshüter. Aber das ist eben nur ein Teil des Geschäfts. „Es gibt auch ziemlich oft ein Dankeschön“, sagt Fuhrmann.