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Konzert im Kölner GloriaWie Tom Gaebel Weihnachten rettete

Lesezeit 3 Minuten

Tom Gebael feiert Weihnachten (nach) im Glori

Vier Tage nach Heiligabend ein Weihnachtskonzert: Hat der Sänger Tom Gaebel sein Timing verloren? Mitnichten. Das Konzert des Sängers im Gloria war eine Punktlandung.

Da ist die Weihnachtsgans, die trotz ständigen Begießens wieder zu trocken geriet, endlich verdaut. Die Tante, die sich jedes Jahr ohne eigenen Beitrag an den gemachten Tisch setzt, im Geiste schon erwürgt und die Socken, die es alle Jahre wieder zum Geschenk gibt, längst im Altkleidercontainer gelandet - und dann gibt der Entertainer Tom Gabel im Gloria ein waschechtes Weihnachtskonzert. Was ist los? Mit der Bundesbahn angereist? Nein. Just in Time. Nach solch einem Weihnachten kommt dieses Konzert genau zur richtigen Zeit.

Heidenspaß an Weihnachtsshow

Die Stimmung ist gelöst. Das Weihnachtskonzert am Vorband zu Silvester ist traditionell der Tourneeabschluss von Gaebel und seiner Band. Da ist die Partystimmung Programm. Auf der Bühne ist im weihnachtlichen Glanze, umkränzt von Geschenkpaketen, eine kleine Bar aufgebaut. Gefüllt mit reichlich Alkohol. Der Sänger und seine Musiker genehmigen sich gerne hier und da einen. Und sie haben die Spendierhosen an. Publikum, das auf die Bühne gebeten wird, bekommt gerne einen eingeschenkt. Und schon mit den ersten Tönen wird klar: Die Combo und ihr Frontmann haben einen Heidenspaß an der Weihnachtsshow.

Tom Gaebel und seine Band verabschieden sich - und keinen hält es auf den Stühlen.

Bei der sitzt alle so perfekt wie weiland der maßgeschneiderte Smoking von Frank Sinatra. Neun Musiker auf der Bühne, der dreifach perfekte Dreiklang aus Swing, Evergreens und Entertainment. Alles Hand gemacht von Meistern ihres Handwerks. Geabel intoniert mit samtweichen Timbre. Die Bläsersätze swingen auf der Herzfrequenz. Die Gitarre ist wahlweise funky oder rockig. Das Schlagzeug treibt nach vorne. Die Neun klingen nach Belieben wie eine Bigband oder eine Bar-Trio.

Eine Stadt voller „Rampensäue“

Die perfekte Basis für Klassiker wie „Santa Claus is coming to town“, „Driving home for Christmas“ oder „Have yoursef a merry little christmas“. Die Pausen zwischen den Songs füllt Gaebel mit charmant humoristischen Einlagen, zieht Lied-Wunschzettel des Publikums aus der Box und bittet zur Erfüllung des Wunsches auf die Bühne. Dort lässt er für die Beschenkte - Männer werden zufälligerweise eher weniger nach vorne gerufen  - Eierlikörchen springen und gönnt sich bei der Gelegenheit auch mal einen.  Und weil das alles in Köln spielt, ist natürlich jeder nach vorne Gerufene der perfekte Sidekick. Eine Stadt voller „Rampensäue“.

Gänsehautfaktor 10

So wird der Zuschauer unweigerlich in eine Weihnachtstimmung hineingezogen, die Gans, Tante und Socken spielend vergessen macht. Nur manchmal kommt dann doch ein bisschen der Weihnachts-Blues zurück. Wenn Gabel nach einem „Moon River“ mit Gänsehautfaktor 10  auch noch ein mitreißendes Schlagzeugsolo hinlegt, mit dem Flügelhorn eine an der Bühnenbar sitzende Zuschauern umschmeichelt oder im Scat-Duett das Gloria zum Beben bringt. Dann steigt sie wieder auf, diese beklemmende Frage: Lieber Gott, warum hat einer alle guten Gaben bekommen und ich nur die Socken? 

Doch diese Musik, die nie altmodisch werden kann, weil sie zeitlos schön ist, lässt allen Schmerz vergessen. Und so passiert es dann tatsächlich, dass der so Beschenkte nach zwei Stunden Show, beschwingt das Gloria verlässt und in den Abendhimmel von Köln, in den nur etwas über 24 Stunden später Feuerwerk aufsteigen wird, ein beseeltes „Frohe Weihnachten“ hineinflüstert.