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Kultkneipe „Backes“Als der Wirt noch mutig Minipli trug

Lesezeit 4 Minuten

Am Zapfhahn: Barbara Petry, Wirtin des Backes, in ihrer Kneipe.

Köln – Das Glas muss immer voll und das Bier muss kalt sein. Das hat sich auch in den vergangenen 30 Jahren nicht geändert. „Die Arbeit ist eigentlich immer gleich geblieben“, sagt Barbara Petry. Sie ist die Inhaberin der Kneipe Backes in der Südstadt. Längst ist das Lokal an der Darmstädter Straße, das in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, nicht mehr wegzudenken aus dem Veedel.

Dass das einmal anders gewesen sein soll, ist nur schwer vorstellbar. Doch die Zeit nach der Eröffnung war nicht leicht. „Am Anfang war es sehr hart“, erinnert sich Barbara Petry und fügt hinzu: „In dieser Straße gab es erst einmal nichts.“ Und kaum ein Besucher verirrte sich darum in der Anfangszeit dorthin. „Wir mussten sehr für unser Publikum kämpfen“, sagt Petry. Auch weil in jener Zeit eher „Coolness und Punk“ angesagt gewesen seien. Holzvertäfelte Kneipen lagen bei den jungen Leuten der 80er Jahre nicht im Trend. „Wir haben uns trotzdem nicht von der Idee der kölschen Kneipe abbringen lassen“, sagt Petry. Eigentlich, so erzählt sie, sei in dem Gebäude einmal eine Bäckerei gewesen. „Deshalb ,Backes’, erklärt sie. Zusammen mit Franz Kirchen baute sie die Kneipe in den 80er Jahren auf. Und sie hat seitdem viel erlebt mit ihrem „Zentrum fürs Wesentliche“ – so der Beiname des Backes.

„In dieser Straße gab es erst einmal nichts“

Mit 26 kam Barbara Petry zum ersten Mal in die Kneipe. Eigentlich nur zum Jobben. „Aber ich bin dann nie wieder hier rausgekommen“, erzählt sie und lacht. Mit der Zeit wurde das Backes zu einem beliebten Treffpunkt von Musikern und Künstlern. „Leute, die in der Öffentlichkeit standen, konnten hier in Ruhe ihr Bier trinken“, berichtet die Wirtin. Das ist bis heute so geblieben. Im Backes trifft man sich gern, kommt zusammen, plaudert, feiert. Ein Ereignis, an das sich Barbara Petry noch heute gerne erinnert, war eine Billard-Wette in den 90er Jahren, bei der der Verlierer sich eine Minipli verpassen lassen musste. „Der ganze Laden wurde ausgeräumt“, erinnert sich die Wirtin, „und ein Billardtisch nach Bundesligamaßen wurde gebracht.“ Gerammelt voll sei es gewesen, als der Wirt, Franz Kirchen, sein Billardtalent unter Beweis stellte – und am nächsten Tag Minipli tragen musste. „Das war ein wirklich schönes Event“, sagt Petry und muss noch immer schmunzeln.

So manches Paar hat sich in der Kneipe gefunden, so manches Examen wurde dort gefeiert. Und viele der Gäste von früher kommen noch immer gerne. Einige sind heute Mitarbeiter, einige Mitarbeiter von früher kommen als Gäste. Und dennoch hat sich einiges geändert. „Die Ansprüche der Gäste sind andere als früher“, verrät die Wirtin. So habe man etwa vor 30 Jahren neben Bier nur Edelzwicker serviert. „Und „Barackenwhiskey“, fügt Petry lachend hinzu. Heute ist die Auswahl an Getränken wie Wein größer. Die besondere Atmosphäre ist geblieben. „Wir sind ein familiärer Betrieb“, sagt Petry. „Damit heben wir uns von anderen ab.“ Das hat sich auch nicht geändert, als Franz Kirchen vor zwei Jahren in Rente gegangen ist. Seitdem führt Barbara Petry die Kneipe allein. Eines ist aber geblieben: Wer einmal im Backes war, der kommt auch wieder. Besonders zu Karneval lockt die Kneipe immer die gleichen Touristen an. Einen Gast aus Berlin habe Barbara Petry vor kurzem zum ersten Mal unkostümiert gesehen. „Ich habe ihn erst gar nicht erkannt, weil er vorher immer nur an Karneval hier war.“

Gerade in diesen Tagen ist das Backes eine der Topadressen für Fastelovendsfreunde. „Wir haben Gäste, die aus dem Schwarzwald, aus Bremen und aus Düsseldorf kommen“, sagt die Inhaberin. „Sie kommen nur einmal im Jahr, aber sie kommen immer wieder.“ So wie die meisten, denn das Backes gehört für viele einfach dazu. Und das seit 30 Jahren.