KunstAusstellung über Ewald Mataré holt den Rasierspiegel zurück an den Dom

Der Rasierspiegel verleiht den Bronzetüren eine besonder Note.
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Köln – Er hat den Dom für die Moderne geöffnet. In der Nachkriegszeit setzte er leuchtende Zeichen der Hoffnung auf die gotische Kathedrale. Unter seiner Regie durfte Joseph Beuys mit einem Rasierspiegel dem weltberühmten Wahrzeichen mehr Lichtakzente verpassen. So ebnete er aus heutiger Sicht den Weg auch für Gerhard Richter und sein Domfenster. Die Rede ist von Ewald Mataré, dem die Schatzkammer des Doms eine Ausstellung widmet, die ab heute geöffnet und noch bis zum 20. August zu sehen sein wird.
Der Lehrer von Joseph Beuys
Der Bildhauer aus Aachen schuf zu Lebzeiten ein gewaltiges Werk von alleine rund 600 Plastiken und circa 400 Holzarbeiten. Mit der Bischofs- und Papsttür, dem Pfingst- und dem Schöpfungsportal gab er der Südseite des Dom-Mittelschiffs eine neue Kunstsprache.
Auf der Basis einer wohlhabenden Familie und früher Unterstützer konnte sich Mataré seiner Entwicklung als Künstler widmen. Sein Werk der klassischen Moderne schöpfte dabei vor allem aus Naturbetrachtungen. 1932 nahm er eine Professur an der Kunstakademie in Düsseldorf an. Doch den Nazis galt seine Kunst als „entartet“. Mataré ging in die innere Emigration. Aufträge aus der katholischen Kirche lösten ihn aus der Isolation. So kam es nach dem Krieg zu den Aufträgen für die drei Portale des Doms.
Bronze mit Keramikmosaiken verbunden
Besonders markant sind die Bronzetüren dadurch geworden, dass Mataré auch dort seine selbstentwickelte Technik anwandte, Bronze mit Keramikmosaiken zu verbinden. So ist auf der Schöpfungstür beispielsweise die leuchtend herausstechende Hand Gottes zu sehen. So auch das Wappen Kardinal Frings’ auf der Bischofstür. Da Mataré wieder seine Lehrtätigkeit an der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen hatte, wirkte auch ein junger Schüler an den Türen mit. Der wollte einen Lichtakzent am Kreuz des Bischofswappens setzen – mit einem Rasierspiegel. Mataré gestattete es Joseph Beuys. Der Spiegel fiel später heraus. Er gilt als verloren. Doch Dombaumeister Peter Füssenich appelliert zur Ausstellungseröffnung: „Der Rasierspiegel muss wieder an die Tür.“
Die Schau in der Schatzkammer zeigt eine konzentrierte Auswahl aus Matarés Schaffen, unter anderem mit für ihn typischen Tierdarstellungen. Besonders beeindruckend: die Darstellung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn. Sie sollte ursprünglich an die Pfingsttür kommen. Und dann in einem Abdruck von der Pfingsttür die Szene des brennenden Kölns.
Die Ausstellung ist täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 6 Euro. Zu der Ausstellung gibt es einen 85 Seiten starken Katalog für 14,80 Euro.
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