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Kurs in KölnWie ein Seminar Senioren auf die Maschen von Trickbetrügern vorbereitet

Lesezeit 3 Minuten
Seniorentraining

Das Seminar in Sülz wurde von der Rundschau-Altenhilfe gefördert. 

Köln – Hildegard ist schockiert. Die Polizei ist am Telefon, im Display erscheint die Notrufnummer 110. „Wir haben in Ihrer Nachbarschaft einen Einbrecher gefasst und bei ihm eine Liste gefunden, auf der Ihr Name mit Adresse steht“, teilt ein freundlicher Beamter der Seniorin mit. Zum Glück ist Hildegards Sohn anwesend. Er macht eine Geste, die bedeutet, dass der Anruf betrügerisch ist und sie sofort auflegen soll. Das tut Hildegard, der Vorfall wird der „richtigen“ Polizei gemeldet.

Wachsamkeit hilft in allen Fällen

Die Rentnerin gehörte zu den neun Teilnehmerinnen am Seminar „Vorsicht: Trickbetrug – Das Senioren-Netzwerk Sülz macht sich stark!“ im Internationalen Caritas-Zentrum an der Zülpicher Straße. Gefördert wurde die Schulung von der Rundschau-Altenhilfe „DIE GUTE TAT“.

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Catrin Wagner hat sich mit ihrem Unternehmen „Millimetertraining“ darauf spezialisiert, Senioren auf Trickbetrüger vorzubereiten.

Referentin war Catrin Wagner, die sich mit der eigenen Firma „Millimetertraining“ auf die Prävention von Trickbetrug speziell an Seniorinnen und Senioren spezialisiert hat. Zunächst fragte sie in die Runde, was alles die Teilnehmerinnen schon an versuchten Betrügereien und Diebstählen erlebt haben. Oder durch Wachsamkeit vereiteln konnten. Elke, die einen Rollator braucht, erzählte, wie ihr ein Jugendlicher Hilfe beim Einsteigen in die Straßenbahn anbot.

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Ältere Menschen werden häufig Opfer von Betrug und Diebstahl.

Sie nahm dankend an, war dabei aber so abgelenkt, dass sie nicht merkte, wie die Freundin des Jungen den Reißverschluss ihres Rucksacks aufzog und den Inhalt stahl. Opfer einer solchen „Antanztechnik“, räumte die Senioren-Netzwerk-Koordinatorin Finny Breitbach ein, sei auch sie schon geworden, als sie mit ihren Kindern unterwegs war. Leider, so die Erfahrung, ist die Polizei oft machtlos.

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Einmal unachtsam und schon ist die Brieftasche weg.

Nicht machtlos, das lernten die Seminar-Teilnehmerinnen, sind sie, wenn vermeintliche Polizisten unter der 110 anrufen und Geld oder Wertsachen sichern wollen – das tun sie niemals. Oder wenn Fremde an der Tür klingeln und unter einem Vorwand in die Wohnung eingelassen werden wollen.

Aktueller Fall

Fast täglich vermeldet die Polizei Fälle, in den Senioren Opfer von Trickbetrügern oder Handtaschendieben werden.

Eine 85-jährige Frau ist in Longerich von zwei jungen Männern angegriffen worden. Am Mittwochmorgen sollen die Angreifer versucht haben, der Frau auf der Rüdellstraße die Handtasche zu rauben. Laut Zeugen schlugen die beiden 16 bis 19 Jahre alten schlanken Verdächtigen gegen 10.30 Uhr in der Nähe eines Friseursalons der Frau ins Gesicht und stießen sie zu Boden. Anschließend zerrten sie an der Tasche, die die am Boden liegende Seniorin festhielt. Passanten eilten der Frau zur Hilfe, die Männer flüchteten ohne Beute. Hinweise an die Polizei unter 229-0. (mft)

Handwerker und sonstige Dienstleister oder die Kirchengemeinde, die zu einem Jubiläum gratulieren möchte, kündigen in der Regel ihren Besuch an. Manche Trickbetrüger legen sich tagelang auf die Lauer, um Lebensgewohnheiten beim Ein- und Ausgehen auszuspionieren. Über Technik wie Gegensprechanlagen, Türspione oder Riegel hinaus ist eine gute Hausgemeinschaft, die im Auge behält, was in der Nachbarschaft vorgeht, eine gute Sicherung.

Ganz wichtig: Es ist keine Unhöflichkeit, aufzulegen, wenn Unbekannte anrufen und wenn man Leuten, die man nicht kennt, den Zutritt zur Wohnung verwehrt. Außerdem muss sich niemand schämen, auf Trickbetrug hereingefallen zu sein. Im Gegenteil: Drüber reden und Anzeige erstatten, hilft anderen, erst gar nicht zum Opfer zu werden.