Landgerichtspräsident im RuhestandJakobsweg statt Richterrobe

Helmut Zerbes (links) geht in den Ruhestand. Roland Ketterle (rechts) übernimmt nun die Verantwortung im Kölner Landgericht. (Foto: Meisenberg)
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Auf dem Jakobsweg wandern, Tennis spielen und das Leben genießen – das sind Zukunftspläne des scheidenden Landgerichtspräsidenten Helmut Zerbes. Die Perspektiven des „Neuen“ sind eher beruflicher Natur. „Ich will zuhören, hinschauen und analysieren“, sagte Roland Ketterle. Der 56-Jährige ist seit gestern der Boss über den größten Landgerichtsbezirk in Nordrhein-Westfalen – eine Mammutaufgabe, wie ihm verschiedene Redner bei der feierlichen Einführung mit auf den Weg gaben.
Mehrfach machten die Worte „große Probleme“ im Haus die Runde. Dabei geht es um die Überlastung der Kammern, zu wenig Personal und den maroden Bau. Konkrete Lösungsvorschläge hatte der 56-Jährige nicht im Gepäck. „Ich habe keinen Masterplan. Aber es gibt kein Problem, nur Herausforderungen“, gab sich der „Neue“ selbstbewusst. Für den 56-Jährigen war der gestrige Tag auch eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte: Vor rund 16 Jahren nahm Ketterle sein Richteramt in der Domstadt auf, nach dem Oberlandesgericht Köln und dem Landgericht Bonn, wo er Vizepräsident war, ist nun wieder das Kölner Landgericht dran.
Bei der Feier im Landgericht schaute Ketterle in seiner Rede nach vorne, die anderen Redner ließen die vergangenen zwölf Jahre mit Helmut Zerbes Revue passieren.
Besonders Vizepräsident Christian Schmitz-Justen leidet ein wenig, dass Zerbes geht: „Das erste Treffen war spröde.“ Doch hörte man Schmitz-Justen zu, wurde schnell klar: Zwischen Chef und Vize war es wohl eine echte Männerfreundschaft. Aber der neue Boss könne sich sicher sein, „dass er auch geknuddelt wird“.
Apropos Freundschaft: Zerbes lernte im Gericht seine Frau kennen, sie war seine Sekretärin. „Wird man älter, wird einem deutlich, dass die Zeit endlich ist“, sagte Zerbes im Gespräch mit der Kölnischen Rundschau. Nun wolle man gemeinsam die Zeit genießen, auch die ehemalige Sekretärin hat am Kölner Landgericht aufgehört.