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„Lass dir nichts gefallen“Was Kölner ihren Müttern zum Muttertag sagen möchten

4 min
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Hans Mersch, 6 

Köln – Was hat die Mutter auf den Lebensweg mitgegeben? Was haben Kinder übernommen und was machen sie anders? Eine Umfrage zum Muttertag von Diana Hass und Simon Westphal.

Marlene Breuer-Umbach, 86

„Meine Mutter war Schneiderin und sehr tatkräftig. Die Tatkraft habe ich von ihr übernommen.

Marlene Breuer-Umbach, 86

Ich habe von ihr auch übernommen, zu kämpfen und mich durchzusetzen. „Lass dir nichts gefallen, setz dich durch“, war einer ihrer Ratschläge, mit dem ich gut durchs Leben gekommen bin. Sie hat mich ermuntert, etwas zu leisten und fleißig zu sein nach dem Motto „Du musst was können, Papiere sind wichtig“. Meine Mutter war eine wunderbare Hausfrau und Köchin. Das habe ich nicht von ihr übernommen. Haushalt war nicht so mein Ding, ich war lieber berufstätig. Und ich war lebenslustiger als meine Mutter.“

Nina Gemmer, 24

„Meine Mum hat mir früher als Kind viele Sachen beigebracht, die ich erst wertzuschätzen weiß, seit ich ausgezogen bin.

Nina Gemmer, 24

Zum Beispiel, wie viel wohler man sich in einem aufgeräumten Zimmer fühlt und wie wichtig das tägliche Lüften ist. Außerdem weiß ich durch sie, dass man immer ein Taschentuch dabei haben sollte. Sie hat mir vorgelebt, wie man das Leben genießt. Durch sie habe ich gelernt, dass es wichtigeres als gute Schulnoten gibt und man immer auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance achten soll. Als Kind war ich immer genervt, wenn sie mich dazu bringen wollte eine dicke Jacke anzuziehen. Das sehe ich heute meist immer noch nicht ein. Den Job, mich zu warmen Jacken zu überreden, übernehmen inzwischen meine Freundinnen.“

Henry Pawils, 16

„Von Mama habe ich die klassischen Sachen im Haus gelernt. Wie man Wäsche wäscht, wie man mit der Spülmaschine umgeht und worauf es im Haus ankommt.

Henry Pawils, 16

Wenn ich mal ausziehe, weiß ich, was ich brauche. Gut finde ich, dass ich sehr viel übers Kochen von ihr gelernt habe. Sie hat mir beigebracht, wo ich sparen kann. Das Toastbrot kann billig sein, beim Fisch sollte ich auf Qualität achten. Sie hat mir auch mitgegeben, dass man ruhig bleiben und sich zurückhalten sollte, auch wenn man mal sauer ist. Weil sie nicht allzu streng ist, streiten wir eigentlich nie. Garantiert nicht übernehmen werde ich, dass Mama alles Mögliche auf Zettel schreibt, die im ganzen Haus rumliegen und die keiner lesen kann.“

Hans Mersch, 6

„Mama konnte früher mal Basketball. Da hat sie mir auch was beigebracht. Fußballspielen hab ich eher von Papa gelernt. Mama ist da nur gut in der Abwehr.

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Hans Mersch, 6

Das meiste können Papa und Mama gleich gut. Kochen zum Beispiel. Wenn ich nachts Angst habe, gehe ich zu Mama und Papa. Apfel-Gurken-Möhren-Teller zum Fernsehgucken kann Mama sehr gut. Auch Mario-Kart-Bahn spielen und Kicker. Sie hat mir ein bisschen Klavierspielen beigebracht. Im Internet findet sie Lego Ninjago-Figuren für mich. Mir gefällt es, dass meine Mama knuschteln kann. So nennen wir kuscheln. Ich will später nicht so viel am Computer sitzen müssen wie sie.“

Helmut Ochocki, 86

„Heldenleistungen hat meine Mutter vollbracht. Dafür bewundere ich sie. Sie ist alleine im eisigen Winter mit meiner damals vier Monate alten Schwester und mir aus Westpreußen geflohen.

Helmut Ochocki, 86

Dorthin waren wir aus Köln geflüchtet. Sie hat es geschafft, dass wir überlebt haben. Dafür hat sie gekämpft wie eine Löwin. Sie hatte eine tolle innere Haltung, die habe ich versucht zu übernehmen. In äußerster Not auf der Flucht hat sie plötzlich zu mir auf Kölsch gesagt: „Jung, jetzt e Köpsche Kaffee un e Stücksche Kooche.“ Sie kochte meisterhaft. Ihre Griesmehl Klöße schmeckten himmlisch. Verlässlichkeit, Treue und Fleiß hat sie mir vorgelebt. Sie war sehr opferbereit. Das habe ich nicht übernommen. Ich bin viel weniger kompromissbereit als sie es war. Und: Sie tanzte sehr gerne. Ich nicht.“

Brigitte Grebe, 81

„Ich hatte eine strenge Mutter. Mitgegeben hat Muttichen mir: Ordnungsliebe, Sinn für Schönes um Feste zu gestalten und zu dekorieren.

Brigitte Grebe, 81

Von ihr habe ich auch die Disziplin übernommen und den Anspruch, hilfsbereit zu sein und sich sozial zu engagieren. Auch den Humor hat sie weitergegeben. Einen Rat von ihr fand ich sehr weise: „Erwarte nicht zu viel vom Leben.“ Damit bin ich gut durchs Leben gekommen. Sie konnte hervorragend Eintöpfe kochen nach dem Motto „quer durch den Garten“ oder Dicke Bohnen mit Bohnenkraut. Meine Mutter war schnell eingeschnappt. So wollte ich nie sein. Mein Vorsatz war, dass mir das nie im Leben passiert.“