Hilfe bei NarzissmusKölner Initiative lädt Krankenkassen zu Diskussion ein – keine kommt

Lesezeit 3 Minuten
Die Initiatoren der Narzismus-Initiative stehen im Diskussionsraum auf dem Podium.

Die Stühle für die Vertreter der Krankenversicherungen blieben bei der Diskussion leer.

Eine Kölner Initiative kämpft für mehr Hilfe für Narzissmus-Erkrankte. Doch die Krankenkassen interessiert das offenbar nicht.

20 Einladungen, null Zusagen: Über das Thema Hilfe und Unterstützung von Narzissmus-Opfern durch ihrer Krankenkasse hatte die gemeinnützige Initiative „Narz mich nicht“ reden wollen.

Köln: Initiative will diskutieren – Krankenkassen lehnen Einladung ab

Gründerin Regina Schrott und Henning Glasmacher hatten dazu Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherungen, von der AOK über die Barmer und die Knappschaft bis zu ausgewählten Innungs- und Betriebskrankenkassen, eingeladen. Am Ende schickte jedoch keine einzige der eingeladenen Kassen Abgesandte zum Veranstaltungsort, dem „Cologne Loft“ an der Eupener Straße.

Dennoch zog das Team die Podiumsdebatte vor den Anwesenden durch, wenn auch mangels Diskussionsgästen auf Kassenseite ohne direktes Feedback. Die Besucherstühle vor der Bühne, auf denen die Kassenvertreter hätten Platz nehmen sollen, wurden demonstrativ stehen gelassen.

Die im April 2021 gegründete Initiative mit Sitz in Köln bietet Selbsthilfegruppen und Coachings für Opfer von Narzissmus – einer meist mit Abwertung des Gegenübers verbundenen übersteigerten Geltungssucht – an und bietet auch Schulungen und Seminare für Firmen.

Theaterstück hatte Narzissmus-Erkrankung thematisiert

Ende 2022 hatte ihr Bühnenstück „Das Narzarett“, eine kabarettistische Verarbeitung des Phänomens, in der Nippeser Programmkneipe „Heimathirsch“ Premiere gefeiert, im laufenden Jahr finden dort weitere Aufführungen statt.

Zwei Schauspieler stehen während der Aufführung von „Narzarett“ auf der Bühne.

Das Theaterstück „Narzarett“ thematisierte die Probleme von Narzissmus-Erkrankten.

Opfer von Narzissmus würden alleine gelassen und erhielten, wenn überhaupt, nur Unterstützung, wenn es bereits zu spät sei, konstatieren Schrott und Glasmacher sowie „Narz mich nicht“-Mitarbeiter Marco Hall, einhellig. „Meist haben Menschen, die unter psychischem Missbrauch leiden, ohnehin schon einen langen Leidensweg hinter sich“, schilderte Schrott.

Sie bräuchten eine psychische Stärkung, bevor sie kaputtgehen und Krankheitssymptome zeigten. „Es ist eine Milchmädchenrechnung, den Menschen erst danach zu helfen. Da ist das Kind längst in den Brunnen gefallen.“ Denn dann, wenn sie einmal psychisch krank seien, entstünden wesentlich höhere Behandlungskosten.

Narzissmus: „Viele Menschen brauchen dringend Hilfe“

„Viele Menschen brauchen dringend Hilfe, etwa in Form eines präventiven Coachings, um gar nicht erst psychisch krank zu werden, sondern Strategien, um der psychisch belastenden Beziehung – sei es beruflich oder privat – zu entkommen.“

Im derzeitigen Gesundheitssystem hätten allenfalls privat versicherte Betroffene eine reelle Möglichkeit, eine Therapie oder ein Coaching durch einen Psychotherapeuten oder Heilpraktiker zu bekommen.

„Dass gesetzlich Versicherte ein Coaching oder eine Behandlung von einer Krankenkasse bezuschusst bekommen könnten, hängt davon ab, wie lange sie schon auf einen freien Psychotherapeuten oder Platz in einer Klinik warten und ob sie abgelehnt worden sind. Bei oftmaliger Ablehnung gewährt die Krankenkasse in Ausnahmefällen Coaching durch einen Heilpraktiker“, schilderte Schrott aus der Erfahrung mit ihren Klienten.

Viele Krankenkassen meldeten sich gar nicht erst zurück

Auf den größten Teil ihrer Einladungen hatte das Team überhaupt keine Rückmeldung erhalten. Diejenigen Kassen, die abgesagt hatten, führten zumeist an, dass sie an den Bedingungen nichts ändern könnten und es am Gesetzgeber liege, Opfern von psychischem Missbrauch durch Änderungen im Krankenversicherungsrecht mehr Hilfe zu gewähren.

Eine Krankenkasse argumentierte, dass Coaching kein geschützter Beruf sei. „Da müssten Ärzt*innen ran“, habe eine Krankenkasse zur Auskunft gegeben.

Rundschau abonnieren