Kölsches Jubiläum111 Jahre Lindenthaler Tierpark

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Beim Jubiläum des Lindenthaler Tierparks war viel los.

Beim Jubiläum des Lindenthaler Tierparks war viel los.

Lindenthal – Es muss irgendwie mit dem FC zusammenhängen, aber am Ziegengehege ist stets am meisten los: Hausziegen, Zwergziegen, Bunte Holländische Ziegen – alle werden bestens mit Futter versorgt durch ganze Geschwader von aufgeregten Pänz, die ihre Eltern gar nicht mehr wegkriegen vom Gehege. Nur hin und schlägt ein Knirps vor: „Jetzt gehen wir aber mal zu den Hühnern“, ein anderer hat Interessantes auf der anderen Seite des Wegs erspäht: „Schau mal, da ist eine Kuh.“ Gut, dass das schottische Hochlandrind mit den imposanten Hörnern kein Deutsch versteht, vermutlich wäre es leicht verstimmt.

Tausende Besucher feierten zwei Tage lang bei schönstem Wetter das 111-jährige Bestehen des Lindenthaler Tierparks. Greifvogelvorführungen und Informationen der Rollenden Waldschule standen auf dem Programm, selbstverständlich auch Speisen und Getränke. Aber keine Musik, schon gar keine karnevalistische: „Wir hatten das Interesse der Tiere im Auge, außerdem wollten wir eine ruhige Alternative zu all den lauten Festen bieten“, sagte Barbara Marnach, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Förderverein des Tierparks, der zum kölschen Jubiläum eingeladen hatte. Da durfte auch Ursula Heinen-Esser, aus Widdersdorf stammende Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, nicht fehlen. „Den Tierpark kenne ich schon seit meiner Kindheit, inzwischen wohne ich in Lindenthal und bin oft hier“, sagte sie in ihrem Grußwort.

Schottische Hochlandrinder, Esel oder Ziegen: Die Kinder fütterten alles, was hinter Zäunen stand.

Schottische Hochlandrinder, Esel oder Ziegen: Die Kinder fütterten alles, was hinter Zäunen stand.

Die Bezirksbürgermeisterin lobte den Förderverein, der seit 2000 die Geschicke des Parks im Auge behält: „Diese Gründung war wichtig, denn der Tierpark gehört zu Lindenthal wie der Dom zu Köln“, so Helga Blömer-Frerker. „Okay – das ist vielleicht übertrieben, aber nicht sehr. Auf jeden Fall gebührt dir eigentlich ein Heiligenschein“, wandte sie sich an Heribert Resch, Motor und Vorsitzender des Fördervereins bis zum vergangenen Jahr. „Etwa eine Million Euro haben wir seither investiert, wir hatten großzügige Spenden, verkaufen Tierfutter vergeben Patenschaften. Aber auch die Bezirksvertretung hat immer wieder etwas dazugetan“, erklärte Resch den Erfolg des Vereins, der heute einen Park präsentieren kann, der tipptopp in Schuss ist und außer Damwild Eseln, Schafen, Schwänen, Puten, Pfauen, Gänsen und Enten aller Art beste Hege und Pflege bietet. „Auch Füchse sind heimlich zugewandert, die stören aber nicht“, so Resch.

„Den pädagogischen Aspekt würden wir gern stärker in den Vordergrund stellen und vielleicht mal ein Quiz oder eine Rallye für Kinder durchführen“, sagte Dr. Martin Schoser, CDU-Stadtrat und ebenfalls Gründungsmitglied des Fördervereins. Dazu gehöre auch, dass seit einiger Zeit alle Gehege mit Schildern versehen sind.

Barbara Marnach, Martin Schoser, Heribert Resch und Helga Blömer-Ferker (v.l.) – präsentierten stolz die neuen Insektenhotels.

Barbara Marnach, Martin Schoser, Heribert Resch und Helga Blömer-Ferker (v.l.) – präsentierten stolz die neuen Insektenhotels.

Dennoch ist man immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert. Aufgrund der Diskussionen um das Insektensterben kümmert man sich nun auch um diese oft übersehen Klasse von Tieren. Zum 111-jährigen Bestehen stellte der Förderverein drei Insektenhotels in Form von schlanken Baumstämmen auf: „Drei Einsen sozusagen“, erklärte Blömer-Frerker die Symbolik.

Ansonsten könne der Verein optimistisch in die Zukunft sehen, meinte der neue Vorsitzende Martin Gallhöfer: „Derzeit haben wir rund 300 Mitglieder, nach dem Fest könnten es 350 sein, wenn ich das große Interesse richtig deute.“ Hochzufrieden war auch Schatzmeister Gert Meyer-Jüres, dem zur Leerung der Futterautomaten ein Lastenrad zur Verfügung steht. „Wöchentlich kommen etwa 50 Kilo Münzgeld zusammen“, erklärte er. Dass sein Transport von bösen Buben gestört werden könnte, fürchtet er nicht: „Mit 50 Kilo läuft keiner so schnell weg.“

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