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Kölsches KultgetränkKölner lässt Lömmelömm wieder aufleben

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Es sind nicht immer die Großen in der Branche, die Neues hervorbringen. Ohne eine Brauerei in der Hinterhand zu haben oder der Spross einer Getränkedynastie zu sein, kreierte der heute 28-jährige Christian Remmert vor vier Jahren an der Theke eines Brauhauses eine Limonade, die mittlerweile einige große Rewe-Märkte im Sortiment haben und weit über Kölns Grenzen hinaus erhältlich ist.

Lömmelömm heißt sie. Dabei ist der Name noch nicht einmal neu. „Lömmelömm gab es in den 50er Jahren in den Kölschen Kneipen schon“, sagt Remmert.

„För de Jung noch eine Lömmelömm!“

Damals in der Geschmacksrichtung Orange wurde es für die Kinder in der Kneipe bestellt. „För mich noch en Kölsch, för de Jung noch eine Lömmelömm!“ Diesen Satz werden viele Kölner von früher aus ihrer Veedelskneipe kennen.

Das war in den 50er Jahren. Dann wurde es still um das Getränk. Bis Remmert es wieder hervorholte. Mit neuer Rezeptur und in neuem Design. „Die Namensgebung geht auf echte Kölner zurück, die damals mit uns an der Theke standen. Da hat sich keine kreative Werbeagentur den Kopf zerbrochen“, sagt Remmert.

Getränk und das Design sind völlig neu

Ist Lömmelömm also ein Retrogetränk? „Nicht ganz“, sagt der junge Geschäftsmann Remmert. Nur der Name ist alt, das Getränk und das Design sind völlig neu. Heute verkauft man nicht nur ein Getränk, das Lebensgefühl muss gleich dazugeliefert werden.

Und das werde dank des schlichten Flaschen– und Etikettdesigns und der bunten Getränkefarben, die von Zartrosa über Orange bis zu einem kräftigen Gelb reichen, gleich mitgeliefert. Das Getränk wirke so modern und mache Lust auf mehr. „Gefärbt wird es mit Naturstoffen. Da steckt keine Chemie drin“, sagt Remmert und reiht die Geschmackssorten vor sich auf dem Tisch auf. Natürlich trinkt Remmert selbst eine Flasche.

Neu ist der junge Mann nicht in dem Business. Schon während seines Studiums der Volkswirtschaft zog er einen Getränkevertrieb auf. So hatte er schon früh Kontakte in eine Branche, die er nun selbst mit seiner Getränkefamilie erobern will.

Viertelmillion Flaschen im letzten halben Jahr

Doch am heimischen Schreibtisch in Zollstock kann er keine Limonade kreieren. Ein Hersteller musste gefunden werden und die richtige Rezeptur. „Ich hatte eine Vorstellung davon, wie es schmecken sollte, aber keine alten Rezepte“, erzählt der 28-Jährige, der den Verkauf von ursprünglich 30 000 Flaschen pro Jahr auf eine Viertelmillion im letzten halben Jahr steigern konnte. Lömmelömm scheint den Geschmacksnerv zu treffen. Den passenden Hersteller hat er in Haan, einer Stadt im Kreis Mettmann, gefunden.

Lömmelömm soll sich als Marke durchsetzen. Das ist sein Ziel. Die Branche ist hart. Das weiß Remmert. „Ich bin kein Idealist oder Träumer“, sagt er von sich. Aber er sei gut vernetzt in der Wirtschaftswelt, höre sich um und unterhalte sich viel. Bislang geben ihm die Verkaufszahlen recht. Sein Getränk scheint anzukommen. Wenn es nach Remmert geht, soll Lömmelömm irgendwann in der ganzen Welt zu haben sein. Auch an weiteren Geschmacksrichtungen wird bereits gearbeitet, ebenso an einem Online-Verkauf.

Erst nicht ernst genommen

Am Anfang hat man ihn nicht ernst genommen. Wegen seines Alters. Das hat sich geändert. Ihm mache so schnell niemand etwas vor, sagt Remmert und nimmt einen Schluck Grapefruit-Limonade. „Ich habe familiär bedingt früh gelernt auf eigenen Füßen zu stehen“, sagt er und diese Antwort klingt fast ein wenig trotzig.