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Kinder sind dort groß gewordenDieter Keimes betreibt die SB-Tankstelle in Köln-Dellbrück seit 40 Jahren

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau und ein Mann mit schwarzen Haaren stehen vor einer Tankstelle.

Elke und Dieter Keimes.

Der 73-jährige Pächter der SB-Tankstelle an der Dellbrücker Hauptstraße fühlt sich dort pudelwohl und möchte noch lange nicht aufhören.

Es riecht nach Sprit und Rauch, die Kaffeemaschine brummt und immer wieder betritt jemand das kleine Tankstellenhaus. Die meisten Kundinnen und Kunden sind bekannt, alle werden freundlich begrüßt, manche fragen nach dem Chef.

Die SB-Tankstelle an der Dellbrücker Hauptstraße 9 in Köln-Dellbrück hat zu 95 Prozent absolut feste Stammkunden, einige seien schon die zweite oder dritte Generation, erzählt Pächter Dieter Keimes stolz. Er sitzt in einem Raum hinter dem Tankstellenshop, hat eine Zigarette in der Hand. Er wirkt bodenständig, entspannt, hat einen Blaumann an, ist jederzeit bereit in der Garage an Autos zu schrauben.

Köln-Dellbrück: Dieter Keimes betreibt SB-Tankstelle seit 40 Jahren

Seit 40 Jahren betreibt er die Tankstelle. Vorher war der heute 73-jährige Taxifahrer, beschloss dann aber etwas anderes zu machen. Also übernahm er am 1. Januar 1985 die Tankstelle. „Das war die beste Entscheidung überhaupt“, sagt Keimes, „die Werkstatt war mit dabei, das war schon was Vernünftiges“. Damals gehörte sie noch zur Deutschen Texaco AG, dann zwischenzeitlich zu Dea, Shell und bp bevor sie von der Rheinland Kraftstoff GmbH übernommen wurde und ihr weiß-orangenes Gewand und den Namen SB-Tankstelle bekam.

Damals haben wir Preisänderungen per Post zugeschickt bekommen, dann musste ich auf die Leiter steigen und die Schraubzahlen ändern, die hatten so scheiß Plastikschrauben
Dieter Keimes über 40 Jahre Erfahrungen als Pächter der SB-Tankstelle in Dellbrück

In Dellbrück seien diese Veränderungen jedoch von wenig Bedeutung. „Hier sagt man, ich geh beim Keimes tanken“, sagt der Pächter. Immerhin scheinen Keimes und seine Frau Elke ihr Leben in diesem Tankstellenhäuschen zu verbringen. Er sei täglich von zehn bis 20 Uhr dort, Urlaub mache er in seinem Garten. „So wie ich die richtige Frau gefunden habe, habe ich auch die richtige Tankstelle gefunden“, sagt Keimes lächelnd.

Als Elke Keimes 1989 schwanger war, baute er den kleinen Raum zwischen Tankstellenshop und Garage aus. Dort ist eine Küchenzeile, eine Sitzecke und ein kleiner Schreibtisch. An der Kasse hatten sie lange einen Platz für ihren Hund, der Kundinnen und Kunden grüßte. Die Zeit in der Tankstelle scheint stehen geblieben zu sein, man kann sich bildlich vorstellen, wie die Familie Keimes dort ihren Alltag verbracht hat.

Ein Bild einer Tankstelle aus dem Jahr 1985.

1985 sah die Tankstelle noch ganz anders aus.

Dieter Keimes Kinder sind auf SB-Tankstelle groß geworden

„Die Kinder sind hier auf der Tankstelle groß geworden“, sagt Dieter Keimes, „sie haben mit anderen Kindern im Wohnwagen hinterm Haus gespielt oder mit an der Kasse gesessen und geholfen“. Heute, erzählt er lachend, gebe schon die kleine Enkelin Kassenbons aus. Die Tankstelle ist Teil der Familie Keimes.

Mittlerweile hat er einen festangestellten Mitarbeiter und 11 Minijobber und Elke Keimes eine zweite SB-Tankstellen-Filiale in Bergisch Gladbach übernommen. Wahrscheinlich, so scherzen sie, werden sie irgendwann liegend, mit den Füßen nach vorne aus der Tankstelle getragen.

Doch noch fühle Dieter Keimes sich fit trotz mehrerer Herz-OPs. „Ich hab vor, das noch lange zu machen“, sagt er klar. Die Tankstelle lebe von der Werkstatt. Er repariert dort Autos und bietet einmal die Woche für Berufstätige ab 18 Uhr TÜV an. Keimes mache und könne alles selbst. „Und ich bleibe immer auf dem neuesten Stand“, betont er.

In der SB-Tankstelle Keimes scheint die Zeit stehen geblieben zu sein

Viel habe die Tankstelle sich nicht verändert, erzählt Keimes, aber erinnere sich an Zeiten ohne Technik. „Damals haben wir Preisänderungen per Post zugeschickt bekommen“, erzählt er, „dann musste ich auf die Leiter steigen und die Schraubzahlen ändern, die hatten so scheiß Plastikschrauben“. Heute wiederum bekomme er bloß noch einen Infozettel, die Preisänderungen laufen komplett automatisch. 

Ansonsten habe auch Keimes das Gefühl, dass bei ihnen die Zeit stehen geblieben ist. Noch nie habe er fremd eingekauft, jede Zigarettenpackung, jedes Magazin, jeder Snack habe er bei den jeweiligen Gesellschaften gekauft. „Es ist ein Geben und Nehmen und Loyalität wird gewürdigt“, ist Keimes überzeugt. Das merke er eben auch bei seinen Kundinnen und Kunden. „Wir haben eine tiefe Kundenbindung“.

Teil davon sei auch das Tankstellenfest, dass sie einmal im Jahr Ende September im Zuge des Dellbrücker Straßenfestes schmeißen. Dieter Keimes habe selbst lange Musik gemacht, kenne deshalb einige Musiker. Und so ließ er vor gut 25 Jahren befreundete Bands spielen. Mittlerweile sei die Sache ordentlich größer geworden und er engagiere Coverbands seiner Lieblingsbands aus aller Welt.

Auf das Fest dieses Jahr freue Keimes sich besonders, denn am 27. und 28. September wolle er dann auch das 40-jährige Jubiläum ordentlich feiern. „Dann wird die Tankstelle zur großen Bühne für klasse Musik“, erzählt Dieter Keimes grinsend.