Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Nervenkostüm wird dünner“Anwohner in Köln-Dellbrück von dumpfem Geräusch geplagt

Lesezeit 4 Minuten
Auf einem Straßenschild steht Von-Quadt-Straße

Anwohner der Von-Quadt-Straße in Köln-Dellbrück werden von einem dumpfem Geräusch geplagt.

Familie Zillinger wurde bereits 2016 schon mal von Geräuschen in der Von-Quadt-Straße gestört. Nun ist ein anders frequentierter Ton da.

„Wenn man das 20 Mal am Tag hört, wird das Nervenkostüm nach einem halben Jahr dünner“, sagt Peter Zillinger. Kurze Zeit später ertönt das Geräusch über das Anwohner der Von-Quadt-Straße in Köln-Dellbrück redet. Es ist ein dumpfer, tiefer Ton mit 250 bis 300 Hertz, der ein bisschen wie ein Warnsignal aus einer Sirene klingt, bloß leiser.

Er ertöne immer wieder am Tag und auch in der Nacht, erzählt Zillinger, doch er sei nicht regelmäßig, sondern willkürlich. Auch die Länge des Tons sei immer wieder unterschiedlich. Zum Sommer ertöne das Geräusch seltener, aber trotzdem immer wieder. Je nach Witterung sei es lauter, im Winter komme es häufiger vor, dokumentierte Zillinger.

Ein Mann steht in seinem Garten

Peter Zillinger und seine Familie fühlen sich durch den unbekannten Ton gestört.

Seine Familie fühle sich durch diesen Ton gestört, auch ihren Nachbarn ginge es so. „Wir wollen gar nicht isoliert wohnen und Geräusche sind natürlich Teil der Stadt“, sagt Zillinger, „Segen, Flexen, Mähen ist natürlich auch immer wieder zuhören, aber das hört auf“. Vor allem, die Ungewissheit, von wo der Ton kommt, irritiere Familie Zillinger.

Köln-Dellbrück: Anwohner weiß nicht, wo dumpfer, tiefer Ton herkommt

Bereits 2016 wurden Familie Zillinger und ihre Nachbarn von einem Geräusch in der Nachbarschaft geplagt (wir berichteten). Damals handelte es sich um ein hohes Pfeifen, mit 600 bis 700 Hertz. Erst war der Ton gleichmäßig, am Ende erhöhte sich die Frequenz immer mehr. Damals kontaktierte Zillinger die Stadt Köln, doch diese hätte nicht helfen können.

„Interessanterweise ist nach dem Erscheinen des Zeitungs-Artikels das Geräusch damals verschwunden“, erzählt Zillinger. Doch nun plagt ihn das neue, anders frequentierte Geräusch. „Die Wahrnehmung ist natürlich immer subjektiv, aber manche Töne sind einfach extrem nervig und dieser neue Ton triggert mich sehr, er jagt mir jedes Mal durch den ganzen Körper“, sagt Zillinger. Deshalb hat er wieder die Stadt Köln informiert.

Diese hat mit eigenem Personal, unter Einbindung des Landesamts für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz NRW und einem Sachverständigenbüro, im November eine Überwachung vorgenommen. „Die Überwachung hat ergeben, dass eine schädliche Umwelteinwirkung nicht vorliegt und keine Quelle festgestellt wurde“, teilt die Stadt Köln auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Stadt Köln stellt keine Überschreitung der Immissionsrichtwerte fest

Es liege keine Überschreitung der gesetzlich erlaubten Immissionsrichtwerte vor. „Es war sehr ungünstig, dass das Geräusch an dem Tag weniger aufgetreten ist und leise war“, sagt Zillinger, „aber da kann man nichts machen“. Mit diesem Ergebnis können jedoch keine weiteren Überwachungsmaßnahmen durchgeführt werden, erklärt die Stadt.

„Weitere Ermittlungstätigkeiten und ein ordnungsbehördliches Einschreiten setzen eine Überschreitung der Immissionsrichtwerte voraus“. Das Verfahren wurde deshalb kürzlich eingestellt. „Die Geräusche mögen belästigend sein, bewegen sich jedoch innerhalb des gesetzlich erlaubten Rahmens“, so die Stadt.

Einen möglichen Ursprung habe die Stadt nicht ausmachen können, Zillinger vermutet, dass es sich um eine Wärmepumpe in der Nachbarschaft handelt, die gegebenenfalls kaputt ist. Wissen kann das jedoch keiner, auch weil die Stadt Köln den Beschwerden zunächst nicht weiter nach geht.

Beschwerden über Geräusche unbekannter Herkunft vermehrt im rechtsrheinischen Köln

Sie teilt aber mit: „Neue Entwicklungen mit belastbaren neuen Erkenntnissen zu potenziellen Quellen können zu einer Prüfung führen, ob ein nicht ordnungsgemäßes Verhalten vorliegt und Maßnahmen zur Lärmminderung ergriffen werden müssen. Die Stadt Köln kann dabei nur solche Betriebe und Zustände überwachen, die in der Zuständigkeit der Stadt Köln liegen“.

Meldungen wie die von Zillinger gebe es im gesamten Stadtgebiet, teilt die Stadt Köln mit. Bürgerinnen und Bürger könne sich mit Beschwerden an das Umwelt- und Verbraucherschutzamt wenden. Eine Häufung der Eingaben gebe es laut Stadt im rechtsrheinischen Norden. Dabei können teilweise haustechnische Anlagen der Betroffenen als Quellen ermittelt werden. Häufig werde wie bei Zillinger keine Quelle gefunden und die für störend wahrgenommenen Geräusche führen zu keiner Überschreitung der gültigen Immissionsrichtwerte.

Zillinger sei mitgeteilt worden, dass er ein Lärmprotokoll führen und gegebenenfalls eine private Messung machen solle. Neue Ergebnisse könnten zu einer Wiederaufnahme führen, private Messungen seien jedoch teuer. Seine Familie fühle sich hilflos, sagt Peter Zillinger: „Wir freuen uns, dass die Stadt etwas gemacht hat, aber es ist schade, dass das Verfahren jetzt erstmal abgeschlossen ist“. Sie werden jetzt ihre Fenster wechseln und neu machen lassen – auch wegen des Geräuschs: „Dann haben wir wenigstens drinnen Ruhe“.