„Subkulturorte mit Ablaufdatum“Künstler des Kollektivs „Takura“ müssen Lindgens-Areal im Mülheimer Süden räumen

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Eine Frau sitzt inmitten einer Kunst-Installation.

Karolin Meyerjohann beteiligte sich mit einer Installation an der letzten Ausstellung im Lindgens-Areal.

Zum 31. März müssen alle Künstler die Hallen im Lindgens-Areals im Mülheimer Süden verlassen, da dort gebaut wird. Ein schmerzlicher Abschied.

Ein stilisiertes Grab symbolisiert das endgültige Aus: Das Künstlerkollektiv „Takura“ gab eine Abschiedsvorstellung für die Hafenakademie in den Hallen des Lindgens-Areals im Mülheimer Süden: eine Ausstellung mit Begleitprogramm zu den Themen Abschied und Abbruch.

Zum 31. März müssen sie und die anderen Mitglieder und Nutzer der Räumlichkeiten ausziehen. Die Gebäude sollen danach rasch abgerissen werden, um Platz für Neubauten zu schaffen. „Unser Ort ist leider wie alle Subkulturorte mit Ablaufdatum versehen und somit endet unsere Zeit in wenigen Tagen“, sagt Juri Hörster, Kurator der Ausstellung mit dem Titel „Loading“.

Köln: Kollektiv „Takura“ hatte sich vor einem Jahr gegründet

Nun sei das Kollektiv auf der Suche nach neuen und dauerhaften Räumen: „Ständig neue Provisorien sind eben keine Lösung.“ Das Kollektiv hatte sich vor einem Jahr gegründet, um in mehreren Hallen des Geländes an der Deutz-Mülheimer Straße Ausstellungen und Veranstaltungen anzubieten.

Ihm gehören etwa 50 Personen an, die sich in Arbeitsgemeinschaften wie Ausstellung, DJ, Gastro und anderen engagieren. Neben vielen anderen Kunstschaffenden waren Karolin Meyerjohann und Belena Haria Meckert an der Ausstellung beteiligt. Meyerjohann zeigte mit ihrer Installation zwei riesige Pflaster, die mit Nieten im Betonboden fest verankert waren: „Sie sollen als Trostpflaster die Traurigkeit mildern.“

Meckert wiederum hatte eine gemütliche Ecke mit Sessel eingerichtet. Auf dem Tuch ringsum waren Zettel mit festgehaltenen Gedanken verteilt. Auch sie wollte trotz der unsicheren Zukunft ein Gefühl der Ruhe vermitteln.

Während Takura seinen Abschied mit einem Paukenschlag zelebriert, haben schon viele der alteingesessenen Mitglieder der 2018 gegründeten Hafenakademie das Gelände verlassen. Eine von ihnen, Silke Tönjes-El Bada, Betreiberin des ersten Kölner Umsonstladens, ist bis zum Ende geblieben.

„Uns wurden Ausweichmöglichkeiten in Hallen des benachbarten Deutz-Geländes angeboten“, berichtet sie. Das gehört ebenfalls zum Entwicklungsgebiet im Mülheimer Süden. Mietverträge seien vorerst auf ein Jahr befristet, allerdings mit einer Option auf Verlängerung: „Niemand weiß heute, wann dort mit einer Bautätigkeit begonnen wird.“

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