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Neu in StegerwaldsiedlungInterkultureller Chor in Mülheim will Menschen zusammenbringen

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Im Stadtteiltreff Stegerwald/Mülheim Süd bietet Musiker Mehmet Akbas (ganz rechts) seit Ende April einen interkulturellen Chor an, der offen für alle ist.

Im Stadtteiltreff Stegerwald/Mülheim Süd bietet Musiker Mehmet Akbas (ganz rechts) seit Ende April einen interkulturellen Chor an, der offen für alle ist.

Im Stadtteiltreff Stegerwald/Mülheim Süd bietet Musiker Mehmet Akbas seit Ende April einen interkulturellen Chor an, der offen für alle ist.

„Mit Kunst und Kultur können wir Menschen zusammenbringen, Musik ist ein Instrument für Verbindung“, sagt Mehmet Akbas, „und das brauchen wir gerade mehr denn je“. Der Musiker nehme eine Vereinsamung in Deutschland wahr, durch die Unverständnis und Diskriminierung entstehe. Dem möchte er in seinen Mitteln entgegenwirken – mit Musik.

Und so leitet er einen interkulturellen Chor, der sich seit Ende April jeden Montagabend im Stadtteiltreff Stegerwald/Mülheim Süd an der Ulitzkastr. 5, 51063 Köln trifft. Willkommen sind ausdrücklich alle, erzählt Akbas. „Es soll nicht nur ein musikalischer Treff, sondern auch ein Austausch zwischen unterschiedlichen Menschen sein – ohne Vorurteile zu Religion, Geschlecht, Alter und Sexualität“. Dass das funktioniere, habe Akbas in den letzten Jahren gespürt.

Köln-Mülheim: Interkultureller Chor ist für alle offen

Vor vier Jahren hat er angefangen einen Chor beim Verein interkultur im Mülheimer Norden zu leiten. Zuerst habe er sich nicht zugetraut, entschied dann aber, es einfach zu versuchen. „Ich habe einen Platz hier und den teile ich sehr gerne“, sagt er mit einem Strahlen in den Augen.

Schnell habe er das Potenzial gesehen und gemerkt, wie sehr es ihm und anderen hilft. „Ich habe in Deutschland lange eine Familie vermisst und gesucht und der Chor ist wie eine Familie“, erzählt der Musiker, der vor 20 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist.

Durch das gemeinsame Musizieren würden alle voneinander lernen – über Technik und Stimme aber vor allem Solidarität und Akzeptanz, die Akbas als sehr wichtig betrachtet: „Ich kann die Menschen ja nicht einfach verändern, das ist ein Prozess, ein gemeinsames Lernen und das geht nur, wenn alle willkommen sind und man so andere Lebensrealitäten kennenlernt“. 

Stegerwald Siedlung: Mehmet Akbas leitet neuen Chor in Stadtteiltreff

Er habe viel Diskriminierung erlebt, erzählt er, vor allem weil er sich als Zazakurde beschreibt. „Das ist so eine kleine Randgruppe, die auch nicht von allen Kurden anerkannt wird, ich Deutschland kennen viele meine Kultur gar nicht“, sagt er, „und wer etwas nicht kennt, reagiert häufig diskriminierend“. Vieles davon sei gar nicht unbedingt bewusst, aber er führe immer einen Kampf – um Anerkennung, Akzeptanz, einen Platz.

Diesen Platz möchte er jeder und jedem im Chor geben. „Bei uns hat jeder eine Hauptrolle, einen Platz“, sagt Akbas. Als der Verein interkultur keinen Platz mehr für den Chor bieten konnte, suchte der Leiter und seine Mitglieder nach neuen Räumen. Der Stadtteiltreff Stegerwald/Mülheim Süd habe direkt die Türen geöffnet und ist nun das neue Zuhause des interkulturellen Chors.

Gesungen werde alles Mögliche in acht unterschiedlichen Sprachen, einige spielen auch Instrumente. Regelmäßig montags von 18 bis 20 Uhr können alle kostenlos und ohne Anmeldung zusammenkommen. „Jeder kann singen“, ist Akbas überzeugt, „egal ob richtig oder schief, es geht darum, sein Herz zu öffnen, sein Inneres nach Außen zu tragen“.