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Nach langer Corona-PauseSo meldet sich die Kölner Museumsnacht zurück

4 min
Lange Nacht Museum Ludwig

Großer Andrang zu später Stunde: Vor dem Museum Ludwig bildeten sich lange Schlangen. 

Köln – Es ist voll an diesem Samstagabend in der großen Eingangshalle des Museum Ludwig. Rote und blaue Lichterspots erhellen die Szenerie, Stimmengewirr und entspannte Musik erfüllen die Luft. Vor der Tür hat sich eine lange Schlange gebildet. Drei Jahre lang musste die Kölner Museumsnacht aufgrund der Pandemie zwangsweise pausieren. Am Samstag konnte sie zum ersten Mal wieder stattfinden – und der Anklang ist groß.

„Wir haben uns den Termin schon lange freigehalten“, erzählen Garnet Stemler und Juliett Noppe. Das Mutter-Tochter Gespann ist für die Museumsnacht aus Sankt Augustin angereist. Jetzt stehen die beiden im Foyer des Museum Ludwig vor einer der Ausstellung: Die „Grüne Moderne“ beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und Pflanzen – und möchte mithilfe von Gemälden, Fotos und Videoinstallationen eine neue Perspektive eröffnen.

Atelierhaus Quartier am Hafen

Einblick in das Atelierhaus Quartier am Hafen

„Besonders interessant fanden wir die Mikro-Fotos“, so Stemler und Noppe und beziehen sich auf eine schwarz-weiße Fotoreihe von unterschiedlichen Baumarten, aufgenommen durch ein Mikroskop. „Wir gehen auch sonst gerne mal in ein Museum“, erzählen die beiden weiter. „Aber die Museumsnacht ist toll, um auch mal Sachen zu sehen, die man sich sonst vielleicht nicht angucken würde – und sich gegenseitig neue Impulse zu geben.“

Zwischen Tanz, Schauspiel und offenen Ateliers

Neue Impulse lassen sich in diesem Abend überall in der Stadt erleben. Insgesamt 46 unterschiedliche Kunstorte beteiligen sich an der Museumsnacht – neben den großen, etablierten Häusern auch viele kleinere Galerien und kollektive Kulturräume. Im rechtsrheinischen Quartier am Hafen, einem Atelierhaus am Poller Kirchweg, haben sich rund 30 Kunstschaffende aus den Bereichen Malerei, Tanz und Performance zusammengefunden und das ganze Haus in eine riesige, begehbare Ausstellung verwandelt.

Lange Nacht der Museen im Schnütgen

Auch das Museum Schnütgen war einer der Anziehungspunkte bei der Museumsnacht.

Die Stimmung hier ist noch einmal deutlich gelöster als im Museum Ludwig. Gegen 21 Uhr drängen sich viele, vor allem jüngere Menschen mit Weingläsern in der Hand durch die vollen Gänge. Hinter jeder der weiß gestrichenen Türen schlagen einem andere Klänge und Gerüche entgegen: Von den hypnotisierend-tiefen Sounds des Tanzstückes „Skin“, bei dem die Darstellenden sich in beigefarbenen Anzügen sinnlich-zuckend durch den Raum schlängeln, bis zu den vielen offenen Ateliers, in denen die frische Farbe oder der Lack der einzelnen Werke noch zu riechen ist.

Lange Nacht grüne Moderne

Das Museum Ludwig zeigte in der Museumsnacht die Ausstellung „Grüne Moderne“.

„Wir haben uns echt Mühe gegeben, das ganze Haus zu bespielen“, erzählt Britta Ries-Drygall, die in einem Raum im Erdgeschoss ihre von Natur und Meer inspirierte Gemälde und Fotografien präsentiert. Die Künstlerin freut sich, dass die Museumsnacht dieses Jahr wieder stattfinden kann. „Das ist so wichtig, weil dieses Event noch einmal ein ganz anderes Publikum anzieht. Und es ist eine tolle Gelegenheit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.“ Genau das wird den Besuchern leicht gemacht. Viele der Kunstschaffenden sind an diesem Abend selbst vor Ort – und nur allzu gewillt, Fragen zu ihren Arbeiten zu beantworten.

Gute Stimmung trotz langer Schlangen

Nicht so interaktiv, aber dafür deutlich bedächtiger geht es gegen 23 Uhr im Museum Schnütgen zu. Mystische Klänge erfüllen die hohe Halle der romanischen Cäcilienkirche. Der Sound: Irgendwo zwischen elektronischer Musik und Windspiel. Viele Menschen haben sich auf den Boden gelegt, die Augen geschlossen und lauschen den Klängen, die den Raum zwischen den steinernen Säulen und den altehrwürdigen Skulpturen erfüllen. Für einige ist das Konzert von AFAR und Jascha Hagen bereits das stimmungsvolle Ende des Abends.

Lange Nacht Quartier am Hafen

Tanz im Atelier: Im Quartier am Hafen war die Stimmung noch gelöster als in den etablierten Museen.

Nicht so jedoch für Pascal Pohle und Mimont Bousroufi. „Wir haben uns spontan entschlossen, noch zur Museumsnacht zu gehen, aber sind wegen der teils langen Schlangen leider nicht überall reingekommen“, so die beiden. Die Laune verderben lassen sie sich davon aber nicht. „Wir gehen jetzt noch ins KunstWerk.“ Und auch eine Fahrt mit der Seilbahn sei definitiv noch geplant. Bis 1 Uhr Zeit, so lange haben die Besucher der Museumsnacht noch, bevor die Museen der Stadt ihre Türen wieder für das Publikum schließen.

Als im Rautenstrauch-Joest-Museum um 0.45 Uhr ein Gong auf das baldige Ende der Veranstaltung hinweist, bewegen sich dennoch die wenigsten sofort in Richtung Ausgang. Und auch im Foyer herrscht noch reges Treiben. Viele der Menschen haben sich an den kleinen Tischen vor der Cafeteria niedergelassen – und lassen die neue Impulse des Abends bei einem Gespräch oder einem Espresso-Martini Revue passieren.