Stunde des AbschiedsBesitzerin übergibt Kölner Kantine „Atempause“ an einen Nachfolger

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Besitzerin Jolanta Ibrom hinter der Theke des Hafenlokals „Atempause".

Die Hafenkneipe „Atempause" bekommt nach vielen Jahren einen neuen Besitzer.

Das Lokal „Atempause“ im Niehler Hafen bekommt nach neun Jahren mit Chefin Jolanta Ibrom einen neuen Besitzer. Die Gastronomin blickt auf viele schöne Erinnerungen zurück, freut sich aber auch auf neue Herausforderungen.

„Ich habe es immer geliebt, morgens über die Rheinuferstraße nach Köln hineinzufahren“, blickt Jolanta Ibrom, die scheidende Wirtin des Imbiss-Lokals „Atempause“ im Niehler Hafen, zurück. „Zu der Uhrzeit, wo ich losfuhr, war ja immer sehr wenig los. Und ebenso, wenn ich den Heimweg antrat noch vor dem Haupt-Feierabendverkehr.“

Nach fast einem Vierteljahrhundert in ihrer Gaststätte zwischen Westkai und Lagerhauskai ist für die 52-Jährige die Stunde des Abschieds gekommen: Sie erlebt die letzten Tage im Lokal, das sie entscheidend geprägt und umgebaut hat. Am Freitag ist eine Abschiedsfeier mit den langjährigen Gästen geplant. Ihr Nachfolger steht schon fest. „Ich habe ihn in der vergangenen Zeit eingearbeitet. Er will das Lokal im Prinzip so weiterführen wie jetzt, aber eventuell auch in den Abendstunden aufmachen.“

Das Kölner Hafenlokal „Atempause“ und seine Anfänge

Im Jahr 1998 fing Ibrom dort an, zunächst als Angestellte des Vorbesitzers. Als es diesem gesundheitlich schlechter ging, übernahm sie den Laden vor neun Jahren schließlich als Betreiberin. „Die Hafengesellschaft als Eigentümerin hatte mir direkt die Zusage gegeben, dass ich weitermachen kann. Aber all die Genehmigungen und Konzessionen für den Betrieb zu bekommen, war langwierig und hat rund drei Monate gedauert.“

Als erstes, erinnert sie sich, stand damals der Umbau an. „Hier waren noch alte Gardinen drin, alles war sehr dunkel – eben eine ganz klassische deutsche Gaststätte. Wir haben dann nach der Übernahme die Fenster frei gemacht, neu gestrichen, dekoriert und den Kaminofen eingebaut.“ Ein Ort zum Wohlfühlen inmitten der Schiffe und Kräne sowie des hektischen Hafenbetriebs – eine echte „Atempause“ eben.

Und auch in die Küche brachte sie Neuerungen: Neben den traditionellen deftigen Gerichten wie Currywurst, Schnitzel und Pommes Frites sowie belegten Brötchen und Rührei mit Schinken zum Frühstück brachte sie Gerichte aus ihrer polnischen Heimat mit, etwa den leckeren Bigos-Eintopf. „Die Leute haben schon gefragt, ob der Nachfolger weiter die polnischen Spezialitäten kocht.“

Kundschaft der Kölner Kantine: „eine richtig bunte Familie"

Sich von ihrer Kundschaft zu verabschieden, fällt ihr sehr schwer. „Die Leute, die hier hinkommen, sind die beste Familie der Welt“, betont sie. Nicht nur Hafen- und Speditionsbeschäftigte gehörten dazu, sondern auch Feuerwehrleute und Polizisten, Professoren, Künstler und die Nachbarschaft aus Niehl und Riehl, etwa aus dem relativ nahen Axa-Hochhaus, eine richtig bunte Familie also. „Wenn jemand ein Problem oder Anliegen hat, hilft man sich gegenseitig.“ Auch etwas Holz für den Kamin habe sie öfter von Hafen-Beschäftigten mitgebracht bekommen.

Jolanta Ibrom blickt in die Zukunft, die Erinnerungen bleiben

In Zukunft will Jolanta Ibrom mit Kindern arbeiten. Sie hat vor zwei Jahren ein Mädchen adoptiert. „Ich möchte in diese Richtung gehen, weil mir die Art der Tätigkeit liegt“, erläutert sie, die seit einigen Jahren im Vorgebirge lebt und seitdem nach Köln pendelt.

Dazu sei die harte Belastung durch den Job gekommen. „Von Montag bis Freitag habe ich um 5.30 Uhr aufgemacht, was bedeutete, dass ich um Viertel vor Vier aufstehen musste. Das war besonders im Winter schwer.“ Die Tätigkeit sei außerdem körperlich anstrengend. „Es war nur wenig Urlaub drin.“

Was sie mitnimmt, sind die Erinnerungen – etwa an die Filmdrehs im Hafen, dessen Industrieromantik eine gute Kulisse abgab, den schwierigen neunwöchigen Corona-Lockdown 2020 oder den kulinarischen Austausch mit Gästen. „Ich hatte mal ein Team aus 60 Spaniern, die bei der Revision des Heizkraftwerks im Hafen mitarbeiteten und immer nur bei mir essen wollten. Für die machte ich ausnahmsweise auch am Wochenende auf“, erinnert sie sich. „Durch sie habe ich einige spanische Rezepte kennengelernt, aber sie haben natürlich auch die deutsche Küche probiert.“ Auch, wenn sie den Laden nun an ihren Nachfolger übergebe, stehe eines für sie fest: „Es bleibt ein Stück weit meine Kantine.“

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