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Irritationen um HalteverbotszonenZahlreiche Autofahrer während Straßenfest in Kölner Veedel abgeschleppt

Lesezeit 3 Minuten
Viele Besucher bei Tag des guten Lebens.

Am „Tag des guten Lebens“ war in Nippes viel los, das Veedel war zwischen Kempener Straße und Neusser Straße teils autofrei. 

Mitte September fand der autofreie „Tag des guten Lebens“ statt. Knapp zwei Wochen später gibt es Kritik an fehlerhaften Infobriefen und der Größe des Festes.

Zum ersten „Tag des guten Lebens“ auf Nippeser Gebiet zieht der ausrichtende Verein „Agora Köln“ eine rundum positive Bilanz. „Es gab mehr als 100 nachbarschaftlich organisierte Aktionen wie Boulespielen oder gemeinsames Frühstück auf der Straße. Weitere 160 Aktionen haben sich einem bestimmten Thema wie zum Beispiel Klimaschutz, Fairer Handel oder Mobilität gewidmet“, so Vereins-Mitstreiterin Joanna Dommnich.

Auf mehr als 100.000 Personen rechnete Agora die Gästezahl über den Tag am Sonntag, 17. September, hoch. Mit mehr als 85 Hektar Fläche im Nippeser Westen, zwischen Bahndamm, Innerem Grüngürtel, Nippeser Tälchen und Neusser Straße, plus der Liebigstraße im Abschnitt vor dem freien Kulturzentrum „Liebig 257“, war das Festgebiet der siebten Auflage des alternativen Veedelsfests seit 2013 so groß wie noch nie zuvor. 2024 soll es in Kalk stattfinden.

Aus „Tag des guten Lebens“ wurde für einige „Tag des teuren Lebens“

Für viele Autobesitzer wurde der Sonntag allerdings zu einem „Tag des teuren Lebens“ – ihr Wagen wurde abgeschleppt. Offenbar hatte ein Teil der Halter sich auf die einige Tage zuvor per Anwohnerschreiben verkündeten, rot markierten Halteverbots-Zonen der Organisatoren von „Agora Köln“ verlassen. Auf längst nicht allen Straßen innerhalb des Festgebietes galten Halteverbote; besonders gehäuft waren sie jedoch entlang der Kempener Straße, der Hauptmeile des Festes, sowie in den direkt angrenzenden Straßen rund um den Baudri- und Schillplatz sowie den westlichen Arm der Wilhelmstraße. Die Stadt musste aus personellen Gründen bereits ab Samstagnachmittag, 15 Uhr, mit dem Freiräumen der betroffenen Abschnitte beginnen – der genannte Zeitraum an den Halteverbots-Beschilderungen gab dies rechtlich her.

Ein Leser dieser Zeitung, dessen Wagen in einer Straße innerhalb des Gebiets des „Tag des guten Lebens“ geparkt war, hatte den Plan auf dem Nachbarschafts-Infozettel studiert und festgestellt, dass sein Wagen außerhalb der rot eingezeichneten Halteverbots-Zonen stand. Daraufhin hatte er sich in Sicherheit gewogen und nicht extra am Wagen nachgeschaut. Am Sonntag war dieser dennoch weg – ein Halteverbot bestand an jener Stelle doch.

„Der an die Anwohner versandte Plan mit den aufgeführten Halteverbotszonen war offensichtlich nicht korrekt. Auch die Information, ab wann Fahrzeuge abgeschleppt werden, war laut eines Telefonats mit der Bußgeldstelle der Stadt Köln fehlerhaft“, schrieb er an diese Zeitung. Nun kämen mindestens 300 Euro Kosten auf ihn zu; einigen Nachbarn gehe es genauso. Darüber habe er sich sehr geärgert.

In der Tat ist das kein Einzelfall: „Es wurden“ – im Zuge des autofreien Sonntags – „71 Verwarnungen erteilt und 37 Fahrzeuge sichergestellt“, so Stadt-Sprecherin Katja Reuter. Mit „sichergestellt“ meint die Stadt hier abgeschleppt. Alle Halteverbote seien aber gemäß der gesetzlichen Frist von mindestens 72 Stunden ausgeschildert gewesen. Das Team von Agora Köln verteidigt das Vorgehen und verweist auf seine Angabe, dass die Halteverbots-Zonen vorbehaltlich Änderungen aufgeschrieben worden seien.

Agora: Auf mögliche nachträgliche Änderungen hingewiesen

„Wir wollten so früh wie möglich die Anwohner-Info in die Haushalte einwerfen, dementsprechend haben wir auf der Info vermerkt, dass sich gegebenenfalls noch etwas ändern könnte und dass man auf unserer Website nach aktuellen Infos schauen sollte“, erläutert Mit-Organisatorin Gabi Klein. „Zudem haben wir die rechtlichen Vorgaben eingehalten und sogar mindestens 96 Stunden vorab darüber informiert, dass an den Stellen ein Parkverbot eingerichtet wird.“ Ein Grund für die geänderten Halteverbote seien Anpassungen bei den thematisch sortierten Festbereichen gewesen. „Wir haben die Cluster noch ein kleines bisschen verändert, damit alle zufrieden sind und die teilnehmenden Gruppen im gewünschten Bereich stehen.“

Auch einigen kritischen Stimmen in den sozialen Netzwerken, dass das Gebiet viel zu groß gewesen sei, tritt sie entgegen. „Das Gebiet war groß, aber nicht so viel größer als in Ehrenfeld.“ Ein Teil des Festgebiets-Zuschnitts habe daraus resultiert, weil man gerne das Kulturzentrum „Liebig 257“ sowie das an diesem Tag ebenfalls stattfindende Straßenfest des Jugendzentrums OT Werkstattstraße in das Gebiet einbeziehen wollte.