Nordfriedhof WeidenpeschDiskussion über Nutzung von freien Flächen

Freie Flächen wie diese gab es früher auf Friedhöfen deutliche seltener.
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Weidenpesch – Auf den ersten Blick wirken Friedhöfe oft ein wenig so, als könnte ihnen der Lauf der Zeit wenig anhaben - bestattet wird schließlich immer. Doch auch hier gibt es Moden und gerade in den vergangenen 30 Jahren hat sich die Bestattungskultur in Deutschland deutlich gewandelt. Wie sehr, das lässt sich etwa auf dem Nordfriedhof beobachten: Mirco Zajber, der für den Friedhof zuständige Gärtnermeister, führt bei einer Begehung auf eine große, brachliegende Freifläche inmitten der Gräberfelder.
Urnengräber brauchen weniger Platz
„Auch das hier waren alles mal Gräber“, sagt er, „Wenn sie darüber laufen, bemerken sie es noch an den Unebenheiten des Bodens, wo der Untergrund noch immer nachsackt.“ Solche Freiflächen finden sich immer öfter auf Friedhöfen, nicht nur in Köln. Sascha Haake von der Kölner Friedhofsverwaltung hat eine Erklärung, warum das so ist. „Vor 30 Jahren lag der Anteil an Urnenbestattungen noch etwa bei sieben bis zehn Prozent“, sagt er. „Heute liegt er hingegen bei etwa 60 Prozent.“ Da Urnengräber schlicht weniger Platz benötigen, bleiben immer mehr Flächen frei – Platzmangel herrscht hingegen bei den Bäumen des Friedhofes, an deren Wurzeln vielfach bereits bis zu vier schlichte Gedenksteine zu finden sind.
„Baumbestattungen werden immer beliebter“, sagt Zajber und weist auf einen kleinen Hain junger Birken, die eigens zu diesem Zweck gepflanzt wurden. „Hier auf dem Nordfriedhof ist da schon nichts mehr frei. Sämtliche Baumplätze sind bereits belegt oder zumindest verkauft.“
Angesichts dieser Veränderungen stellt sich für Haake die Frage: „Was machen wir jetzt mit diesen Freiflächen? Wie lassen sich die Friedhöfe sinnvoll nutzen, um sie als Kulturorte zu erhalten? Dabei geht es schlicht auch um die Finanzierbarkeit, die ja derzeit hauptsächlich von den Gebührenzahlern geleistet wird.“ Angesichts der zahlreichen Funktionen, die die 55 Kölner Friedhöfe mit ihren insgesamt 485 Hektar Fläche erfüllen – etwa sowohl als Erholungsorte als auch als Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere – eine wichtige Frage.
„Wir wissen, dass es ein sensibles Thema ist und wollen uns nicht darauf verlassen, dass wir die besten Ideen dazu haben, sondern wollten mit den Menschen reden, die sich täglich auf den Friedhöfen aufhalten“, so Daniela Hoffmann, Mitarbeiterin im Büro der Oberbürgermeisterin. Deswegen sieht man das Thema bei der Stadt als willkommene Gelegenheit, das neue Konzept zur Öffentlichkeitsbeteiligung zu testen, für das der Bezirk Nippes als Erprobungsfeld dienen soll. So war an eine Auswahl von Anwohnern und Nutzern des Friedhofes die Einladung zu einer Diskussionsrunde in der Trauerhalle des Nordfriedhofes verschickt worden, bei der Ideen für eine sinnvolle Nutzung der Friedhöfe gesammelt werden sollten.
Ergebnisoffener Prozess
Bei der Veranstaltung selbst merkten die Vertreter der Stadt jedoch, wie sensibel das Thema wirklich ist, denn viele der Anwesenden machten aus ihrer Sorge um den Friedhof keinen Hehl. Sie stießen sich etwa daran, dass die Stadt in ihrem Schreiben auch „sportliche oder auch andere Bewegungsaktivitäten“, vorgeschlagen hatte.
„Soll hier jetzt etwa ein Fußballplatz gebaut werden oder was?“, warf ein Anwohner etwa ein. Auch war im Vorfeld das Gerücht aufgekommen, ein Boule-Platz sei bereits beschlossene Sache. Einige befürchteten auch, freie Flächen auf den Friedhöfen sollten zu Bauland umgewidmet werden.
„Die Leute haben einfach Angst, dass ihnen der Ort der Ruhe und Besinnung genommen wird“, sagte Karola Mennig, Nippeser Bezirksvertreterin der SPD-Fraktion. Hoffmann und Haake bemühten sich, derlei Bedenken zu zerstreuen. „Beschlossen ist noch gar nichts, es ist ein völlig ergebnisoffener Prozess“, sagte Hoffmann. Auch er habe keinerlei Interesse, Friedhöfe in Bauland umzuwandeln, versicherte Haake. „Derlei Begehrlichkeiten wird es durchaus geben. Umso wichtiger ist es, die Möglichkeit dieses Beteiligungsverfahrens zu nutzen um zu sagen: ,Nein, das wollen wir nicht.'“