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PartnerschaftMutter im Wartestand

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Seit Juni vergangenen Jahres ist David Valentin auf der Welt: Eli Wolf-Bredehorst (r.) ist die Mutter, Marlis Bredehorst (l.) auch – nur noch nicht  offiziell.

Köln – Der kleine David Valentin hat gestern den Tag in der Krabbelgruppe genossen und sich mutmaßlich wenig Gedanken um sukzessive Adoption und gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften gemacht. Der knapp acht Monate alte Junge ist der Sohn der früheren Kölner Umweltdezernentin Marlis Bredehorst und ihrer Partnerin Eli Wolf-Bredehorst. Und den beiden Mamas hat das Karlsruher Urteil (siehe Politik Seite 2) schon sehr gut gefallen.

„Das Urteil ist gut, weil es wieder ein Stück Normalität bringt“, sagt Bredehorst. Der Spruch der Verfassungsrichter bezieht sich auf die Adoption eines bereits vom Partner adoptierten Kindes, das in die Beziehung eingebracht worden ist. Schon seit zehn Jahren erlaubt ist die so genannte Stiefkindadoption, die Adoption des leiblichen Kindes des Partners. Genau dieses Verfahren läuft derzeit im Hause Bredehorst. „Wir hätten es am liebsten schon vor der Geburt gemacht“, sagt die 56-jährige Staatssekretärin, die im Gesundheitsministerium in Düsseldorf arbeitet und unter anderem für das Thema Emanzipation zuständig ist. Das Paar lebt in der Südstadt und hat die Lebenspartnerschaft schon ganz früh offiziell besiegelt. Eli Wolf-Bredehorst brachte das Kind im vergangenen Sommer auf die Welt. Wie es entstanden ist, behalten beide für sich.

Den Adoptionsantrag beim Vormundschaftsgericht hat Marlis Bredehorst acht Wochen nach der Geburt gestellt – zum frühest möglichen Zeitpunkt. Danach gingen die Dinge ihren Gang. Mit Standardanschreiben des Jugendamtes („Haben Sie mit dem Kind über die Adoption gesprochen? Wenn nein, warum nicht?“). Vorzuweisen waren polizeiliches Führungszeugnis und eine Bewertung des elterlichen Erziehungsstils. Die Grünen-Politikerin amüsiert das Verfahren eher, aber sie sagt auch: „Schön ist das alles nicht.“

Derzeit genießt sie nur das „kleine Sorgerecht“. Sie darf David zum Arzt begleiten oder mit ihm zum Krabbeltreff gehen, aber rein formell hat der Sprössling derzeit nur einen Elternteil. „Es geht immer darum, wenn etwas passiert. Auch das Kind selbst ist ja nur halb abgesichert.“

Und es geht um das Gerede. „Offen sagt es niemand, aber hinter dem Rücken wird schon getratscht“, sagt die Staatssekretärin. Ob das denn gut gehen könne mit zwei Müttern und keinem Vater. Dabei ist die Rollenaufteilung der beiden Frauen eher klassisch: Eli Wolf-Bredehorst, Pfarrerin in Hessen, ist derzeit in Elternzeit, ihre Frau arbeitet voll. „Er hat zwei sehr unterschiedliche Eltern. Und es kommen genug Männer in seinem Leben vor.“

Nach Ansicht der Mutter im Wartestand wird es höchste Zeit, die eingetragene Partnerschaft der Ehe komplett gleichzustellen. Derzeit laufe die Politik nur den Urteilen der Richter hinterher.