Ein 92-jähriger Mundartschauspieler und eine 61 Jahre alte Theologin berichten über allerhand Wissenswerte aus Köln und der Region. Der Clou dabei: Hochdeutsch ist hier tabu.
„Podklaaf“ auf Youtube und SpotifyDieser Podcast findet komplett auf Kölsch statt

Am Mikrofon ein eingespieltes Team: Karolin Küpper-Popp und Hermann Hertling bringen mit ihrem „Podklaaf“ die kölsche Sproch zu den Menschen.
Copyright: Ulrike Weinert
Kölsche kennen das Wort „Klaaf“ für „Klatsch“. Aber Podklaaf? „Wat es dat dann?“, mögen sich Mundartkundige fragen. Ein Podcast, ein Radiobeitrag im Internet, in original kölscher Sprache über Wissenswertes aus der Domstadt und Umgebung ist der Podklaaf. Wer jedoch meint, dahinter stecken junge Leute, der irrt. Im Hintergrund, ja, aber ins Mikrofon sprechen der 92-jährige Mundartschauspieler Hermann Hertling und die 61-jährige Theologin Dr. Karolin Küpper-Popp. Wenn sie Gäste dazu holen, zuletzt den Liedermacher Philipp Oebel, trägt ein Podklaaf in der inzwischen 46 Folgen langen Serie den Zusatz „met Besök“.
Podklaaf ist in der Corona-Zeit entstanden
Der Podcast op Kölsch ist eine Corona-Geburt. Dass die Theater dicht machen mussten, traf den langjährigen Leiter („Baas“) und Stückeschreiber von Mundart-Spielgruppen besonders hart. Bis Claudius, mittlerer von Karolin Küpper-Popps drei Söhnen, die erlösende Idee hatte. „Ihr Zwei sprecht so schönes Kölsch, macht doch einen Podcast, damit die Leute wenigstens Kölsch zu Hause hören können“, schlug der Lehramtsstudent vor. Er weiß aus seinem Bekanntenkreis, dass sich junge Menschen durchaus für die Sprache ihrer Heimatstadt erwärmen.
Allerdings haben sie kaum noch Gelegenheit, damit aufzuwachsen, und Lernen in Kursen, zum Beispiel in der Akademie för uns kölsche Sproch, gehört nicht unbedingt zu ihrer Freizeitgestaltung. Da schon eher die Beschäftigung mit modernen Medien wie dem Podcast. Vorteil: Der ist nicht ortsgebunden, sondern überall und jederzeit abrufbar und kostet nichts, sofern Macher wie Claudius Mutter und der Freund der Familie damit kein Geld verdienen wollen.
Ihr Zwei sprecht so schönes Kölsch, macht doch einen Podcast, damit die Leute wenigstens Kölsch zu Hause hören können.
Was das korrekte Kölsch betrifft, ist und bleibt Hermann Hertling der Meister. „Karolin ist die Ideengeberin und gibt den roten Faden vor. Ins Mikrofon sprechen wir dann, wie die Schnüss gewachsen ist“, erklärt der Senior. Für die Aufnahmen verwandelt sich Karolins Wohnzimmertisch in ein Studio, sobald Claudius mit der Technik angerückt ist. Locker und meistens gewürzt mit gegenseitiger Fopperei geht der Klaaf los. Ein bisschen Regie, ein bisschen Nachbearbeitung, schon ist eine Folge bereit fürs Hochladen ins Internet.
Im April 2021 ging der erste Podklaaf auf Sendung. „Daach zesamme“ begrüßten die Macher ihre Hörerinnen und Hörer bei der Premiere. Seitdem hat es viele humorvoll verpackte Antworten gegeben auf Fragen zu kölschem Brauchtum und kölscher Einzigartigkeit. Wie wird Kölsch gebraut? Wer hat den Dom gebaut? Wo sind die Heinzelmännchen hin? Wie wurde Karneval vor und nach dem Krieg gefeiert? Was ist ein halver Hahn?, sind einige. Manches Mal konnte der 1930 geborene Hermann Hertling als Zeitzeuge auf persönliche Erinnerungen zurückgreifen wie Köln in Trümmern, Schule früher, Kochen und Waschen ohne technische Geräte. Auch blicken die beiden gerne über den rheinischen Tellerrand. „Der Herrjott save the Queen“ kondolierten sie zum Tod der englischen Königin.
Themen hat das turbulente Leben in Köln reichlich zu bieten. Im jüngst freigeschalteten Podcast, „schwade“ die beiden über den Erzbischof.
Über Youtube, Spotify und Instagram ist der Podklaaf „ne Podcast op Kölsch“ abrufbar.