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Polizei-StatistikKriminalität in Köln sinkt nur leicht – hoher Schaden durch Fahrrad-Diebstahl und Einbrüche

Lesezeit 4 Minuten

Ein Polizist hält Handschellen in der Hand.

Die Kriminalität in Köln ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Das ist das Ergebnis der amtlichen Statistik für 2024.

 Mit einem Rückgang der erfassten Taten um 2,7 Prozent ist Köln sogar etwas besser als der landesweite Durchschnitt von etwa einem Prozent. „Das ist aber keine Trendumkehr“, betonte Polizeipräsident Herrmanns: „Das ist eine Stagnation auf hohem Niveau.“

Mord und Totschlag spielen auf niedrigem Niveau nur eine geringe Rolle, zudem noch bei abnehmender Tendenz. Die größten Sorgen bereitet den Beamten der Zuwachs an Wohnungseinbrüchen und bei Betrug, deutlich sinkende Zahlen gab es in der Drogenkriminalität und bei Fahrraddiebstählen.

Nur jede zweite Tat wird aufgeklärt

Von den insgesamt rund 146.000 Straftaten in Köln wurde weniger als jede zweite (49 Prozent) aufgeklärt. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Aufklärungsleistung verbessert werden müsste“, erklärte Herrmanns. Ein Problem dabei sei, dass bei schwerwiegenden Delikten wie der Serie von Explosionen, die im Zusammenhang mit dem Drogenmilieu standen, große Ermittlergruppen gebildet werden müssen: „Diese Beamten stehen dann nicht zur Verfügung, um andere Straftaten aufzuklären.“

Die Anzahl nicht deutscher Tatverdächtiger ist mit rund 42 Prozent ähnlich wie der Anteil beschuldigter Jugendlicher auf ähnlichem Niveau geblieben. Die Zahlen für Köln werden wegen der Zuständigkeit des Polizeipräsidiums gemeinsam mit denen von Leverkusen erfasst.

Straßenkriminalität

Grundsätzlich gibt es in diesem Bereich weniger Kriminalität. Trotzdem gibt es Aspekte, die der Polizei Sorgen machen: Die Zahl der Raubüberfälle im öffentlichen Raum hat von 775 auf 830 zugenommen, eine Steigerung um rund sieben Prozent. Nach Angaben von Kriminaldirektor Michael Esser ist das unter anderem auf Gruppen unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter zurückzuführen, denen im vergangenen Jahr alleine 350 Straftaten von Raub über Diebstahl bis zur Körperverletzung vorgeworfen wurden. Eine leichte Steigerung gab es in der Stadt auch bei gefährlichen oder schweren Körperverletzungen.

Diebstähle

In Köln wurde immer häufiger in Wohnungen eingebrochen, um zu klauen. Vor allem im Winter 2024 habe es deutliche Steigerungsraten geben, inzwischen gehen sie aber wieder zurück. Bei Großveranstaltungen sind oft Taschendiebe unterwegs. Eine besondere Herausforderung ist für die Polizei der Diebstahl von Fahrrädern. Der ging um fast ein Viertel zurück. Dafür steigt der Schaden stetig an. Vor zehn Jahren habe der im Schnitt bei 556 Euro gelegen, wegen hochwertigerer Räder und E-Bikes liege er mittlerweile bei 1.313 Euro. Der jährliche Gesamtschaden alleine in Köln liegt 9,7 Millionen Euro. Ein Drittel der Tatverdächtigen seien Konsumenten harter Drogen, die die Räder im Rahmen der Beschaffungskriminalität stehlen.

Rauschgift

Die sinkenden Zahlen werden fast ausschließlich auf die neuen Regelungen nach dem Cannabisgesetz zurückgeführt: Besitz und Konsum sind plötzlich nicht mehr strafbar, auch der Anbau in vielen Fällen nicht. „Die meisten wissen aber offenbar nicht, dass Cannabis auf der Straße nicht auf legalem Weg erworben werden kann, und auch die Einfuhr aus Niederlanden ist nach wie vor strafbar“, erklärte der Polizeipräsident. Befürchtungen hat die Polizei, dass die Etablierung von Cannabis-Clubs, wie sie das Gesetz zum gemeinsamen Anbau der Droge vorsieht, die Szene aufmischen könnte. Es stelle sich die Frage, so Herrmanns, ob sich die kriminelle Szene Verteilkämpfe mit den offiziellen, privaten Anbauvereinen liefern werde. An der Serie von Sprengstoff-Anschlägen habe man gesehen, dass der Markt schon im Umbruch sei. Hoffnungen, durch die Teillegalisierung von Cannabis werde die Kriminalität zurückgedrängt, hätten sich nur bedingt erfüllt.

Betrug

Fast ein Drittel der Betrugsdelikte werden inzwischen im Internet begangen, die Fallzahlen steigen deutlich. Die Aufklärung gestaltet sich oft schwierig. Als Beispiele nannte die Polizei den Betrug mit gefälschten Handynachrichten, in denen sich die Täter als Kind der Opfer ausgeben und Geld für eine angebliche Notlage erbitten. Häufig werde in solchen Fällen gezahlt. Ein weiteres, zunehmendes Problem seien Straftaten wie Erpressung im Internet. Deshalb sei mit der Industrie- und Handelskammer eine Kooperation gestartet worden, um Unternehmen über die Gefahren aufzuklären.

Sexualdelikte

Die Zahl der Vergewaltigungen und der sexuellen Nötigung ist von 364 auf 344 Taten leicht gesunken. Ein deutliches Minus verzeichnet die Statistik in der Verfolgung von Kinderpornographie. Das aber liege daran, dass einige Verfahren erst in 2025 abgeschlossen werden konnten und sie deshalb erst in die nächste Übersicht einfließen. Um mehr als elf Prozent ist dagegen die Zahl der angezeigten Fälle von sexueller Belästigung gestiegen. Hier sei vor allem ausschlaggebend, so Esser, dass die Betroffenen inzwischen eher bereit seien, solche Taten überhaupt anzuzeigen.

Schwarzfahren

Das satte Minus von mehr als einem Drittel ist darauf zurückzuführen, dass politisch entschieden wurde, nur noch in Wiederholungsfällen überhaupt Strafanzeige zu stellen. Die deutlich sinkenden Zahlen in diesem Bereich wirken sich negativ auf die gesamte Statistik über aufgeklärte Fälle aus: Denn Schwarzfahren wird in mehr als 80 Prozent der Fälle aufgeklärt. Gibt es hier weniger Fälle, so kommen auch weniger Verfahren in die Statistik, die aufgeklärt wurden – weil in anderen Deliktsbereichen die Quoten zum Teil viel niedriger liegen.