Aktionstag am kommenden SamstagBücherei Lesezeichen feiert 150-jähriges Bestehen

Seit Jahren engagieren sich Elke Baum (l.) und Andrea Roxborough ehrenamtlich in der Bücherei – wie auch andere Helfer, die auf der roten Fotowand verewigt sind.
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Poll – Eine kurze Notiz in der Pfarrchronik und eine Kopie der Jahresberichte, die sich in den ersten Jahren nur auf die eingenommene Gebührensumme bezieht – die Quellenlage ist dürftig und doch gibt sie Aufschluss darüber, dass es in Poll etwas zu feiern gibt. Stolze 150 Jahre hat die Katholische Öffentliche Bücherei Lesezeichen der Gemeinde St. Joseph und Heilige Dreifaltigkeit auf dem Buckel.
Dort engagiert sich seit über 30 Jahren Elke Baum ehrenamtlich. Zum einen weil es Spaß macht zum anderen, weil es wichtig ist. Wichtig war ihr auch vor einigen Jahren zu erfahren, wie alt denn die Bücherei sei. Beim Borromäusverein, dem Dachverband der Katholischen Öffentlichen Büchereien, hat Baum nachgefragt und eine Kopie der Gebührenliste erhalten. Das sei zufällig zum 130-jährigen Bestehen gewesen, erzählt Baum. „Somit wussten wir, wann wir 150 Jahre alt werden.“
Festveranstaltung
Zum 150. Geburtstag lädt die KÖB Lesezeichen St. Joseph und Hl. Dreifaltigkeit am Samstag, 29. Juni, zu einem Fest am Pfarrzentrum St. Joseph.
In der Zeit von 12 bis 17 Uhr gibt es eine Büchermeile XL, einen Workshop Buchbinden für Erwachsene, eine Hüpfburg für Pänz, einen Auftritt der Cäcilia-Singers sowie eine Lesung mit Martin Zingsheim.
Kontakt: Poller Hauptstraße 26, Telefonnummer: 02 21/83 86 00, E-Mail: koeb.lesezeichen@gmx.de
Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags von 17.30 bis 18.30 Uhr, sonntags von 10 bis 13 Uhr. (rde)
Der erste Eintrag ist datiert auf das Jahr 1867. Dort stehen 12,16 Taler als Gebühr zu Buche. Im Laufe der Jahre kam dann noch die Zahl der entliehenen Medien hinzu. Nur wenige Jahre nach der Pfarrgründung wurde auch an die Bildung der Menschen gedacht, erzählt Baum. Doch stand damals die Religion im Mittelpunkt. Es sei Aufgabe des Kaplans gewesen, für den Einzelnen das passende Buch zu finden.
Die Bücherei ist ein Treffpunkt
Heute ist das anders. Zwar geben Elke Baum und die weiteren 21 Ehrenamtler gerne Empfehlungen ab, aber sonst ist jeder Nutzer frei, das auszuwählen, was sie oder er lesen will.
In dem ehemaligen Wohnzimmer des Pfarrers, wo die Bücherei vor sieben, acht Jahren eingezogen ist, gibt es Romane, Sach- und Hörbücher, DVDs und Bilderbücher. Letztere sind die Einstiegsdroge, sagt Andrea Roxborough scherzhaft. Seit zehn Jahren gehört sie zum Team der Ehrenamtler, kennt noch den Standort in der Straße Am Kielshof. „Da standen nur zwei düstere Zimmer zur Verfügung.“
Der jetzige Standort hinter der markanten grünen Tür an der Poller Hauptstraße ist viel einladender. Hell freundlich, mit einem Springbrunnen im Vorgarten. „Die Bücherei ist ein wahrer Treffpunkt“, erzählt Roxborough. Viele Familien verabreden sich hier auf einen Kaffee – vor allem sonntags. „Wir sind ein fester Anlaufort.“
Jeder ist willkommen
Und der steht jedem offen. Mitglied in der Gemeinde oder in der Kirche müsse man nicht sein. „Jeder der lesen will, ist bei uns willkommen“, sagt Elke Baum. Und es kommen viele: Junge Familien bis hin zu den über 80-Jährigen. Nur dazwischen, da klafft eine Lücke. „Die Jugendlichen fehlen“, sagt Roxborough. Sie kennt das, von Beruf ist sie Buchhändlerin. Gerade deswegen weiß sie aber auch, dass es aktuell tolle Kinder- und Jugendbücher gebe. Zu den Besuchern gehören auch Menschen aus Syrien, die in Poll eine neue Heimat gefunden haben. Sie finden in der Bücherei Kontakt zu den Menschen im Veedel und zur deutschen Sprache.
Die Ausleihe ist erschwinglich. Ein Buch für vier Wochen kostet zehn Cent. Eine Staffel „Game of Thrones“ auf DVD zwei Euro. Auch Zeitschriften wie Geo oder 11 Freunde sind im Angebot, müssen aber nach einer Woche wieder zurückgegeben werden.
Zuschüsse erhält die Bücherei vom Bistum und der Pfarrgemeinde. Das Problem: Bücher werden immer teurer, die Zuschüsse aber bleiben gleich. Deswegen finanziert sich die Bücherei auch zu einem Teil selbst. Etwa über Büchermeilen, die mehrmals im Jahr stattfinden. Ausrangierte oder gespendete Bücher werden für kleines Geld verkauft, das fließt wieder in den Topf für Neuanschaffungen. 400 neue Bücher werden pro Jahr angeschafft – im Jubiläumsjahr sind es 150 zusätzlich. Gekauft werden nicht einfach die beliebtesten Bücher von irgendwelchen Bestseller-Listen. „Wenn ich ein Buch aussuche, muss ich vorm geistigen Auge schon fünf Leser haben“, klärt Elke Baum auf. Sie verwaltet auch den sogenannten Feuerwehretat, wo Neuerscheinungen mit angeschafft werden können, die aktuell die Büchereinutzer interessieren.
Auf Lesegewohnheiten eingehen, mit dem Angebot begeistern, das wollen Baum, Roxborough und Kollegen. „Wer uns kennt, der bleibt auch“, sagt Andrea Roxborough und Elke Baum nickt. Sie beide müssen es wissen, haben sie doch als Kinder ebenfalls zum ersten Mal die Bücherei besucht.