Bürgeramtsleiter Norbert Becker„Auch mal unkonventionelle Wege gehen“

Der Schein trügt: Die Beine hochzulegen, ist eigentlich so gar nichts für Norbert Becker. Auch im Ruhestand wird er sich um Porz kümmern.
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Norbert Becker (65) wird am 1. April offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Über seine Zeit als Porzer Bürgeramtsleiter und die Zeit danach sprach mit ihm René Denzer.
Auf vielen Veranstaltungen im Stadtbezirk in den vergangenen Wochen und Monaten sind Sie immer wieder für ihr Engagement und ihre Arbeit gelobt und mit Dankesworten verabschiedet worden. Am Montag, 1. April, sollen Sie offiziell durch Stadtdirektor Keller verabschiedet werden – ist das alle nur ein Scherz?
Mit dem Engagement und dem Lob hoffe ich nicht. (lacht) Aber nein, die offizielle Verabschiedung fällt zwar auf den 1. April, aber ein Scherz ist das auch nicht.
Zur Person
Norbert Becker ist seit dem 15. August 1979 bei der Stadt Köln beschäftigt. In der Zeit von 2001 bis 2004 war er Bürgeramtsleiter in Porz, nach einem kurzen, halbjährigen Intermezzo in Ehrenfeld, viereinhalb Jahre Amtsleiter in Kalk. 2009/10 leitete er kommissarisch beide Ämter in Kalk und Porz, bevor er dann wieder nur für Porz zuständig war. (rde)
Nun geht es nach 19 Jahren Amtsleitung – davon die meiste Zeit in Porz – in den Ruhestand. Traurig?
Ich arbeite grundsätzlich gerne. Ich war immer einer der rumrödeln, sich kümmern musste. Auch wenn es mal nicht ganz so verwaltungsgemäß war oder nicht zu den primären Aufgaben eines Bürgeramtsleiters gehörte. Traurig bin ich nach so langer Zeit in dem Sinne nicht, aber vermissen werden ich schon einiges.
Was denn zum Beispiel?
Die vielen Gespräche, Termine, Menschen, Vereine und Institutionen, mit denen ich jahrelang zu tun hatte, werde ich schon ein Stück weit vermissen. Zugegebenermaßen auch die Anerkennung für meine Arbeit.
Werden Sie auch Ihr Büro vermissen? Sie sagten mal, das sei das Schönste in der gesamten Stadtverwaltung.
Das stimmt auch. Das bezieht sich aber nicht auf die Einrichtung, sondern auf den Blick. Unsere Oberbürgermeisterin schaut vom Rathaus aus direkt auf den Dom, ich habe aber einen tollen Ausblick auf den Rhein, die Groov, den Jachthafen, die Sürther Aue, Westhoven. Und den Dom sehe ich auch noch.
Was werden Sie sicher nicht
vermissen?
In meinen insgesamt 19 Jahren als Bürgeramtsleiter in Porz, Kalk und dem halben Jahr in Ehrenfeld habe ich die Hoffnung gehabt, dass Dinge leichter werden, es weniger Bürokratie gibt. Doch es ist leider in die andere Richtung gegangen. Zu viele Vorschriften können auch einiges kaputt machen. Keiner traut sich mehr was. Permanentes Absichern und abgeben von Verantwortung verlangsamen Prozesse und führen nicht zum Ziel.
Nennen Sie uns ein Beispiel.
Eine zentrale Verwaltung macht in manchen Dingen vielleicht Sinn, in machen allerdings auch nicht. Die Möglichkeiten als Amtsleiter waren in Teilbereichen früher besser. Da hatte man zum Beispiel mehr Mitarbeiter. Etwa im Ordnungsdienst, der der Amtsleitung früher direkt unterstellt war. Da war manches Problem einfacher und schneller gelöst. Ein anders Beispiel sind die Auflagen etwa bei den Karnevalszügen oder auch bei bewährten Veranstaltungen. Bei letzteren bekommen wir es doch glatt hin, dass die durch Auflagen so teuer werden, dass sie sich kleine Vereine kaum mehr leisten können.
Sie sprachen eingangs von Aufgaben, die nicht primär zu denen eines Bürgeramtsleiters gehören.
Damit meine ich zum Beispiel Veranstaltungen wie das Berufsforum oder die Seniorensitzungen. Solche Veranstaltungen zu unterstützen beziehungsweise mitzuorganisieren sind nicht Aufgabe der Bürgeramtsleitung. Sie sind aber enorm wichtig für die Bürger und den Bezirk. Und denen bin ich verpflichtet. Deswegen bin ich der Meinung, Veranstaltungen, die für das Allgemeinwohl gut sind, kann man in einem gewissen Rahmen was Anzahl, Mitarbeiter und Arbeitskraft betrifft, auch unterstützen. Manchmal muss man unkonventionelle Wege gehen.
Das kommt allerdings nicht bei jedem an.
Muss es ja auch nicht. Es gibt sicherlich auch Menschen, die mit meiner Art nicht klarkommen. Doch damit muss und kann ich leben. Besonders, wenn sie der Sache dienlich ist.
Bei letzterem können vor allem Kontakte helfen.
Ja, etwa als im Winter 2011/12 das Salz zum Streuen knapp wurde, habe ich über die Geschäftsführung von Bauhaus kurzerhand eine Lkw-Ladung Salz von Düsseldorf nach Porz bekommen.
Man sagt Ihnen nach, dass Sie einer sind, der auch gerne mit anpackt.
Das freut mich wirklich zu hören. Nicht umsonst bin ich an Karneval auch mal als Hausmeister Kacmarek unterwegs. Damit persifliere ich mich ein Stück weit selbst. Bei den Kulturtagen, die der frühere Bezirksbürgermeister Hans-Gerd Ervens ins Leben gerufen hat, hatten tatsächlich einige Besucher gedacht, ich sei der Hausmeister bei der Veranstaltung. Beim Sommercamp an der Stresemannstraße in Finkenberg habe ich die Klos in der naheliegenden Schule geschrubbt, damit die Pänz es sauber hatten. Also ja, ich behaupte, anpacken kann ich.
Ab nächster Woche sind die Zeiten als Porzer Bürgeramtsleiter vorbei. Bis zum Ausscheiden aus dem Dienst Ende Mai haben sie noch Resturlaub. Danach sind Sie aber nicht von der Bildfläche verschwunden?
Auf keinen Fall. Ich werde mich weiterhin im Bezirk engagieren. Ich bin Vorsitzender der Porzer Bürgerstiftung, mit der haben wir und noch viele spannende Projekte vor uns.