Experten sicherDarum wird der Scheuermühlenteich am Rand der Wahner Heide immer wieder trockenfallen

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Drei Männer stehen vor dem Teich.

Die Forstfachleute Jens Riekenbrock (l.) und Achim Urmes (r.) mit Gerhard Möller vom Bürgerverein am fast ausgetrockneten unteren Scheuermühlenteich

Forstfachleute sehen keine dauerhafte Lösung für den Wassermangel im Gewässer am Rand der Heide. Die Teichsohle ist möglicherweise undicht. 

Vorbei sind die Zeiten, als sich der untere Scheuermühlenteich in Lind das ganze Jahr über als eine weite Wasserfläche mit einer schilfgesäumten Insel darbot. Inzwischen verdient der Teich im Naturschutzgebiet seinen Namen nur noch nach anhaltenden Regenfällen. Weite Teile des Jahres ist er trocken. „Der ganzjährige Wasserstand von einst wird sich nicht mehr einstellen“, sagt Forstdirektor Achim Urmes, Leiter des Fachbereichs Naturschutz im Bundesforstbetrieb Rhein-Weser, bei einem Ortstermin. Mit Revierförster Jens Riekenbrock und Gerhard Möller, Vorsitzender des Bürgervereins Wahn-Heide-Lind, informierte Urmes über mögliche Gründe für den häufigen Trockenfall.

Nach Einschätzung der Forstfachleute sind die durch den Klimawandel bedingten, längeren Trockenzeiten und wahrscheinliche Undichtigkeiten in der Teichsohle die wichtigsten Faktoren. „Der untere und der nicht öffentlich zugängliche obere Scheuermühlenteich sind im 19. Jahrhundert künstlich angelegt worden, um die Scheuermühle mit Wasser zu versorgen. Die Mühle stand auf dem heutigen Kasernengelände“, berichtet Urmes. Wie man damals den Teichboden abgedichtet habe, wisse heute keiner mehr und das lasse sich im Naturschutzgebiet auch nicht so einfach überprüfen. „Was da alles im Boden ist, ist ungewiss“, sind sich Urmes, Riekenbrock und Möller einig. Kampfmittelrückstände, Kontamination durch Löschschaum vom Flughafen – das sei alles vorstellbar. „Den Teich neu anzulegen würde Millionen kosten und wäre zudem mit den Naturschutzvorgaben kaum zu vereinbaren“, macht Möller geltend.

Projekt an der Wahner Heide wird viele Jahre in Anspruch nehmen

Auch die Zuflüsse zum Teich aus der Wahner Heide seien deutlich geringer geworden. Weite Teile des Truppenübungsplatzes seien vor Jahrzehnten entwässert worden. Ein Konzept zur Wiedervernässung großer, zum Rhein-Sieg-Kreis gehörender Heideflächen werde demnächst präsentiert. Bundesforstamt und Bundeswehr arbeiteten zusammen an diesem aufwändigen Vorhaben, das Moorkörper renaturieren und Abflüsse begrenzen soll. Es handelt sich um ein Kompensationsprojekt für den Ausbau der Kaserne Wahn. Langfristig könne dann auch wieder gespeichertes Wasser in Richtung Scheuerteiche abfließen. „Aber ich werde das nicht mehr erleben“, prognostiziert Urmes.

Riekenbrock und Urmes widersprechen Vermutungen, der Wasserzulauf aus dem oberen in den unteren Scheuerteich werde künstlich verringert. „Da dreht keiner ein Rad, um den Zufluss abzustellen“, sagt Riekenbrock.  „Doch das Wasser versickert schon im Bruchwald zwischen den Teichen, der sich wie ein Schwamm vollsaugt.“

Gäbe es nicht den Bürgerverein nicht, wäre das Gelände längst nicht mehr für Besucher zugänglich. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Besitzer ist nicht in der Pflicht, Naherholungsflächen zu pflegen. Deshalb hat der Bürgerverein seit 1996 das Gelände gepachtet. Weil Urmes und Riekenbrock über die gute Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein sehr froh sind, versuchen sie, bei den Anforderungen zur Verkehrssicherheit „nicht das ganz große Fass aufzumachen“, wie Urmes sagt.

Ein kleiner Trost bleibt

Doch schon die regelmäßige Reinigung oder Pflegeschnitte finanziert der Verein nur mühsam. „Wenn es um Aufwändiges wie Totholzentnahmen zur Verkehrssicherung geht, gelangen wir schnell an unsere Grenzen, denn im Naturschutzgebiet muss jede Pflegemaßnahme den besonderen Vorgaben entsprechen“, sagt Möller. Er wünscht sich weitere Spender wie den Flughafen oder die Firma Igus – und Unterstützung seitens der Kommune, wie sie in manchen Nachbargemeinden geleistet werde.

Obwohl viele Besucher das einst vertraute Bild der Wasserfläche vermissen, nutzen sie das Naherholungsgebiet weiter gern, berichtet Möller. Und Achim Urmes hat einen kleinen Trost parat: Auch wenn er selbst den Blick aufs Wasser schöner fand, ist das Gelände aus naturfachlicher Sicht jetzt spannender. Durch den Wechsel von Feucht- und Trockenlagen siedelten sich hier jetzt schützenswerte Pflanzengesellschaften und Tiere an.

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