Corona-Hilfen, Flut-Hilfen, Kurzarbeitergeld – eine 58-jährige Frau aus Bergisch Gladbach machte vor nichts Halt, was Geld bringen könnte. Zusammen mit ihren mutmaßlichen Mittätern kommt sie laut Anklage auf eine stolze Summe.
Prozess in Köln58-Jährige soll in mehr als 100 Fällen betrogen haben

Auch Corona-Hilfen hatte die Frau aus Bergisch Gladbach beantragt. Nun steht sie vor Gericht.
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Raubkatzen haben es der Angeklagten (58) offensichtlich angetan. In einem Pelzmantel mit Leoparden-Muster wird die Angeklagte am Montag von zwei Justizwachtmeisterinnen auf Saal 32 des Justizzentrums geführt. Bevor sie neben ihrem Verteidiger Platz nimmt, legt sie den Mantel ab. Darunter trägt die Frau, die bis zu ihrer Verhaftung Anfang April in Bergisch Gladbach lebte, eine Bluse — ebenfalls im Leoparden-Look.
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen die Frau lautet auf 49-fachen Subventionsbetrug, 15-fachen Computerbetrug sowie 61 weitere Betrugsfälle. Zwischen Ende März 2020 und Anfang April 2022 soll die Frau – zum Teil mit weiteren Mittätern – unberechtigt sämtliche pandemiebedingte Wirtschaftshilfen sowie die Hochwasserhilfe, die im Zusammenhang mit der durch Starkregen verursachten Flutkatastrophe im Juli 2021 vom Bund in Höhe von 200 Millionen Euro aufgelegt worden war, in Anspruch genommen haben.
Zudem soll die Frau während der Hochzeit der Corona-Pandemie auch unberechtigt Kurzarbeitergeld für nicht existente, beziehungsweise nur geringfügig Beschäftigte von der Bundesagentur für Arbeit ergaunert haben. Die Schadensumme bezifferte Oberstaatsanwalt Lutz Niemann bei der Anklageverlesung am Montag mit knapp 618 000 Euro. Die Frau bestritt beim Prozessauftakt die Vorwürfe.
Frau hatte Komplizen
Laut Anklage soll die Frau zunächst ab Ende März 2020 eine Vielzahl von Anträgen auf Corona-Soforthilfe an die Bezirksregierungen in Köln und Düsseldorf gestellt haben. „Die Anträge hatten ein Volumen von über einer Million Euro“, sagte Niemann. Allerdings seien nicht alle Anträge positiv von den Bezirksregierungen beschieden worden. Ziel der Angeklagten sei es gewesen, mit dem so erlangten Geld „weitgehend den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten“, sagte Niemann. Zur Erlangung der Gelder habe die Angeklagte ein „komplexes Lügengebäude“ errichtet und „frei erfundene“ Angaben gemacht.
Neben Corona-Soforthilfe soll die Frau auch noch November- und Dezemberhilfen sowie Überbrückungs- und Neustarthilfe unberechtigt beantragt und zum Teil ausgezahlt bekommen haben. Doch bei den verschiedenen Corona-Hilfen soll es die Frau nicht belassen haben. Nach den Überschwemmungen durch die Starkregenfällen vom 14. und 15. Juli 2021 soll die Frau zudem in 16 Fällen Hochwasserhilfe beantragt haben, obwohl sie nicht durch die Wassermassen geschädigt gewesen sei, wie es in der Anklage hieß. Insgesamt seien ihr in sechs Fällen insgesamt 17 500 Euro zuerkannt worden.
Laut Anklage soll die Frau auch Mittäter gehabt haben. Erst in der vergangenen Woche war ein mutmaßlicher Komplize von den spanischen Behörden an Deutschland ausgeliefert worden. Der Mann hatte sich laut Polizeiangaben kurz vor dem Zugriff Anfang April, bei dem die 58-Jährige festgenommen worden war, nach Mallorca absetzen können. Wann gegen ihn ein Prozess geführt wird, blieb zunächst unklar.