Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Prozessauftakt in KölnPfleger räumt ein, sich an Seniorin vergangen zu haben

3 min
IMG_0061

In einem Rollstuhl wurde der 63 Jahre alte Pfleger am Montag in den Gerichtssaal gefahren.

Köln – Im Rollstuhl angekettet wird der Angeklagte von Justizwachtmeistern auf Saal 210 geschoben. Er wird von der Handfessel befreit, schafft es dann aber aus eigener Kraft nicht aus dem Gefährt. Das liegt womöglich auch daran, dass er sich mit einer Hand einen Stoß Dokumente vors Gesicht hält, um unerkannt zu bleiben. Nur mit Hilfe von Verteidigerin Monika Troll und einem Dolmetscher kommt der Rumäne auf die Beine, um hernach gestützt bis an seinen Platz geleitet zu werden.

Der desolate Auftritt des Angeklagten mit dem schlohweißen Haar und die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sind nur schwer in Einklang zu bringen: Dreimal soll der häusliche Altenpfleger im September eine schwerkranke 81-Jährige vergewaltigt haben, bei der er im Haushalt lebte. Dabei soll der Mann die seit zehn Jahren halbseitig gelähmte Frau, die nach einem Schlaganfall auch in Motorik und Kommunikationsfähigkeit äußerst eingeschränkt ist, vor den jeweiligen Taten aus ihrem Rollstuhl gestemmt, sie teilweise entkleidet und sie dann auf das Krankenbett gelegt haben. Elektrisch höhenverstellbar soll er das Bett in die richtige Position gefahren und sich an der Seniorin vergangen haben.

Was im Einzelnen geschah, das gibt die Anklageschrift bis zur Unerträglichkeit detailliert wieder: Wie der 63-Jährige sich sein Opfer regelrecht zurechtlegt, sie auf die nicht gelähmte Seite rollt; wie er während einer Vergewaltigung aus dem Fenster schaut, um zu sehen, ob auch kein Anwohner etwas mitbekommt; wie und wo er die Frau berührt, packt und küsst.

Alles zum Thema

Videos zeugen von den Taten

Vom äußerlichen Ablauf her räumt der Angeklagte am Montag die Vorwürfe ein. Der 63-Jährige, der über eine auf die Vermittlung osteuropäischer Pfleger spezialisierte Firma an die Betreuungsstelle kam, bestreitet aber, den Beischlaf mit der Seniorin vollzogen zu haben. Hierzu sei er aufgrund fehlender Manneskraft nicht in der Lage, so der zweifache Vater schluchzend.

Das könnte Sie auch interessieren:

Überzeugend findet der Vorsitzende Benjamin Roellenbleck die Einlassung nicht. Die Beweislage legt Anderes nahe: Zum einen gibt es Videos von den Taten. Eine von der Tochter der Geschädigten verborgen installierte Kamera mit Bewegungsmelder hatte sie aufgezeichnet. Ein Zufallstreffer, war die Kamera doch nur der Vorsicht halber eingerichtet worden. So habe die Tochter einem Sturz der Mutter aus dem Bett vorbeugen wollen, wie ein Landgerichtssprecher unlängst auf Nachfrage der Rundschau erläutert hatte. Die Aufnahmen wurden noch am Montag von den Prozessbeteiligten unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Augenschein genommen. Ferner, so Roellenbleck, seien DNA-Spuren der Frau bei dem Angeklagten sichergestellt worden, die auf eine Vergewaltigung schließen ließen.

Der Prozess wird fortgesetzt. Für den 23. März ist ein Urteil geplant.