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„Zerbrechlicher Luxus“Römisch-Germanisches Museum zeigt antike Glaskunst

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Köln – Blaue Fischköpfe und blaue Flossen. Dr. Marcus Trier zeigt auf seinen Lieblingsbecher. „Der Glaskünstler hatte den Schalk im Nacken“, sagt der Direktor des Römisch-Germanischen Museums lächelnd.

Aber der Delfinbecher aus dem 4. Jahrhundert besticht nicht nur durch seine lustig anmutende Gestaltung, sondern auch durch die handwerkliche Technik, mit der er gefertigt wurde. Die noch heiße Gefäßwand wurde dabei ausgestülpt und zu Delfinköpfen und Flossen geformt. Da sie innen hohl waren, floss dort beim Trinken der Wein hindurch, was sicherlich „manchen Trinkspaß ermöglichte“. So zumindest steht es auf der Hinweistafel in der Vitrine, die zur neuen Ausstellung „Zerbrechlicher Luxus. Köln – ein Zentrum antiker Glaskunst“ gehört.

Es ist eine beeindruckende Präsentation römischer und fränkischer Glaskunst „made in cologne“.

Bereits im Foyer werden die Museumsbesucher in das Thema eingeführt. Dort geht es um die Glasherstellung, die Geräte und Materialien. Und es gibt einen Ausblick, wie es aktuell um die Glasherstellung bestellt ist und wie es weitergeht. „Es ist sozusagen Prolog und Epilog für die Schatzkammer“, sagt Trier. Während das Foyer hell erleuchtet ist, müssen sich die Augen in der blau gehaltenen Schatzkammer erst an die Dunkelheit gewöhnen. Die Schweinwerfer beleuchten das Wesentliche: die rund 400 Exponate aus der mehr als 4000 vollständige Exemplare umfassenden Sammlung des Museums.

Das Licht scheint etwa auf den Kölner Diatretbecher, den einzigen dreifarbigen Netzdiatret weltweit, der 1960 aus einem Grab eines Braunsfelder Familienfriedhofs geborgen wurde. Diatrete gelten als die teuerste Glasgattung der Spätantike. Daneben gibt es den mit Schlangenfäden verzierten Pokal, der im Grab eines offenbar sehr wohlhabenden Arztes gefunden wurde. Der Pokal gehört zu den vollkommensten Gefäßen des Museums und wird gezeigt mit den restlichen Grabbeigaben wie medizinischem Gerät oder Amulette aus Silber.

Besonders stechen aus den ausgestellten Objekten auch Gefäße für Parfum hervor, bei denen Blattgold in die Glasmassen eingelassen wurde. Oder die Schliffgläser, auf denen Jagdszenen, heidnische oder christliche Darstellungen zu sehen sind.

Die Blicke auf sich zieht auch der Kölner Rüsselbecher aus dem späten 5. oder frühen 6. Jahrhundert. Er steht in der Tradition des Delfinbechers und belegt, dass auch nach dem Abzug der Römer mit gleicher Rezeptur und ähnlicher Technik in Köln noch weiter Glaskunst entstand – dieser zerbrechliche Luxus für die reiche Oberschicht.

Zur Ausstellung „Zerbrechlicher Luxus“, die noch bis zum 13. November zu sehen sein wird, erscheint bei Schnell + Steiner, Regensburg, ein gleichnamiger Begleitband mit 192 Seiten und rund 190 farbigen Fotografien. Er kostet im Museum 22,95 Euro und im Buchhandel 29,95 Euro.