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Rosenmontag in KölnTrotz Sturm „von einer Absage weit entfernt“

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Rosenmontagszug in Köln (Archiv)

Windig soll es werden am Rosenmontag, so sagen es die Meteorologen voraus. Böen bis zu 100 Stundenkilometer sollen möglich sein, heißt es. Das Wort „Sturm“ meiden die Verantwortlichen des Festkomitees Kölner Karneval derzeit fast so standhaft wie einen „Helau“-Ruf. „Die Wetterlage kann sich noch ändern, eine offizielle Sturmwarnung gibt es noch nicht, daher werden wir am Sonntagnachmittag über die Lage für den Rosenmontagszug entscheiden“, sagt Festkomitee-Sprecherin Sigrid Krebs. Panik sei nicht angebracht, von einer Absage sei man weit entfernt.

Vivian hatte den Karnevalisten den Kampf angesagt. Zwischen dem 25. und 27. Januar tobte der Orkan über Europa. Am 26. nahm er das Rheinland ins Visier, mit Böen von bis zu 130 Stundenkilometern im Flachland. Die Jecken in Düsseldorf zwang er damit in die Knie. Die in Bonn auch. Dort fielen die Rosenmontagszüge aus. In Düsseldorf wurde er im Wonnemonat Mai nachgeholt. Köln jedoch hielt die Stellung.

Es war das erste Jahr von Alexander von Chiari als Zugführer. Und es wurde sogleich seine größte Herausforderung. In der Wohnung eines Kölner Portugiesen tagte der Krisenstab. Zufällig stand der Wagen des Zugführers direkt am Eigenheim von Alvaro Andrade. Sein Telefon war also am schnellsten greifbar. Standleitung zu Polizei und Stadtdirektor. Und immer wieder der sorgenvolle Blick zum Himmel. Als sich von Chiari erstmals dazu entschloss, gegen den Sturm mit seinen jecken Garden anzumarschieren, sah sich Vivian zu einer kleinen Machtdemonstration genötigt: Eine kurze Böe mit Regenschauer. Von Chiari war durchnässt, das Schild auf seinem Wagen mit der Aufschrift „Hereinspaziert, Hereinspaziert“ hing in Fetzen.

So ging es noch ein paar Mal hin und her. Schließlich, um 14.15 Uhr, mit mehr als zwei Stunden Verspätung, setzte sich der Zug in Bewegung, zur Sicherheit ohne Reiter. Vivian hatte verloren. (ngo)

Bevor es zu einer solch radikalen Entscheidung käme, sieht der Krisenplan des Festkomitees andere Interventionsstufen vor. „Zunächst könnte auf die Pferde und auf die Kindergruppen im Zug verzichtet werden“, sagt Krebs. Ohnehin sei die Zug-Infrastruktur gut gesichert gegen solche Wetterkapriolen. Tribünen und Aufbauten auf Wagen seien vom Tüv abgenommen worden. Ab Sonntagnachmittag will sich die Zugleitung mit dem Sicherheitsstab austauschen und eine Entscheidung treffen. Dann werden die Schull- und Veedelszöch gerade beendet sein, so dass auch die Erfahrungen dieses Umzugs, der über die gleiche Strecke führt, einbezogen werden können.

Eine Komplettabsage hätte gravierende finanzielle Folgen für das Festkomitee, dies hatte dessen Präsident Markus Ritterbach erst kürzlich im Rundschau-Interview betont. „Man muss viel Geld auf die Seite gelegt haben, um auch mal den Ausfall eines Rosenmontagszugs verkraften zu können“, so Ritterbach. Denn Tribünen sind bereits aufgebaut, zudem gibt es diverse Vermarktungsverträge.