Sanierung des Rumpfes beginntRatsschiff MS Stadt Köln liegt auf dem Trockenen

Auf die Helling der Kölner Schiffswerft Deutz wurde die MS Stadt Köln gezogen.
Copyright: Hanano
Köln – Miesmuscheln. Alles voll. Über und über. Nicht die Schiffsschraube, nicht die Antriebswelle und nicht ein Quadratzentimeter des Schiffbauchs blieben verschont. Dicht an dicht haben sich die Muscheln an der MS Stadt Köln in den vergangenen beiden Jahren angesiedelt. Als das sogenannte Ratsschiff am Mittwoch auf die Helling der Kölner Schiffswerft Deutz gezogen wurde, war der Blick frei auf diese Muschelbank.
Das könnte Sie auch interessieren:
Und Udo Giesen vom Verein der Freunde und Förderer zeigte sich erfreut über den Siedlungseifer der Schalentiere. „Die haben das Schiff zusammengehalten.“ Doch nun sind die Muscheln ihren Nebenjob los. Sie werden nicht mehr gebraucht. Die MS Stadt Köln bekommt in den kommenden drei Monaten einen neuen Rumpf. Nach jahrelangem Kampf um den Erhalt ist das historische Schiff vorm Untergang gerettet.
Zustand? „Schlecht, sehr schlecht“
Es ist höchste Zeit. Die vergangenen beiden Jahre haben dem Ratsschiff nicht gut getan. Die Stahlwand am Niehler Hafen, vor der es lag, dünnte den Rumpf immer weiter aus. „Galvanische Ströme“, erklärt Schiffsachverständiger Frank Waldorf. Selbst Opferanoden – mächtige Magnesiumblöcke – , die zum Schutz angebracht wurden, waren innerhalb von 24 Monaten gänzlich aufgebraucht. Als das Ratsschiff in die Werft geschleppt und aus dem Wasser gezogen wurde, bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen. „Schlecht, sehr schlecht“, beschreibt Waldorf den Zustand des Rumpfes. „Wir haben an einigen Stellen mal mit dem Hammer draufgeklopft und waren direkt durch“, sagt Giesen.

Die Kolben des Dieselmotors der Deutz AG sollen wieder unverzagt hämmern.
Copyright: Hanano
Flicken hilft nicht mehr. Der Teil des Schiffes, der unter Wasser war, muss erneuert werden. Das sind rund 350 Quadratmeter bester Schiffsstahl. Die gibt es nicht beim Discounter. So etwas hat seinen Preis. Rund eine Million Euro kostet die Rumpferneuerung, ein paar Reparaturen am undichten Deck mit eingerechnet. „Da regnet es durch“, sagt Giesen. 500.000 Euro kommen als Zuschuss von der Stadt Köln, der Eigentümerin. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gibt 300.000 Euro. Von der Bezirksregierung kommen 200.000 Euro.

Selbst die Antriebsschraube ist von Miesmuscheln dicht besiedelt.
Copyright: Hanano
Drei Monate sollen die Arbeiten dauern, dann geht erst mal wieder zurück in den Niehler Hafen. „Mit neuem Boden und neuen Opferanoden besteht dann guter Schutz“, ist Waldorf zuversichtlich. Im kommenden Jahr soll es an die Sanierung der Inneneinrichtungen und der Elektronik gehen. „Wir rechnen mit 600.000 Euro“, sagt Giesen. Bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz werden dafür nochmals 100.000 Euro beantragt. Die NRW-Stiftung hat 250.000 Euro in Aussicht gestellt. Bundesmittel von 250.000 Euro sollen zudem fließen.

In nur zwei Jahren soll die Brücke wieder im alten Glanz erstrahlen.
Copyright: Hanano
Im Jahr 2020 könnte dann die MS Stadt Köln fein herausgeputzt im Rheinauhafen liegen. Dafür muss der Förderverein noch eine Landungsbrücke (250 000 Euro) bauen. Das Ratsschiff soll dort Touristen „abfischen“, die sich in dem bis dahin eingerichteten Museum auf dem Achterdeck über die Bedeutung der Schifffahrt in der Hansestadt Köln informieren können. Auch für Hochzeiten ist das historischen Schiff vorgesehen, mit dem schon die englische Queen fuhr.