Schausteller Rudolf von der GathenDie gute Laune ist sein Geschäft

Rudolf „Rudi“ von der Gathen startet in seine letzte Saison.
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Köln – Die Soester Allerheiligenkirmes im November wird seine allerletzte sein. Dann ist nach über 50 Jahren Schaustellerdasein Schluss, dann wird Rudolf von der Gathen wirklich sesshaft. „Ich bin überhaupt der Erste aus unserer Familie, der sich jemals ein Häuschen gekauft hat“, sagt er. Allerdings lebt er in Porz nicht mehr als 90 Tage im Jahr. „Mein Zuhause ist jede Woche auf einem anderen Kirmesplatz in einer anderen Stadt“, sagt der 68-Jährige. So, wie das für seine Familie seit Generationen gilt. „Bis ins Mittelalter konnte mein ältester Bruder den Familiennamen zurückverfolgen. Und alle waren sie Gaukler und Puppenspieler und sind von Hof zu Hof gezogen“, erklärt von der Gathen.
An der Tradition der Familie hat sich bis heute nichts geändert. Seine drei Kinder sind auch Schausteller, die drei kleinen Enkelkinder sagen schon heute, dass auch sie in den Beruf wollen. „Dass die mal Arzt oder Journalist werden, das ist für mich unvorstellbar“, sagt Rudolf von der Gathen und winkt ab. Man sieht, dass er meint, was er sagt.
Nach dem frühen Tod seines Vaters übernahm von der Gathen am 19. März 1964, seinem 18. Geburtstag, dessen Schießbude. Dafür musste er aber erst volljährig geschrieben werden – denn eigentlich war man damals erst mit 21 erwachsen und konnte einen eigenen Betrieb führen. Mit den ersten Gewinnen aus der Schießbude kaufte er sich eine Überschlagschaukel. Später setzte er auf eine Losbude, heute betreibt er mehrere Spielbuden und Automatengeschäfte, in denen man aber kein Geld, sondern Plüschtiere gewinnen kann.
Im Schaustellergewerbe müsse man sich auch immer wieder neu erfinden. Zwar seien alle in der Familie selbstständig und jeder habe sein eigenes Geschäft, aber trotzdem helfe man sich auch immer gegenseitig. „Wenn eine Neuanschaffung ansteht, dann sitzt der ganze Clan zusammen und diskutiert: Was machen wir richtig, was machen wir verkehrt? Da wir aber nichts verkehrt machen wollen, reden wir und ziehen dann die richtigen Schlüsse. Und wir sind immer zum richtigen Entschluss gekommen.“
Überhaupt, die Familie ist ihm sehr wichtig. Nur für Familientreffen gibt es wenig Zeit. Darum sind die Weihnachtsfeiertage und Silvester fixe Daten im Familienleben. „Da sind wir immer alle zusammen. Das hat Tradition bei uns“, sagt von der Gathen.
Neben dem Willen, etwas erreichen zu wollen, und einem gerüttelt Maß an Erfahrung half von der Gathen auch immer sein Glaube. „Es gibt keinen Abend, an dem ich nicht betend zu Bett gehe“, sagt er. Dass auf dem Kölner Frühjahrsvolksfest wieder ein Ostergottesdienst stattfindet, bedeutet ihm sehr viel.
Für seine letzte Saison auf den Jahrmärkten der Republik wünscht sich Rudolf von der Gathen Gesundheit und mehr Verständnis von den Behörden. „Die müssen alles versuchen, die Kirmessen in den Städten zu halten. Draußen auf der grünen Wiese wartet auf den Schausteller nur der Tod“, sagt von der Gathen aufgebracht. Dann lächelt er. Streng sein will er eigentlich nicht. „Den Menschen Freude machen“, das will er.