Seit 171 JahrenEine Welt aus Honig – mitten in Köln

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Generation fünf und sechs: Heinz-Josef (85) und Wolfgang Müngersdorff (55) hinter der Verkaufstheke.

Generation fünf und sechs: Heinz-Josef (85) und Wolfgang Müngersdorff (55) hinter der Verkaufstheke.

Köln – Es duftet schon angenehm nach Honig, bevor sich die Tür öffnet. Ein Blick ins Schaufenster: Hier reihen sich Honig-Bier, Honig-Stärkungsmittel, Honig-Schnaps, Honig-Wein, Honig-Kapseln, Honig-Gelenkhautbalsam, Honig-Schaumfestiger, Honig-Seife und Honig-Creme aneinander. Honig im Glas gibt es natürlich auch.

„Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren“, sagt Geschäftsmann Heinz-Josef Müngersdorff (85). Also Honig. Kaum zu glauben, dass sich in dem kleinen Laden tatsächlich ein Artikel ohne findet. „Doch, wir haben einen: Anisbonbons.“ Die behält er für eine treue Kundin im Sortiment. „Sie sagt immer, die Bonbons findet sie nur hier.“

Im Laden gibt es auch Body Lotion mit Honig.

Im Laden gibt es auch Body Lotion mit Honig.

Eigentlich hat Heinz-Josef Müngersdorff das Geschäft schon vor Jahren an seinen Sohn Wolfgang (55) übergeben. Aber er ist jeden Tag „in der Zentrale“ in Porz, wo Bienenzuchtgeräte und Technik verkauft werden. Und er schaut regelmäßig im Laden in der Innenstadt vorbei. Heinz-Josef Müngersdorff trägt ein sorgfältig gebügeltes, honigfarbenes Hemd, dazu eine rote Fliege. Nur das Stehen macht ihm inzwischen etwas zu schaffen.

Früher gab es auch Honigkuchen

„Ich habe immer sehr gerne Honig verkauft“, sagt der gelernte Konditormeister. Früher hatte er eine Backstube hinter dem Geschäft, hier wurden Honigkuchen, Spitzkuchen und Printen gebacken. „In der Nachkriegszeit haben wir Tag und Nacht gearbeitet“, erinnert er sich. Als viele der kleinen Läden allmählich verschwanden und die Handelsketten wuchsen, hat Heinz-Josef Müngersdorff die Backstube geschlossen – die Konkurrenz war zu groß. Auch die eigenen Bienenstöcke hat er inzwischen aufgegeben. „Wenn man schon ein langes Leben hinter sich hat, hat man auch viele Umstellungen erlebt“, blickt er zurück.

In Honig lässt es sich auch gut baden.

In Honig lässt es sich auch gut baden.

Gegründet wurde Honig Müngersdorff 1847, also vor 171 Jahren. Das erste Geschäft lag an der Sternengasse, in der Nähe der heutigen Nord-Süd-Fahrt. Es fiel den Kriegsbomben zum Opfer. Nach einer Zwischenstation in Overath eröffnete die Familie 1953 den Stammsitz gegenüber vom Kaufhof. Wolfgang Müngersdorff führt das Geschäft nun in sechster Generation.

In den Regalen hinter einer gläsernen Verkaufstheke stehen Dutzende Honiggläser: „Bayr. Wald und Provence-Lavendelhonig“ (500g, 7,95 Euro), darunter der wertvolle „Manukahonig“ aus Neuseeland (500 g, 49,95 Euro) oder „Sommertrachthonig“ (500g, 6,90 Euro). Eine Kundin kauft gerade einen Propolis-Lippenpflegestift (3 Euro) und zwei Honig-Schaumbäder (je 5,60 Euro). „Ich komme gerne hierher. Das ist etwas Beständiges“, sagt sie.

Jeden Morgen zwei Honigbrote

Im Lager von Müngersdorff sind die in Kartons verpackten Gläser auf Euro-Paletten für den Transport vorbereitet. Müngersdorff beliefert als Großhändler seit Jahrzehnten Kaufhäuser und Supermärkte.

Im Geschäft der Müngersdorffs gibt es eine große Auswahl.

Im Geschäft der Müngersdorffs gibt es eine große Auswahl.

Welche ist seine Lieblingssorte? „Die gibt es nicht. Ich wechsel immer, ich muss ja auch alle probieren“, sagt Heinz-Josef Müngersdorff diplomatisch. Er frühstücke jeden Morgen „zwei Scheiben Graubrot mit Butter und Honig“, schon immer. Es schade übrigens nicht, wenn der Honig im Kühlschrank aufbewahrt wird: Von seinen wertvollen Inhaltsstoffen verliere er nichts, aber er lässt sich besser und dicker schmieren. „Und dann ist das Glas schneller leer“, erklärt der Seniorchef mit einem gewinnenden Lächeln.

Honig Müngersdorff, An St. Agatha 37, Telefon (0221) 22204998, geöffnet montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 16 Uhr, E-Mail koelner-honighaus@freenet.de

Tipps vom Fachmann

Dass Honig gut für die Gesundheit ist, sagen viele Studien – und davon ist auch Heinz-Josef Müngersdorff überzeugt. Traditionell wird Honig zum Beispiel bei Erkältungen und Husten eingesetzt.

Ein Tipp von Müngersdorff: Bis zu fünf Löffel Honig („Das ist Geschmacksache.“) in eine Tasse mit lediglich „blutwarmem“ Wasser einrühren und trinken: „Dann spürt man direkt eine Erleichterung“, erklärt der Seniorchef. Temperaturen über 40 Grad Celsius schädigen die biologischen Wirkstoffe des Honigs.

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