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Spukgeschichten aus KölnDiese Gruseltour lässt Halloween-Fans schaudern

3 min
Gruseltour

Eine besonders gruselige Stadtführung bietet Ina Volpp. 

Es spukt in Köln, und Ina Volpp weiß wo. Die Stadtführerin von „Entdecke Köln“ wird in der Halloween-Nacht auf finsteren Wegen in schaurigen Ecken Untote, Werwölfe, Frauen in Weiß und Teufel aufscheuchen. Auf den Gruseltouren ist sie als Nachtwächterin Marie mit Laterne unterwegs, um die Kölnerinnen und Kölner vor den Geistern zu bewahren, die in der Dunkelheit ihr Unwesen treiben.

Meister Gerhards Sturz in den Tod

Marie hat das Nachtwächter-Amt von ihrem verblichenen Heinrich übernommen. Geboren ist die mittelalterliche Gestalt vor 1248, dem Baubeginn des Doms. Oft sah sie Meister Gerhard, den ersten Dombaumeister, auf dem Gerüst stehen. Am 25. April 1271 ereignete sich Mysteriöses: Meister Gerhard stürzte in den Tod. Der Teufel soll ihn geholt haben, munkelten die Leute. Weil er sich mit dem Leibhaftigen auf eine Wette einließ, dass er das Werk als erster vollendet. Für die Nachtwächterin ist der Fall klar: „Deshalb wird der Dom niemals fertig. Der Tag, an dem kein Gerüst mehr am Dom steht, ist der jüngste Tag.“

Möglichst verkleidet

Zu der Kostümführung „Spukgeschichten an Halloween“ lädt „Entdecke Köln“ am Sonntag, 31. Oktober, von 20 bis 21.30 Uhr ein. Treffpunkt ist das Römertor an der Domplatte. Stadtführerin Ina Volpp würde sich freuen, wenn auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Halloween-Verkleidung erscheinen. Da die Führung im Freien stattfindet, ist nach derzeitigem Stand kein 3G-Nachweis (geimpft, genesen oder getestet) erforderlich. Karten kosten zwölf Euro, ermäßigt zehn Euro. (uwe)

In der Grünfläche am Margarethenkloster könnte ein Hund, der bei Vollmond dort herumschnuppert, das Fürchten lehren. Hier erfüllte die Tochter des eigenbrötlerischen Bauern Peter ihr Versprechen, Nonne zu werden, nachdem sie ihren Vater von seinen Verwandlungen in einen Werwolf erlöst hatte. „Solche Sagen entstanden, wenn sich Menschen Phänomene nicht erklären konnten. Heute wissen wir, dass Peter ein berüchtigter Serienmörder war“, erläutert die Historikerin Volpp.

Manche Sagen sind Lehrstücke gegen Gaunereien. So die Begegnung von Maries Vetter Matthias mit der Frau in Weiß an der Burgmauer. Eine Krämerin, die Milch mit Wasser streckte und den Tod von Kindern verschuldete, musste hier so lange in Quatembernächten umgehen, bis Kerzenopfer und Gebete an der Gnadenmadonna der Wiedergängerin zur ewigen Ruhe verhalfen. Halloween war im mittelalterlichen Köln noch unbekannt. Seit dem 11. Jahrhundert fürchteten die Menschen stattdessen die erwachenden Geister in bestimmten Nächten im Jahreszyklus. Papst Gregor VII. legte die Quatember - vierteljährliche Bußtage des katholischen Kirchenjahres - auf Termine nach Aschermittwoch, Pfingsten, das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September und das Fest der Heiligen Luzia am 13. Dezember. „Ihr habt also bis zur nächsten Quatembernacht noch Zeit, eure Sünden zu bereuen“, redet die Nachtwächterin den Gruseltour-Teilnehmern augenzwinkernd ins Gewissen.

In den düsteren Ruinen von St. Kolumba erzählt Ina Volpp von der Hebamme Martha, die ein verbotenes Femegericht in der Kölner Oberschicht aufdeckte. Der Mörder wird am Ende seiner gerechten Strafe auf dem Rabenstein zugeführt, der mittelalterlichen Hinrichtungsstätte, die sich im heutigen Lindenthal gegenüber dem Melatenfriedhof befand. An St. Maria im Kapitol warnt die Nachtwächterin, die Kirche zu betreten, wenn in den Fenstern um Mitternacht Kerzenschein flackert: Dann haben sich im Innern Geister zur Messe versammelt.

Ob der Spuk zwischen Rathaus und Gürzenich vorbei ist, lässt sich in der Nacht auf den Karfreitag überprüfen. Schlag Mitternacht soll dort eine funkensprühende Kutsche über die Straße rasen, an Bord geizige Bürgermeister. „Das ist die Geschichte, die wir jedem Neuen erzählen“, sagt Ina Volpp, mit einem vielsagenden Lächeln im Gesicht.