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Externe Technikfirma gesuchtStadt Köln scheut das Betriebsrisiko fürs Museum Ludwig

Lesezeit 4 Minuten
Nicht alles Gold, was glänzt: Im Gebäudeensemble Museum Ludwig und Philharmonie von 1986 liegt technisch einiges im Argen.

Nicht alles Gold, was glänzt: Im Gebäudeensemble Museum Ludwig und Philharmonie von 1986 liegt technisch einiges im Argen.

Die Probleme mit der Haustechnik im Museum Ludwig und der Philharmonie sind inzwischen so gravierend, dass die Stadt Köln einen externen Betreiber für die Gebäude sucht.

Wenn in einem alten Haus technische Probleme überhand nehmen und der Hausmeister noch viele andere Gebäude zu betreuen hat, muss man sich Hilfe von außen holen. Nach diesem Motto argumentiert auch die Kölner Stadtverwaltung, wenn es um das Museum Ludwig und die Philharmonie geht. Der 1986 eröffnete Bau mit den markanten Sheddächern, entworfen von Peter Busmann und Godfrid Haberer, ist ein ikonisches Ensemble und ein Leuchtturm der Kölner Kultur, aber stark in die Jahre gekommen. Die geplante Generalsanierung soll frühestens 2032 starten. Weil die städtische Gebäudewirtschaft sich nicht in der Lage sieht, den Betrieb der Immobilie bis dahin mit eigenem Personal aufrechtzuerhalten, soll nun eine Firma diese Aufgabe übernehmen. Fragen und Antworten.

Was genau ist geplant?

Das Kulturdezernat will, dass der Rat am 27. Mai grünes Licht für eine europaweite Ausschreibung gibt. Ziel ist, den technischen Gebäudebetrieb „schnellstmöglich“ an ein externes Dienstleistungsunternehmen zu vergeben. Dazu bestehe „dringende Notwendigkeit“, um die Betriebssicherheit in den nächsten Jahren „aufrechterhalten zu können“. Die Haustechnik stamme aus der Zeit des Neubaus, vieles sei „dringend erneuerungsbedürftig“, so die Stadt. Im täglichen Betrieb nehme die Zahl der Ausfälle trotz laufender Instandhaltung zu, das Betriebsrisiko steige kontinuierlich.

Warum wird nicht direkt generalsaniert?

Die Generalsanierung von Museum Ludwig und Philharmonie ist ein Mammutprojekt, die Kosten wurden vor Jahren auf bis zu 1,1 Milliarden Euro geschätzt – je nach Variante. Dabei geht es auch um die Frage, ob die Häuser bei laufendem Betrieb saniert werden können oder ob sie einen Interimstandort brauchen. Dafür muss erst ein Masterplan erstellt werden. Nach der Ende 2024 von Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorgelegten Liste der Großbauvorhaben hat das Projekt derzeit aber keine Priorität – im Gegensatz etwa zur Generalinstandsetzung des Wallraf-Richartz-Museums.

Wie sieht die bauliche Situation im Gebäude aus?

Aktuell steht die Erneuerung der Lüftungsanlagen an. Der Direktor des Museum Ludwig, Yilmaz Dziewior, sagte der Rundschau: „Wir sind permanent dabei, die anfallenden Mängel zu beheben. Damit können wir nicht bis zur Generalsanierung warten. Wir haben die ganze Zeit kleinere und größere Baustellen bei uns. Gerade wird die Schließanlage im Verwaltungstrakt erneuert. Um unser Haus aktiv zu halten, müssen wir permanent Renovierungen und Sanierungsarbeiten vornehmen.“ Zum Beispiel habe man einen Hublift für Rollstühle eingebaut, „damit man jetzt auch auf die Dachterrasse kommt mit dem Rollstuhl“. Wichtig sei, „dass diese Prozesse weitergehen und geplante Projekte umgesetzt und gravierende Mängel behoben werden“.

Gibt es konkrete Zeitpläne für die Generalsanierung?

„Dem Museum Ludwig liegen keine konkreten Zeitpläne vor“, betont Dziewior. „Wir haben jedoch, bevor die Generalsanierung depriorisiert wurde zusammen mit der Philharmonie und einer von der Stadt beauftragten Agentur eine etwa 60-seitige Bedarfsanalyse erstellt, um auf dieser Grundlage später eine Ausschreibung für einen Generalunternehmer verfassen zu können. Was im Moment inoffiziell kommuniziert wird in der Stadt ist, dass 2032 oder 2033 mit der Sanierung angefangen wird.“

In der Ratsvorlage heißt es, selbst wenn der Stadtrat die Sanierung noch dieses Jahr beschließen würde, könne sie nicht vor 2032 beginnen.

Ist die Vergabe des Betriebs an Externe wirtschaftlich?

Genau das fragen sich die Prüfer des städtischen Rechnungsprüfungsamts (RPA). In einer Stellungnahme schreiben sie: Dass die Stadt sowohl die Prüfung und Wartung der Haustechnik als auch deren Instandhaltung in die Hände derselben Firma legen wolle, berge „die Gefahr, dass der Auftragnehmer das Volumen seiner Leistung und somit die Höhe seiner Vergütung selbst generiert“.

Salopp gesagt, heißt das: Die Reparaturfirma legt selbst fest, was kaputt ist. Um das zu verhindern, werde man ein Vertragswerk mit Freigabemechanismen erarbeiten, so die Gebäudewirtschaft. Die Rechnungsprüfer stören sich aber auch an mangelnder Kostentransparenz.

Was genau bemängelt das Rechnungsprüfungsamt?

Laut Stadt kostet das Ausschreibungsverfahren samt Erstellung aller Unterlagen rund 622.000 Euro, von denen zwei Drittel das Museum und ein Drittel die Philharmonie tragen.   Diese Kosten seien nicht belegt, so die Prüfer. Weitaus gravierender ist ihre Kritik in Bezug auf die jährlichen Folgekosten für den technischen Dienstleister. Laut Gebäudewirtschaft liegen diese „im unteren einstelligen Millionenbereich“.

Das lasse offen, ob es sich um eine Million oder vier Millionen Euro pro Jahr handele, so die Prüfer. „Bezogen auf eine zehnjährige Vertragsdauer entstünden Kosten von 10 Millionen beziehungsweise 40 Millionen Euro.“ Der Beschluss berge „eine hohe Kostenunsicherheit“.

Die Gebäudewirtschaft erklärte dazu: Die Kosten für einen möglichen Betriebsausfall stünden in keinem Verhältnis zu möglichen Einsparungen beim Verzicht auf einen externen Dienstleister.