„Stadt von der anderen Seite sehen“Projekt bringt Kölnern Stadtteil Mülheim näher

Beim Workshop wurde neu über die Domstadt und ihre Veedel nachgedacht.
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Köln – Wie sieht der Ort aus, an dem wir leben und wie soll der Ort aussehen, an dem wir in Zukunft leben wollen? Diese beiden Fragen liegen dem Projekt „Die Stadt von der anderen Seite sehen“ des Schauspiels Köln zugrunde. Mit verschiedenen Workshops und Exkursionen durch Mülheim startete das auf anderthalb Jahre angelegte Projekt am Samstag im Depot 2 in Mülheim. „Theater und Stadtentwicklung passt auf den ersten Blick eigentlich nicht zusammen“, meint Thomas Laue, leitender Dramaturg am Schauspiel Köln, „wir als Stadtschauspiel setzen uns bei unserer Arbeit aber immer auch mit der Stadt auseinander und schauen, aus welcher Perspektive wir auf die Stadt blicken.“
Dem Schauspiel Köln ist dabei nicht nur die Meinung der eigenen Schauspieler und Angestellten am Theater wichtig, sondern auch die der Bevölkerung. „Wir wollen uns auch mit dem externen Blick beschäftigen. In einem ersten Schritt haben wir Jugendliche gefragt, was sie an Mülheim spannend finden und uns in der Nachbarschaft umgesehen“, berichtet Isabel Finkenberger, am Theater beschäftigte Stadtplanerin und eine der beiden Projektleiterinnen.
Wie könnte Mülheim in Zukunft aussehen?
Rund 200 Interessierte und Bewohner aus Mülheim und anderen Stadtteilen kamen zum Projektauftakt und brachten in den verschiedenen Workshops, die von Künstlern, Planern und Architekten geleitet wurden, ihre Ideen ein, wie Mülheim in Zukunft aussehen könnte. Beispielsweise gab es den Workshop „Mülheimer Wunderkammer“ bei der die Teilnehmer auf kleinen Expeditionen durch den Stadtteil Gegenstände sammeln sollten, die die typischen Geschichten aus Mülheim zusammenführt. „Ich erhoffe mir, dass die Teilnehmer ein realitätsnäheres Bild von Mülheim bekommen und nicht nur die Klischees wahrnehmen“, erklärt Kay von Keitz, Autor und Kurator, der seine Gruppe zuvor von der Schanzenstraße zum Rhein geführt hat.
Zur gleichen Zeit stand die Gruppe „Am ersten Tag erschaffen wir Mülheim“ in weißen Schutzanzügen vor einem riesigen, 1000 Kilo schweren Lehmhaufen aus dem sie ein Stadtmodell formen wollten. „Es geht nicht darum, die Stadt eins zu eins abzubilden. Das Modell darf ruhig lebendig sein und erst bei der Arbeit werden wir uns über unsere gemischten Umwelt-Vorstellungen und verschiedenen inneren Landkarten bewusst“, berichtet Künstler Boris Sieverts.
Mit Zollstöcken und Bleistiften machte sich die Gruppe „Mülheim vermessen“ gemeinsam mit den Künstlern von „Labor Fou“ auf den Weg und in der Gruppe von Filmemacherin Gesine Danckwart „Neue Tourismus-Initiative Mülheim“ wurde schließlich gemeinsam ein Werbevideo über den rechtsrheinischen Stadtteil erstellt.