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Südstadion geht, Traktor nichtVom Ringen um die Kölner Weihnachtsgottesdienste

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Gottesdienst

Symbolbild

Die Sehnsucht ist da. Es brauchte nur wenige Stunden, da gab es schon so viele Anmeldungen, dass für die Messen an Heiligabend im Dom kein Platz mehr frei ist. Doch die Sorge schwingt immer mit. In welcher Größe und unter welchen Bedingungen sind Gottesdienste noch vernünftig in Zeiten, in denen sich größere Familien nicht einmal mehr am Tannenbaum zusammenfinden sollen? Eine Frage, die in vielen Gemeinden für Kopfzerbrechen sorgt. Vor allem in den evangelischen. Denn während die katholische Kirche nicht zuletzt aus theologischen Gründen an der klassischen Messe und kleineren Freiluftgottesdiensten festhält, ringen die evangelischen Gemeinden darum, neue Formate zu finden. Doch den Königsweg gibt es nicht. Und dann treibt auch noch die Bürokratie bunte Blüten.

Mehr Medienaufmerksamkeit hatte Pfarrer Oliver Mahn von der evangelischen Gemeinde in Zollstock selten. Als bekannt wurde, dass seine Gemeinde zwei Weihnachtsgottesdienste im Südstadion plant, stand das Telefon nicht mehr still. Und jetzt? Land auf, Land ab werden gerade Gottesdienste abgesagt. Vor allem die mit einem Charakter von Großveranstaltung.

Jede Gemeinde entscheidet für sich

„Wir haben da viel diskutiert im Presbyterium“, sagt Mahn. Die Landeskirche macht den Gemeinden keine strikte Vorgaben. Das Gut der presbyterialen Basisdemokratie wird hoch gehalten. Jede Gemeinde soll für sich entscheiden, was im Rahmen der Auflagen geht. „Ich habe im Presbyterium dafür geworben, an unseren beiden Gottesdienste im Südstadion festzuhalten“, so der Geistliche. Seine Argumente dafür: „Im Stadion kann ich alle Abstandsregelungen besser einhalten, als in einer engen Kirche.“ Gemeindegesang werde es nicht geben. Während des ganzen Gottesdienstes ist Maskenpflicht. Wir empfehlen die FFP2.“ Geplant wird mit bis zu 400 Besuchern pro Gottesdienst. „Bisher habe wir schon jeweils rund 130 Anmeldungen.“

Gottesdienste

Die Anglikanische Kirchengemeinde Bonn/Köln lädt zum Weihnachtsgottesdienst ein: Am Heiligabend findet um 23.30 Uhr die Mitternachtsmesse in der Allerheiligenkirche in der Bonner Straße statt. Für den darauffolgenden Tag, also den Freitag, 25. Dezember ist außerdem die weihnachtlichen Eucharistiefeier angesetzt. Los geht es um 11.45 Uhr. Die Gottesdienste der anglikanischen Kirchengemeinde finden auf Englisch statt. Mehr Informationen gibt es online.

www.anglicanbonncologne.de

Auch in der EFG Kirche in der Boltensternstraße am Zoo wird Weihnachten gefeiert: Die dort ansässige evangelisch-freikirchliche Gemeinde bittet am 24. Dezember um 16 Uhr zur gemeinsamen Christvesper. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahlen ist eine Anmeldung per Mail allerdings erforderlich.

Auf allen kirchlichen Veranstaltungen gilt eine Maskenpflicht. Außerdem sind die üblichen Hygiene- und Abstandsregelungen einzuhalten. (row)

anmeldung@kircheamzoo.de

Auf der sicheren Seite wähnte sich auch Pfarrer Klaus Eberhard von der evangelischen Philippus-Kirchengemeinde in Raderthal. Mit seinem Weihnachtstraktor wollte er fünf Stationen im Viertel abfahren und dort kleine Andachten feiern. „Die Stadt hat uns das nicht genehmigt“, sagt er. Warum? „Verkehrssicherheit, Lärm, zu große Menschenmengen – die hatten einiges auszusetzen. Ich war da schon ein bisschen erstaunt.“

Stadion geht, Traktor nicht? „Wir feiern auf privaten Grundstück und bauchen keine Genehmigung“, erklärt Pfarrer Mahn zu seinem Stadiongottesdiensten. Auf Anfrage der Rundschau sagt ein Stadtsprecher: „Bei dem Traktor gibt es alleine verkehrrechtliche Bedenken.“

Pfarrer Hans Mörtter aus der Lutherkirche in der Südstadt hat mit seinem Presbyterium für Heiligabend alle Präsenz-Gottesdienste abgesagt. Die Gemeinde geht zum Fest online. Alles andere sei nicht zu verantworten, so Mörtter.