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Süßes von StollwerckBildband zeigt „Verpackungen aus alter Zeit“

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Blechschachteln für Säuerlinge mit Hohenzollernbrücke und Dom im Hintergrund.

Köln – Begonnen hat seine Leidenschaft mit einer gelb-schwarzen Hipp-Dose für Kinderzwieback, die er in den 70er Jahren auf einem Mannheimer Flohmarkt entdeckte. Inzwischen nennt der Heidelberger Apotheker Matthias Stoeck 10 000 alte Dosen und Schachteln sein Eigen. Darunter befinden sich auch 300 teils aufwändig gestaltete Verpackungen des früheren Kölner Süßwarenherstellers Stollwerck.

Eine Schokoladentafel  (um 1925).

Der neue Bildband „Verpackungen aus alter Zeit“ von Stoeck (Texte) und Christian Gärtner (Fotos) präsentiert jetzt die dekorativsten Stücke des Kölner Unternehmens. Sie reichen von alten Verkaufsaufstellern über Blechdosen für Kakao oder Bonbons bis hin zu Schokoladentafeln oder Pappschachteln für Pralinen. Sie stammen größtenteils aus der Zeit von 1870 bis 1930 und tragen unterschiedlichste Motive: Rheinlandschaften, Szenen aus Märchen, sogar das Bildnis von Kaiser Wilhelm II.

„Stundenbuch zur Kölner Stadtgeschichte“

Das Buch sei „ein Beitrag zum Thema Verpackungen als Kulturgut“ und „ein Stundenbuch zur Kölner Stadtgeschichte mit dem Blick auf vergangene Werbewelten“, schreibt Stoeck im Vorwort. Noch dazu erfährt der Leser jede Menge Wissenswertes über die 1839 von Bäcker Franz Stollwerck gegründete Firma.

Verkaufsteller aus Holz, mit Papier beklebt (um 1885).

Fünf Söhne Stollwercks bauten den Betrieb im Severinsviertel zu einer weltweit operierenden Aktiengesellschaft aus. „In seiner Blütezeit um die Jahrhundertwende“, so Stoeck, „gelang dem Unternehmen schließlich die Übernahme zahlreicher Konkurrenten, Stollwerck erreichte den Status einer Weltmarke.“

Eine Taschendose mit dem Bildnis von Kaiser Wilhelm II.

Und das Unternehmen begriff, dass schöne Verpackungen dem Verkauf von Süßwaren durchaus förderlich sind. Dosen und Schachteln aus Weißblech, Pappe oder Holz spiegeln auch den Zeitgeist wider. Bevorzugte Stollwerck in der Gründerzeit liebliche Motive wie Kinder, Kätzchen, Vögel oder Putti, folgten die Verpackungen dann den wechselnden Kunstrichtungen vom Historismus zum Jugendstil, vom Art déco zum Bauhaus, schreibt der Autor.

Der einst mit Schokolade und Bonbons bestückte Victoria-Sparautomat aus Blech (um 1900)

Mit der Gestaltung der Dosen betraute die Kölner Firma sogar bekannte Künstler. Laut Stoeck zählten dazu unter anderem die Worpsweder Künstler Otto und Paula Modersohn, Fritz Overbeck, Heinrich Vogeler und Walter Leistikow.

Ein Motiv aber habe es zu allen Zeiten gegeben: das große Wahrzeichen der Stadt, den Kölner Dom. Stoeck: „So trug Stollwerck dazu bei, das Bild von Köln in der Welt bekannt zu machen.“

Stollwerck – Verpackungen aus alter Zeit, Matthias Stoeck, Christian Gärtner, Verlag Anticomondo, 277 Seiten und mehr als 450 Abbildungen, ISBN 978-3-00-054178-0, 27,90 Euro