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Systematisch betrogenGerüstbau-Mafia in Köln vor Gericht

Lesezeit 2 Minuten

Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Köln – Unterschiedlicher könnten die Angeklagten kaum aussehen: Ein tätowierter Rocker mit Irokesenfrisur (36) und sein etwas fülliger, Brille und Hemdkragen tragender Bruder (37) müssen sich neben ihren drei Mittätern für Steuerbetrug sowie Hinterziehung von Sozialabgaben und Genossenschaftsbeiträgen verantworten. Über Jahre hatte die Bande ein Netz von Scheinfirmen unterhalten, um im Gerüstbaugewerbe Geld zu ergaunern. Der Schaden, der dabei entstanden ist, beläuft sich auf rund 10 Millionen Euro.

Der ältere Bruder war offenbar der Kopf der Bande. Ihm wurden in der Anklageverlesung die meisten der 482 Fälle vorgeworfen. Er soll Unternehmen mit Strohmännern als Geschäftsführer gegründet und die Aktivitäten der Mitangeklagten koordiniert haben. Der 36-Jährige übernahm weitere Aufgaben in der Organisation und war die rechte Hand seines Bruders.

Die Masche war immer die gleiche, ein so genannter Kettenbetrug. Man übernahm den Auftrag, Gerüste auf Baustellen zu bauen, dabei wurde allerdings schwarz gearbeitet. Über eine Kette von Subunternehmen wurde vor dem Fiskus und den Krankenkassen verschleiert, wie viele Arbeiter tatsächlich beschäftigt waren. Eine Summe wurde zuerst an ein Subunternehmen überwiesen, sofort in bar abgehoben und dann zur Bezahlung der Schwarzarbeiter benutzt. Von diesem „Schwarzgeld“ floss laut Anklage eine Provision zwischen acht und zwölf Prozent in die Taschen der Angeklagten. So wurden Sozialversicherung, Sozialkasse, Gerüstbau, Genossenschaft und Finanzamt um Umsatz- und Lohnsteuer betrogen. Die Organisation bestand fünf Jahre lang .

Der ältere der Brüder sitzt bereits wegen einer anderen Sache, die nach dem gleichen Schema verlief, eine Freiheitsstrafe ab. Auch eine weitere Angeklagte, eine 51-Jährige Frau, sitzt seit September 2016 in Untersuchungshaft. (mik)