Überfall auf Juwelier in KölnKalaschnikow-Räuber vor Gericht

Dieses Juweliergeschäft in der Weidengasse hatten die Räuber 2014 ausgeraubt.
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Köln – Es waren Szenen wie aus einem Actionfilm: Ende Oktober vergangenen Jahres preschen zwei Männer nachts in der Weidengasse mit einem Motorroller auf einen Wagen zu. Einer schießt mit einer Pistole eine Scheibe des Autos ein. Darin sitzt ein Juwelier, der Taschen voller eingeschmolzenen Goldes mit sich führt. Die Männer klauen die Taschen. Die Flucht ist holprig. Neben dem verunfallten Roller finden die Polizisten eine Maschinenpistole in einem Mülleimer. Im Februar dann die zweite filmreife Szene: Spezialkräfte der Polizei drängen einen Kastenwagen auf der Aachener Straße ab. Darin sitzen zwei Männer. Bei ihnen Teile der Beute. Nun stehen die beiden Festgenommen vor Gericht.
Drei Männer sollen laut Polizei direkt in den Überfall verwickelt sein. Zwei fuhren auf dem Roller, einer stand Schmiere. Der eine Angeklagte (33) räumt ein, mit auf dem Moped gesessen zu haben. Allerdings will er in das Verbrechen geschliddert sein, ohne dessen Ausmaße zu ahnen. Die Wurzel des Übels ist demnach Glücksspiel. Rund 2000 Euro Schulden habe er angehäuft, lässt er das Gericht mittels einer Übersetzerin wissen. Da sei ein „Freund“ auf ihn zugekommen und habe ihm eine Chance zur Geldbeschaffung unterbreitet.
Worum es sich genau dabei handelte, habe er nicht gewusst. Den Helm, die Handschuhe und die Tragetasche mit Reißverschluss habe er mehr oder minder fraglos entgegengenommen. Auch habe er die Tasche nicht geöffnet und die darin liegende nicht Maschinenpistole entdeckt. In der Tatnacht habe er sich Stunden vor dem Überfall in einer naheliegenden Spielhalle in Bereitschaft gehalten. Dann sei er hinten auf den Roller aufgesprungen. Der Schuss habe ihn selbst erschrocken, die Taschen mit dem eingeschmolzenem Gold haber er aber noch aus dem Auto herausgeholt. Bei der Flucht seien sie mit dem Roller gestürzt. Die Tragetasche, eigentlich gedacht für die Beute, habe sich geöffnet. Erst da habe er erstmals die Maschinenpistole zu Gesicht bekommen. Mit seinem behandschuhten Händen will er sie dann voller Schrecken weggeworfen haben. Aussagen, die den Richter zweifeln lassen. „Sie wissen, dass auf dem Gewehr Fingerspuren von ihnen gefunden wurden?“
Zweifelhaft findet der Vorsitzende anscheinend auch die weitere Geschichte. Sein Freund habe erfolglos versucht, die Beute zu verkaufen. Um Chancen für ein solches Geschäft im Ausland auszuloten, setzte der Dritte sich ab. Der Angeklagte wollte es derweil in Antwerpen versuchen. Er verstaute die Beute in einem Kastenwagen und machte sich mit dem zweiten Angeklagten auf den Weg. Dabei stoppten sie die Spezialkräfte.
Doch welche Rolle spielte der zweite Angeklagte wirklich? Hatte er tatsächlich mit der ganzen Tat „nichts zu tun“, wie der 33-jährige Angeklagte mit Hilfe seiner Dolmetscherin beteuerte. Brauchte er ihn nur, weil er selbst keinen Führerschein hat? Aber wenn er mit der Tat nichts zu tun hat, warum haben die beiden in der Tatnacht über Stunden miteinander telefoniert? Fragen, denen das Gericht am heutigen zweiten Verhandlungstag nachgehen will. (ngo)