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Nach ChersonErstmals fährt ein Sperrmüllwagen aus Köln ins ukrainische Kriegsgebiet

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau klebt einen Aufkleber auf ein Spezialfahrzeug, das in die Ukraine gefahren wird.

Die Spezialfahrzeuge werden als humanitäre Hilfe gekennzeichnet, bevor es losgeht. 

In einem Konvoi machten sich am Freitagmittag Freiwillige mit neun gespendeten Nutzfahrzeugen von Köln auf den Weg in die Ukraine.

Im Juni 2022 ist Julia mit ihren beiden Kindern aus der ukrainischen Stadt Sumy nach Köln geflohen. Am Freitag machte sie sich auf den Weg in die entgegengesetzte Richtung. Die 41-Jährige steuert einen Krankentransporter in ihr umkämpftes Heimatland. Neun gespendete Nutzfahrzeuge verließen gegen 13 Uhr das Gelände des Vereins Blau-Gelbes Kreuz in Bayenthal. 

„Es sind drei Rettungstransporter, drei Krankenwagen, zwei Feuerwehrfahrzeuge und ein Sperrmüllwagen“, zählt Linda Mai, Vorsitzende des Blau-Gelben Kreuzes auf. Alle Fahrzeuge seien angefordert worden und würden dringend benötigt. „Sie gehen direkt nach der Ankunft in den Dienst“, unterstreicht Mai.

Sperrmüllwagen geht nach Cherson

Die Spezialfahrzeuge sind für unterschiedliche Städte in der Ukraine bestimmt. „Der Sperrmüllwagen geht nach Cherson. Dort ist er nach den verheerenden Folgen der Staudamm-Sprengung dringend notwendig“, sagt Mai. Ziel der Rettungs- und Krankenwagen ist das Gesundheitsministerium in Kiew. Die beiden Feuerwehrfahrzeuge fahren in die Kölner Partnerstadt Dnipro.

Drei Frauen überprüfen die Papiere der Spezialfahrzeuge, die in die Ukraine fahren werden.

Frauenpower: Julia (im grünen T-Shirt) wird eines der Spezialfahrzeuge in die Ukraine fahren.

Die Frauen sind die Zukunft der Ukraine.
LInda Mai, Blau-Gelbes Kreuz

Fünf Frauen sind im Konvoi dabei. „Ich bin schon vier Mal mit Spenden in die Ukraine gefahren. Das gehört zu meinem Leben hier, der Ukraine zu helfen“, sagt Julia. Jedes Mal seien da andere Gefühle bei den Fahrten in das Land, in dem ihr Mann als Polizist arbeitet. Ein Erleben ist jedoch immer gleich:  „Wenn ich in die Ukraine komme, dann ist das wie die Ankunft in einem anderen Leben. Das ist wie eine Parallelwelt. Für mich sind es zwei völlig unterschiedliche Leben dort und hier.“

Situation so schlimm wie nie zuvor

„So schlimm wie derzeit war es noch nie seit Beginn des Kriegs. So viele Menschen wie jetzt mussten noch nie gerettet werden“, erklärt Linda Mai. Wie so oft sitzt auch sie hinter dem Steuer. Bis kurz hinter die polnisch-ukrainische Grenze werden die Fahrzeuge, die teilweise mit Spenden bepackt sind, gebracht. Dann übernehmen Menschen, die in der Ukraine leben. Mit zwei Begleitfahrzeugen fahren die Helfer wieder zurück nach Köln.

Die Spenden kommen aus unterschiedlichen Ecken. Gespendet haben die Feuerwehr Düsseldorf, die Entsorgungsunternehmen Remondis und Rewea, eine Gruppe des Blau-Gelben Kreuzes aus Rheine und die Stadt Köln. Vonseiten der Stadt Köln ist die nächste Spende schon in Sicht. Am kommenden Dienstag übergibt der Leiter des Grünflächenamts, Manfred Kaune, einen aus Altersgründen außer Dienst gestellten Lkw seines Amts. Der Laster, der laut Stadt in technisch einwandfreiem Zustand ist, wird in Kölns Partnerstadt Dnipro in den Dienst gehen.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, der am Freitag 512 Tage andauert, unterstützt der deutsch-ukrainische Verein Blau-Gelbes Kreuz die Ukraine. „Wir sind so dankbar für die Unterstützung und die vielen Spenden“, sagt Mai und mahnt dann: „Die Solidarität darf bitte nicht nachlassen. Wir brauchen sie unbedingt. So lange, bis wir gewonnen haben.“ Dann, so betont die unermüdliche Unterstützerin, werden es vor allem die Frauen sein, die die Ukraine wieder aufbauen werden. „Die Frauen sind die Zukunft der Ukraine.“