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Ukrainische FilmtageBilder aus einer friedlicheren Zeit

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Eine Frau sitzt in den Trümmer eines Hauses.

Das Drama „Klondike“ ist neben Komödien und Dokumentationen im Programm der Ukrainischen Filmtage vertreten.

Die „Ukrainischen Filmtage NRW“ zeigen in Kölner Kinos Produktionen aus der Ukraine, um die Kultur des Landes abseits des Kriegs sichtbar zu machen. 

Wenn Bomben auf die Wohnhäuser Kiews fallen, entsteht ein ohrenbetäubender Knall. Angriffe auf Menschen sind laut und plötzlich. Leise und schleichend hingegen vollzieht sich der Angriff auf ihre Kultur.   Bei dem Angriffskrieg Russlands soll auch die Geschichte der Ukraine vernichtet werden.

Das neue Projekt „Ukrainische Filmtage NRW“ des Kölner Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“ leistet Widerstand auf der Leinwand: Neun Städte laden im Juni und Juli dazu ein, die Werke von ukrainischen Filmschaffenden zu entdecken – darunter auch Köln. So soll die Kultur der Ukraine sichtbar bleiben. Die Filme aus verschiedenen Genres erzählen jedoch nicht nur vom Krieg, sondern auch vom alltäglichen Leben des Landes.

Die Filmtage als Beitrag zum Widerstand 

„Das Erste, was Russland in den besetzten Gebieten tut , ist den Städten neue Namen zu geben und Bücher zu verbrennen“, erklärt Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf. „Das zeigt, wie wichtig für die Aggressoren Kultur ist.“ Auch deswegen seien die Filmtage und die Präsentation der ukrainischen Kultur deshalb ein wichtiger Beitrag zum Widerstand.

Auch die Filmindustrie der Ukraine hat stark unter dem Angriffskrieg gelitten. Vor allem in den letzten 15 Monaten sei es Filmschaffenden nicht mehr möglich, zu arbeiten. „Manche von ihnen haben sich bereit erklärt, ihre Heimat zu verteidigen und sind dabei ums Leben gekommen.“

Ukrainische Filmindustrie leidet

Die ukrainische Filmproduzentin und Kuratorin der Filmtage, Olha Matat, erfährt die Auswirkungen des Kriegs auf die Szene am eigenen Leib. „Fast die ganze Industrie hat angehalten“, erklärt sie. Aktuell entstehen einige Kriegs-Dokumentationen, Spielfilme können nicht gedreht werden. Auch, weil staatliche Gelder hauptsächlich ins Militär fließen.

Etwas Hoffnung kommt aus den Kinosälen: Die Nachfrage in der Bevölkerung nach ukrainischen Produktionen sei seit Beginn des Kriegs 2014 auf einem Rekordhoch. Mit dem ukrainischen Zeichentrickfilm „Mavka“ verdiente die Filmindustrie Anfang des Jahres mehr Geld als mit allen Disney-Filmen davor.

Wir wollen auch zeigen, wer wir vor dem Krieg waren.
Olha Matat, Filmproduzentin und Kuratorin

Unter den neun Werken, die auf den Filmtagen gezeigt werden, sind Dramen sowie Komödien. „Wir wollten eine Balance zwischen Filmen über den Krieg und Filmen über unsere Lebensart finden“, betont Matat. In der sehr intimen Dokumentation „Fragile Memory“ macht sich der Regisseur mit seinem an Alzheimer erkrankten Großvater, auf die Suche nach seine Erinnerungen, bevor sie verblassen.

Die Tragikomödie „My Thoughts are Silent “ erzählt von der Reise eines Sohnes mit seiner Mutter. „Ich hoffe, dass das Publikum einen Einblick in das gewöhnliche Leben in der Ukraine bekommen“, erklärt Matat. „Wir wollen auch zeigen, wer wir vor dem Krieg waren.“

Das vollständige Programm gibt's hier.

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