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Ungewisse ZukunftWas passiert in den Testzentren, wenn Ungeimpfte zahlen müssen?

Lesezeit 4 Minuten
Testzentrum

Großer Andrang herrschte in den Testzentren wie hier am Breslauer Platz, als noch weniger Menschen geimpft waren.

Köln – Noch sind sie an jeder zweiten Straßenecke zu sehen − die Coronatestzentren. Doch das geplante Ende der kostenlosen Bürgertests für Ungeimpfte zum 10. Oktober könnte zu einer deutlichen Reduzierung der derzeit 655 aktiven Kölner Testzentren führen. „Das Testaufkommen wird mit Sicherheit zurückgehen“, glaubt Giuseppe Severino, Betreiber einer Corona-Teststation auf dem Clouth-Gelände in Nippes.

Weniger sicher sind sich in diesem Punkt die beiden Geschäftsführer des Gesundheitsdienstleisters a.l.c.. Die Firma betreibt drei Testzentren und bietet zudem Coronatests in Betrieben an. „Zu bedenken ist, dass künftig für Ungeimpfte bei Aktivitäten wieder mehr Negativtests gefordert sein werden. Der Bedarf wird bleiben“, sagt Katja Bigalk und fügt hinzu: „Ich finde es schwierig, etwas vorauszusagen.“ Das gilt auch für den künftigen Preis eines offiziellen Corona-Schnelltests.

Er könnte bei etwa 20 Euro liegen. „Derzeit stellen wir die Tests für Menschen, die ihren Wohnsitz nicht in Deutschland haben, mit 21 Euro in Rechnung“, sagt a.l.c.-Mitgeschäftsführer Klaus Clasing. Auch Thomas Preis, Kölner Sprecher des Apothekerverbands Nordrhein, hält einen Preis von um die 20 Euro für realistisch.Gut findet er das allerdings nicht.

Apotheker befürchtet „Zwei-Klassen-Gesellschaft“

„Ich finde es verständlich und genau richtig, das Impfen zu fördern, weil es der richtige Weg in der Pandemie ist“, betont er. Allerdings sei auch das Testen sehr wichtig, um Infektionen zu erkennen. „Es ist wichtig, weiter möglichst viel zu testen. Jeder, der sich testen lässt, schafft ein Stück mehr Sicherheit für die, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.“ Bei kostenpflichtigen Tests sieht Preis die Gefahr einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“. „Dann wird getrennt zwischen Menschen, denen die Kosten nicht wehtun und jenen, die sich einen Test nicht leisten können.“

Immerhin: Die mehr als 40 Kölner Apotheken, die derzeit einen Corona-Schnelltest anbieten, werden auch bei einem Ende der kostenlosen Bürgertests für Ungeimpfte weiter Schnelltests durchführen. „Auf jeden Fall werden die Apotheken das Testangebot aufrecht erhalten, auch wenn es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt“, sagt Preis. Das dürfte auch für die Arztpraxen, die Schnelltests und PCR-Tests anbieten, gelten. In Köln sind es rund 80.

Eine solch klare Aussage für die Zukunft kann der Betreiber der Teststation auf dem Clouth-Gelände nicht machen. „Für uns stellt sich dann möglicherweise die Frage, ob es sich betriebswirtschaftlich noch lohnt, die Teststation aufrecht zu erhalten“, gibt Severino zu bedenken. Das werde sich zeigen.Er habe das Testzentrum aufgebaut, um die Existenz zu sichern. „Wir bleiben beweglich“, lautet das Motto des Betreibers, der eigentlich Permanent-Make-up-Artist ist.

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Von rund 30 Mitarbeitenden in den Hochzeiten des Testens hat er sein Team ohnehin schon auf ein gutes Dutzend abgebaut. Grundsätzlich kämen aber auch geimpfte und genesene Menschen, um sich testen zu lassen. „Die Nippeser sind eben vorsichtig“, sagt Serverino. Haben sie damit recht? Wie sinnvoll sind Corona-Tests für Geimpfte und Genesene?

„Geimpfte und Genesene haben nur sehr selten schwere Verläufe und infizieren sich seltener als nicht geimpfte und nicht genesene Personen. Wenn sie sich doch infizieren, übertragen sie das Virus nach aktuellen Studien auch seltener. Dennoch ist es in bestimmten Situationen sinnvoll, dass sie sich auch testen lassen“, heißt es auf Rundschau-Nachfrage an das Gesundheitsamt. Situationen, in denen ein negativer Schnelltest für Geimpfte oder Genesene sinnvoll ist, sind beispielsweise Besuche bei besonders Gefährdeten. Hierzu gehören hochbetagte und kranke Menschen.

Wie hoch der Anteil von Ungeimpften, die Bürgertests machen, ist, wird nicht erhoben. Sicher dürfte es sich um den Großteil der rund 21.000 Menschen, die sich derzeit täglich in Köln mit einem Abstrich auf Antikörper untersuchen lassen, handeln. Ein Aufkommen, bei dem noch gut Luft nach oben ist. Denn die Testzentren sind momentan nur zu etwa 25 Prozent ausgelastet.

Im Durchschnitt waren zwischen 0,2 und 0,5 Prozent der Bürgertests in Köln positiv. Dann wird ein PCR-Test erforderlich. Er klärt, ob sich der Verdacht bestätigt und wirklich eine Infektion vorliegt.