Rekonstruktion dringend nötigVerfallene römische Stadtmauer in Köln wird saniert

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Bei der Rekonstruktion der Römermauer sollen die originalen Elemente deutlich sichtbar bleiben.

Bei der Rekonstruktion der Römermauer sollen die originalen Elemente deutlich sichtbar bleiben.

Köln – Auf den ersten Blick ist es nur eine ziemlich kaputte alte Mauer mit tiefen Löchern und herausbröckelnden Steinen. Doch Geschichtsbewusste wissen: Hier handelt es sich um ein einzigartigartiges Bauwerk der Antike und eines der bedeutendsten Bodendenkmäler in NRW. Das 76 Meter lange Stück der römischen Stadtmauer am Mühlenbach in der Nähe des Waidmarkts ist in beklagenswertem Zustand.

Doch das soll sich bald ändern. Die NRW-Stiftung fördert die Restaurierung und statische Ertüchtigung der Römermauer mit 250 000 Euro. Am Mittwoch überreichte Vorstandsmitglied Karl-Heinz Erdmann die Zusage an die Vorsitzende des Fördervereins Römische Stadtmauer Köln, Barbara Schock-Werner, und den Leiter des Römisch-Germanischen Museums (RGM), Marcus Trier.

Römer-Mauer in Köln ist verfallen

Er habe eigentlich gedacht, in Köln werde alles aus der Römerzeit nachhaltig gesichert, bekannte Erdmann. „Dem ist anscheinend nicht so, wenn man den Zustand hier sieht.“ Jahrzehntelang wurde die 2,40 Meter starke Mauer dem Verfall preisgegeben, entsprechend groß ist jetzt der Finanzbedarf für ihren Erhalt, der auf mehr als zwei Millionen Euro geschätzt wird.

Für den ersten Bauabschnitt hat der Verein aus eigenen Mitteln 100 000 Euro aufgebracht. Die Stadt steuert 250 000 Euro bei, der Bund 400 000 Euro und das Land NRW 200 000 Euro.

Die Fundamente seien in schlechterem Zustand als gedacht, sagte Schock-Werner. Das liegt auch daran, dass die Kölner seit dem Mittelalter unter den Fundamenten Keller anlegten, so dass sich dort jetzt diverse Hohlräume befinden, was weitere Untersuchungen erfordert.

Original Römer-Mauer in Köln soll konserviert werden

Ziel der Restaurierung ist nicht nur, das vorhandene Originalmauerwerk zu konservieren. Tatsächlich soll das rund 1900 Jahre alte Bauwerk auch so weit rekonstruiert werden, dass man es wieder als Stadtmauer erkennen kann. Laut Schock-Werner werden die Mauerreste zwar nicht ganz bis auf die römische Originalhöhe von mehr als 8 Metern aufgestockt, aber immerhin bis auf die Geländekante des oberhalb gelegenen Spielplatzes zuzüglich einer Brüstung als Absturzsicherung.

Ein Entwurf des Architekturbüros Kaspar Kraemer zeigt, wie das mal aussehen könnte (siehe Visualisierung). Dabei sollen sich die Originalmauerreste einerseits in das Gesamtbild der Stadtmauerrekonstruktion einfügen. Andererseits sollen sie aber auch in Zukunft mit ihren Beschädigungen eindeutig als historische Substanz zu erkennen sein.

Karl-Heinz Erdmann von der NRW-Stiftung (r.) mit Barbara Schock-Werner und Marcus Trier (l.) vor der Römermauer.

Karl-Heinz Erdmann von der NRW-Stiftung (r.) mit Barbara Schock-Werner und Marcus Trier (l.) vor der Römermauer.

Im Entwurf erinnert ein Metallgitter an die Zinnen des früheren Wehrumgangs. Wie die Oberflächen der rekonstruierten Stadtmauer am Ende gestaltet werden, sei noch zu klären, dafür hole man sich Rat von außen, betonte Trier. „Das ist ein Prozess, den wir mit internationalen Experten in Workshops abstimmen.“ Ein Partner dabei sei Xanten, wo man bereits über viel Erfahrung im Umgang mit der dortigen römischen Stadtmauer verfüge.

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Schock-Werner erklärte, wo die Mauerreste so marode sind, dass man Blendmauern davor setzen müsse, werde dafür wie beim Original Grauwacke verwendet. Im rechten Teil des Mauerfragments soll der einst dort befindliche 9,20 Meter breite Rundturm als Halbschale rekonstruiert werden. Das diene nicht nur dem Gesamteindruck der Mauer, sondern auch statischen Zwecken. Wie ein Strebepfeiler soll der Turm den Druck des Erdreichs an dieser Hanglage auffangen. Der Turm war einer von ehemals 19 Wehrtürmen an der Römermauer.

Wenn in einigen Jahren alles fertig ist, soll die kleine Grünfläche vor der Mauer zu einem „Römergarten“ umgestaltet werden. Dann soll man das Bauwerk nicht nur vor Ort bestaunen können, sondern auch digital. Kulturdezernent Stefan Charles plane, alle römischen Punkte in Köln zu vernetzen und mit modernen Kommunikationsmitteln zu erschließen, so Schock-Werner.

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