„Wahnsinn, was das kostet“Wie Kölner auf die explodierenden Sprit-Preise reagieren

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Der Spritpreis klettert weiter. 

Köln – Der Liter Super für fast 1,80 – klar, dass auch die Kölner über die hohen Spritpreise ächzen. Weil sie jedoch auf das Auto angewiesen sind, ist es für viele keine Option, ihr Auto stehenzulassen – zumindest noch nicht. Wann ist die Schmerzgrenze erreicht? Welche Alternativen gibt es, und was erwarten die Bürger von der Politik? Wir haben uns an den Zapfsäulen umgehört.

Als die Tanksäule 100,34 Euro anzeigt, reicht es Eva, und sie zieht den Zapfhahn aus dem Tank. Dabei ist ihr Auto mit 57,7 Liter, die sie am Montag Vormittag für den Preis erhält, bei weitem noch nicht vollgetankt. Knapp 1,74 Euro zahlt die junge Frau an diesem Tag bei Aral Tankstelle an der Rolshover Straße in Humboldt-Gremberg. Weil die Tankstelle nahe einer Autobahnauffahrt steht, gehört sie ohnehin zu denen, an denen man mehr für den Liter Sprit zahlen muss. Doch wirklich billiger ist es woanders in der Stadt in diesen Tagen auch nicht.

Wenn das Auto dringend benötigt wird

„Knaller, oder?“, kommentiert Eva mit deutlich sarkastischem Unterton diesen für sie neuen Rekordpreis. „Ich bin im Außendienst tätig, brauche das Auto also für die Arbeit und kann zum Glück einiges von der Steuer absetzen“, erzählt sie. Zwar verdient sie so gut, dass es bei ihr noch ein wenig Spielraum nach oben gibt, sie räumt aber ein: „Anderen Menschen werden diese Preise deutlich mehr wehtun, und für die tut mir das auch wirklich leid. Für mich ist es derzeit noch nur sehr ärgerlich, bei anderen geht es jedoch an die Existenz.“

Ihr Mann habe sein Auto bereits verkauft und halte derzeit nach einem Elektrowagen Ausschau. Eine Überlegung, die bei dem Ehepaar bereits vor dem dramatischen Anstieg der Spritpreise konkrete Formen angenommen hat – schon alleine aus Umweltgründen. Dennoch ist sich Eva sicher: „Das ist schon frech, was man aktuell zahlen muss. Ich finde auch, dass die Politik eine Preisbremse einrichten muss, um die Existenzängste vieler Menschen aufzufangen. Irgendwas muss zum Schutz der Leute einfach gemacht werden.“

Auf Hilfe der Politik wird nicht gesetzt

Mirek dagegen glaubt nicht wirklich daran, dass die Politik einschreiten wird beziehungsweise das überhaupt will. „Die verdienen doch daran, und die Leute müssen tanken, wenn sie auf das Auto angewiesen sind“, so seine Erklärung, während er an der Esso an der Neusser Landstraße in Niehl darauf wartet, dass sein Auto fertig aus der Waschanlage kommt. Zur Erinnerung: Rund 66 Prozent des Gesamtpreises bei Benzin setzen sich aus Steuern und Abgaben zusammen, bei Diesel sind es etwa 58 Prozent. Mireks Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht, was daran liegt, dass er nur sehr wenig mit dem Auto fährt und dementsprechend selten tanken muss. „Ich kann glücklicherweise mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Wahrscheinlich tanke ich nur so etwa alle drei Monate für 60, 70 Euro“, erzählt er.

Lohnt der Umstieg auf E-Autos wirklich?

Allerdings würden bei ihm auf der Arbeit immer mehr Kollegen auf E-Autos umsteigen oder dies zumindest planen. Mirek ist aber skeptisch, ob sich das wirklich lohne. „Der Strom wird ja zurzeit auch immer teurer“. Ab wann würde er aufs Auto komplett verzichten? „Wenn der Liter Diesel zwei Euro kostet, glaube ich, werde ich mein Auto wohl verkaufen.“

Wie sich die exorbitanten Spritpreise auch auf Personengruppen niederschlagen können, die selbst kein Auto fahren, verdeutlicht das Beispiel eines Mannes, der im mobilen Pflegedienst tätig ist. „Wir müssen ja trotzdem zu den Leuten, um sie zu versorgen. Es ist einfach der Wahnsinn, was der Sprit derzeit an Kosten ausmacht bei vier, fünf Autos in der Einrichtung.“

Auch bei den Tankstellen-Mitarbeitern ist der Ärger über die hohen Spritpreise längst angekommen. Öffentlich dürfen sie sich nicht äußern. Aber im Gespräch mit ihnen hört man schon heraus, dass die Kunden zurückgehen. „Sehen Sie doch raus, sehen Sie dort gerade ein Auto?“, fragt die Mitarbeiterin einer Tankstelle. Das sei für einen Montagvormittag, auch wenn Ferien seien, eher ungewöhnlich. Ihre Vermutung: „Die Leute fahren wahrscheinlich noch mehr zu den günstigeren Tankstellen, um wenigstens noch ein paar Cent sparen zu können.“

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